Die niederösterreichische Firma „Würth“ bietet ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seit heuer eine sechste Urlaubswoche. Sie soll das Wohlbefinden und die Work-Life-Balance der Beschäftigten verbessern. Und: „Wir sehen das auch als Zeichen der Wertschätzung“, sagt der Geschäftsführer.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Handelskonzerns „Würth“ müssen heuer eine Woche weniger arbeiten. Denn die Firma hat die sechste Urlaubswoche eingeführt. Sie gilt für alle mit mindestens einem Jahr Firmenzugehörigkeit.
Damit will Geschäftsführer Alfred Wurmbrand „die Bedingungen für die Mitarbeitenden laufend weiterentwickeln und auf ihre Bedürfnisse abstimmen.“ Ausreichend Erholung sei wichtig, „nur so können auch das Wohlbefinden und die Produktivität gesteigert werden.“
Davon profitieren rund 1.000 Beschäftigten bei „Würth“. Das Unternehmen hat sich auf den Handel mit Montage- und Befestigungsmaterial spezialisiert. Seit 1999 hat die Firma ihren Sitz im Mostviertel. Mittlerweile umfasst die Produktpalette von Schrauben über chemisch-technische Produkte über 120.000 Artikel. „Die Lebens- und Arbeitsrealitäten unserer Zeit haben sich gewandelt“, begründet der zweite Geschäftsführer Willi Tumler die neue Unternehmensregelung. „Mit Einführung der sechsten Urlaubswoche ermöglichen wir unseren Mitarbeitenden nicht nur eine bessere Work-Life-Balance, sondern sehen dies auch als Zeichen der Wertschätzung.“
Den allermeisten Österreicherinnen und Österreichern steht die sechste Urlaubswoche erst nach 25 Dienstjahren zu – und nicht wie bei „Würth“ schon nach einem Jahr. Zwar können Arbeitnehmer:innen Vordienstzeiten geltend machen, allerdings sind maximal 12 Jahre anrechenbar. Das heißt: Wer Job wechselt, muss mindestens 13 Jahre im selben Unternehmen verbleiben, um die Extra-Urlaubswoche zu bekommen – egal, wie lange man davor schon woanders geschuftet hat.
Die Arbeiterkammer (AK) Niederösterreich fordert die generelle sechste Urlaubswoche nach 25 Dienstjahren schon länger. Und zwar „egal, in wie vielen Unternehmen man gearbeitet hat“, sagt AK-Präsident Markus Wieser.
„Deshalb freut es mich, dass die Firma Würth die sechste Urlaubswoche freiwillig für alle ihre Beschäftigten schon nach einem Jahr der Betriebszugehörigkeit – unabhängig von Vordienstzeiten – eingeführt hat. Ich hoffe, es werden weitere Unternehmen dem Beispiel folgen“, so Wieser.
Einzelne Kollektivverträge haben jetzt schon für Arbeitnehmer:innen günstigere Regelungen. Beschäftigte in der Gesundheits- und Krankenpflege etwa haben seit 2022 ab dem 44. Lebensjahr Anspruch auf die sechste Urlaubswoche. Beamtinnen und Beamte im öffentlichen Dienst haben ab 43 Lebensjahren ebenfalls sechs Urlaubswochen.
Nicht nur die niederösterreichische Firma „Würth“, sondern immer mehr Unternehmen in ganz Österreich versuchen, sich durch Benefits als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Viele wollen damit dem Personalmangel entgegenwirken und Fachkräfte anlocken.
Das Linzer Software-Unternehmen „Team Echo“ etwa verkürzte bereits letztes Jahr die Arbeitszeit auf 35 Stunden – bei vollem Lohn. Die Mitarbeiter:innen seien jetzt ausgeglichener und gesünder, berichtete der Chef danach.
Hoch im Kurs steht auch die 4-Tage-Woche. In Kärnten gibt es eine Reihe an Betrieben, die auf die kürzere Woche umgestellt haben (die NeueZeit hat berichtet). Ein Friseursalon in St. Veit hat nun überhaupt nur mehr vier Tage geöffnet. „Geht’s dem Team gut, dann geht es auch den Kundinnen und Kunden gut – und natürlich auch dem Betrieb“, begründet Inhaberin Barbara Bein ihre Maßnahme.
Der Automationsspezialist „B & R“ aus Oberösterreich setzt überhaupt auf eine drastische Lösung. Weil die Auftragsbücher voll sind und neues Personal schwer zu bekommen ist, bietet die Firma befristet auf ein Jahr eine 2-Tage-Woche. Die Beschäftigten, die in das Modell einsteigen, müssen nur Samstags und Sonntags arbeiten und bekommen trotzdem den Vollzeit-Lohn.
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