Weniger Arbeitsstunden bei gleichem Gehalt: Immer mehr Unternehmen steigen auf die 4-Tage-Woche um. So auch die Onlinebank „Atom“ in Großbritannien. Damit will das Unternehmen die Work-Life-Balance und damit das Wohlbefinden ihrer Angestellten erhöhen – aber auch die Produktivität.
Seit 1. November haben alle über 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Atom Bank die Möglichkeit auf drei Tage Wochenende. Das Angebot ist freiwillig, die Arbeitszeiten werden für alle verkürzt: von 37,5 auf nur 34 Stunden.
Wer das Angebot annimmt, arbeitet im britischen Unternehmen jetzt 8,5 Stunden pro Tag, dafür nur vier Tage in der Woche – in Summe also 34 Wochenstunden. Die meisten Angestellten entschieden sich für die kürzere Woche und genießen nun Freitag oder Montag als zusätzlichen freien Tag.
We’re moving to a four-day week 🗓️🙌
Our team will be working a 34-hour week with no reduction to their salaries
We want to support our people in their mental and physical wellbeing, and to unlock better productivity for our bank 🏃🧠
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— Atom bank (@atom_bank) November 23, 2021
4-Tage-Woche im Test
Die Onlinebank führt die 4-Tage-Woche als erste in Großbritannien ein, ist mit ihrem Pilotprojekt jedoch nicht allein. Als Vorreiter der 4-Tage-Woche gilt Island. Dort wurde sie von 2015 bis 2019 ausführlich getestet. Auch Neuseeland und einige große Unternehmen wie Microsoft Japan zogen nach. Das Ergebnis ist immer dasselbe: Die verkürzten Arbeitszeiten führen zu besserem Wohlbefinden und Zufriedenheit bei den Angestellten. Die Produktivität wird nicht nur gehalten, sie wird meist sogar gesteigert. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten effizienter und schaffen die gleiche Arbeit in kürzerer Zeit. Umweltfreundlich ist die 4-Tage-Woche obendrein: Durch die reduzierte Bürozeit sinken der Strom- und Papierverbrauch.
In der heutigen Arbeitspraxis dauern Bürozeiten in der Regel von Montag bis Freitag, von 9 bis 17 Uhr. Der Unternehmenschef der Atom Bank, Mark Mullen, bezeichnet das als „altmodisch“. Er ruft zur „Evolution des Arbeitsmarkts“ auf. Gerade die Covid-19-Pandemie hätte gezeigt, dass neue Arbeitsweisen schnell umgesetzt werden können. Die Möglichkeit zum Home Office will Banken-Chef Mullen beibehalten. Büroarbeit und tägliches Pendeln zwischen Zuhause und Arbeit hält er für überflüssig. Von der neuen Reglung erhofft Mullen sich außerdem, die Attraktivität der Bank als Arbeitsplatz für junge Leute zu erhöhen. Er sieht eine starke Präferenz für flexibles Arbeiten, die durch die Pandemie weiter unterstrichen wurde.
Weniger Arbeitsstunden für mehr Gerechtigkeit
Nicht ohne Grund ist die 4-Tage-Woche auch eine Forderung des Frauenvolksbegehren. Verkürzte Arbeitszeiten bei gleichem Gehalt sind ein großer Schritt hin zu einem geschlechtergerechten Arbeitsmarkt. Viele Frauen arbeiten in Teilzeit, da sie neben der Lohnarbeit auch unbezahlte Pflege- und Haushaltsarbeit leisten müssen. „Die einen machen – staatlich gefördert – Überstunden, die anderen können von ihrem Teilzeitjob kaum leben. Immer noch überwiegend Frauen leisten unbezahlte Familien- und Hausarbeit, während viele Männer 40 und mehr Stunden arbeiten müssen, damit es sich am Ende irgendwie ausgeht“ kritisiert das Volksbegehren.
Atom Bank Geschäftsführer Mark Mullen fasst die Vorteile der Arbeitszeitverkürzung so zusammen:
„Die 4-Tage-Woche gibt unseren Angestellten mehr Möglichkeiten ihren Leidenschaften nachzugehen, Zeit mit ihren Familien zu verbringen und eine gesündere Work-Life-Balance aufzubauen. Wir sind stolz eines der ersten Unternehmen zu sein, das die 4-Tage-Woche für all unsere Angestellten einführt und wir hoffen, dass viele andere nachziehen.“