Kärnten führt ab Herbst den gratis Kindergarten ein. Dadurch sparen Eltern zwischen 1.300 € (für einen Halbtagesplatz) und 4.000 € (für einen Ganztagesplatz) pro Jahr. Auch in Wien und im Burgenland ist der Kindergarten ganztägig kostenlos. Die übrigen sechs Bundesländer mit ÖVP-Regierungsbeteiligung stehen beim gratis Kindergarten noch auf der Bremse.
Für eine alleinerziehende Mutter eines fünfjährigen Buben kommt der gratis Kindergarten in Kärnten zur richtigen Zeit. Im Gespräch mit der NeuenZeit zeigt sie sich erleichtert:
Es ist alles so teuer geworden. Ich kann mir die Wohnung von uns zweien kaum noch leisten. Ich muss mehr arbeiten, aber weiß nicht, was ich mit meinem Kind am Nachmittag machen soll. Jetzt kann er länger im Kindergarten bleiben und ich muss nichts dafür zahlen. Das ist wirklich super.
Immer mehr Eltern machen sich Sorgen um die Finanzierung von Bildung und Betreuung ihrer Kinder. Schulausflüge, Skikurse oder mittlerweile sogar auch die Nachmittagsbetreuung sind für viele nicht mehr leistbar. Um nicht bei den kleinsten Kids sparen zu müssen, führt die Kärntner Landesregierung als drittes Bundesland ab Herbst den gratis Kindergarten ein. Auch Pädagoginnen und Pädagogen bekommen bis zu 40 Prozent mehr Gehalt.
So ersparen sich die Kärntner Eltern und Erziehungsberechtigten von rund 22.000 Kindern zwischen 1.300 Euro (für einen Halbtagsplatz im Kindergarten) und 3.000 Euro (für einen Ganztagsplatz in der Kinderkrippe).
Kärntens „Roadmap“ zur kinderfreundlichsten Region Europas
Kärnten will zur „kinderfreundlichsten Region Europas“ werden und reformiert mit gleich mehreren Beschlüssen die Kinderbetreuung. Seit 2018 arbeitet die Landesregierung besonders intensiv daran und setzte seitdem gleich mehrere Maßnahmen. Ziel ist es, die Qualität der Betreuung sowie die Arbeitsbedingungen für das Arbeitspersonal zu verbessern. Das neue Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz ist für Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) „die größte Reform im Bereich der Elementarpädagogik seit 1945 und ein Meilenstein für alle Kinder, Familien und Pädagoginnen und Pädagogen.“
Vor dem neuen Gesetz hat die Kärntner Landesregierung das „Kinderstipendium“ eingeführt, das den Besuch der Betreuungseinrichtung schon stufenweise vergünstigt hat. Letzten Herbst übernahm das Land mit dem Stipendium 100 % der Durchschnittskosten für einen Betreuungsplatz. Ab jetzt wird er für alle vollständig kostenlos.
„Kinderbetreuung darf nicht von der Brieftasche der Eltern abhängig sein. Jedes Kind soll in Österreich von Geburt an dieselben Bildungschancen bekommen“, so der Landtagsabgeordnete und Vater zweier kleiner Mädels, Maximilian Rakuscha (SPÖ), im Gespräch mit der NeuenZeit.
Ab Herbst: Kinder, Eltern und Pädagog:innen profitieren von Gratis-Kindergarten in Kärnten
Im gesamten Bundesland arbeiten rund 3.600 Personen in 700 elementarpädagogischen Einrichtungen. Rund 22.000 Kärntner Kinder besuchen den Kindergarten oder eine Kinderkrippe. Mit der Reform bekommen Pädagog:innen und Assistent:innen durchschnittlich um 20 Prozent mehr Lohn.
Die Landesfrauenvorsitzende des Österreichischen Gewerkschaftsbundes Kärnten Silvia Igumnov rechnet vor:
Ab Herbst 2023 wird eine Kleinkindbetreuerin im 3. Berufsjahr monatlich 343 Euro netto mehr, eine Kindergartenpädagogin im 6. Berufsjahr um 160 Euro mehr verdienen.Um den Job attraktiver zu machen, soll die Arbeitszeit auf 37 Stunden reduziert werden.
Die Kindergarten-Gruppen werden ebenfalls von derzeit 25 auf maximal 20 Kinder reduziert – so haben die Pädagoginnen und Pädagogen mehr Zeit für die Kids. Der Personalmangel in den Kindergärten in Österreich ist groß, in Kärnten können sich dank der besseren Bezahlung und der Arbeitsreduzierung immer mehr vorstellen, diesen Beruf zu erlernen. Die betroffene Mutter erzählt im Gespräch mit der NeuenZeit:
Meine kleine Schwester, okay, was heißt klein, sie ist 33, aber die will jetzt auch die Ausbildung zur Kindererzieherin machen. Sie hat sich´s eh schon immer überlegt – zurzeit ist sie Buchhalterin – aber für den Verdienst und die Anstrengung bei dem Job, hat sie sich dagegen entschieden. Aber jetzt sollen die ja auch mehr verdienen und kleinere Gruppen kriegen. Jetzt hat sie sich entschieden: Jap, ich machs.
Gratis-Kindergärten nur in roten Bundesländern. Zufall? ÖVP-Bundesländer hinken hinterher
Seit Peter Kaiser Landeshauptmann ist, hat Kärnten das Budget für die Elementarpädagogik von 44 auf 90 Millionen Euro erhöht. Denn das Geld für den Gratiskindergarten kommt nicht etwa von der schwarz-grünen Bundesregierung, sondern muss vom Land selbst finanziert werden. In Wien mit Landeshauptmann und Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) gibt es den kostenlosen Kindergarten bereits seit 2009 und im Burgenland mit Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (ebenfalls SPÖ) seit 2019.
In den restlichen sechs Bundesländern müssen die Eltern für die Betreuung ihrer Kids noch ordentlich zahlen. Interessant dabei ist, dass in den übrigen Bundesländern jeweils die ÖVP im Regierungskabinett sitzt.
„Vor allem ist es ja nicht nur für mich entspannter, sondern der Kleine merkt auch, dass ich mir finanziell nicht mehr so Sorgen machen muss. Außerdem kann er jetzt auch mit seinen Freunden länger spielen. Na ich find den gratis Kindergarten wirklich super,“ erzählt die alleinerziehende Mutter des Fünfjährigen.