30.000 Jobs beim deutschen Automobilhersteller VW wackeln. Außerdem soll die Belegschaft von Volkswagen auf 10 Prozent des Gehalts verzichten. Das gibt ein Einsparungsziel des Top-Managements von 4 Mrd. Euro vor. Gleichzeitig zahlt der Konzern im zweiten Quartal 2024 4,5 Milliarden Euro an Dividenden an seine Aktionäre aus. Mit dieser Summe könnte man eine einzige VW-Fabrikarbeiterin 92.024 Jahre lang bezahlen.
Der Volkswagen Konzern ist in der Krise. Schlechte Quartalszahlen und ein miserables China-Geschäft sorgen für Gewinneinbrüche um 64 Prozent bei VW. Schuld sind chinesische Konkurrenz, ein schrumpfender Automarkt und fehlende Wachstumsperspektiven, heißt es. Der daraus abgeleitete Sparkurs wird vor allem Angestellte treffen. Ein Viertel der VW-Angestellten bangen nun um ihren Lohn und ihren Arbeitsplatz.
VW Krise: Bei Angestellten einsparen, bei Aktionären spendabel sein
Vor den heurigen Lohnverhandlungen erwägt das Management des größten deutschen Autobauers, mindestens drei Werke in Deutschland zu schließen. Das einstige Vorzeigebeispiel einer gerechten Unternehmensstruktur wackelt und die Arbeiter:innen müssen zurückstecken. Kein einziges der 10 Werke sei sicher, so der Betriebsrat. Nicht sicher sind auch die Boni für Langzeitbeschäftigte bei VW. Auch die Jobgarantie wackelt. Insgesamt arbeiten 120.000 Menschen in deutschen VW-Werken. Zusätzlich soll die Belegschaft auf 10 Prozent des Gehalts verzichten. Die 4,5 Milliarden Euro an Dividenden für die Aktionäre von VW werden allerdings nicht angetastet.
Schlechte Manager zu gut bezahlt?
Neben den Aktionären, verdient auch das Top-Management weiterhin gut. VW-CEO Oliver Blume etwa erhält laut des Geschäftsberichts aus dem Jahr 2023 9,7 Millionen Euro für seine Tätigkeit. Das entspricht dem 200-fachen Jahresehalt eine:r Fließbandarbeiter:in. Herr Blume, war übrigens auch derjenige, der bei den deutschen Koalitionsverhandlungen der Ampelregierung stolz verlautbarte, einen direkten Draht zum Ex-Finanzminister Christian Lindner gehabt zu haben. Das bescherte ihm die Garantie, die viel kritisierten E-Fuels im Koalitionsvertrag der späteren und aktuell scheidenden Regierung zu haben.
Auch die verpasste grüne Wende verursacht jetzt Gewinneinbrüche und hohe Kosten durch den Zukauf von Bauteilen und Software. Ausbaden darf diese Fehlentscheidungen die Belegschaft, die kein Mitspracherecht bei dem Kurs des Konzerns hatte. Aber die Krise bleibt nicht bei VW allein – auch Zulieferer der Autoindustrie werden Jobs streichen. Im niederösterreichischen Berndorf arbeiten beim Autozulieferer Schaeffler 470 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ob sie auch sich sorgen machen müssen? Noch ist der VW-Golf das beliebteste Auto in Österreich. Doch wenn VW weiter strauchelt, könnte es in Zukunft möglicherweise ein anderes werden.
hans.payrleithner@aon.at