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5,50€ Stundenlohn für Corona Contact-Tracing: Land Oberösterreich schreibt Stelle unter Armutsgrenze aus

Bild: Land OÖ/Mayrhofer

Das Land Oberösterreich sucht Mitarbeiter für das Corona Contact Tracing. In einer neuen Stellenausschreibung werden dafür aber nur 934€ Netto-Gehalt angeboten. Das ist nicht nur deutlich weniger als das Mindestgehalt für Bedienstete im öffentlichen Landesdienst, sondern liegt auch unter der Armuts-Gefährdungsschwelle. Bereits im Sommer wurden Ferialjobs zu diesem Niedrig-Lohn vergeben. ÖVP-Landeshauptmann Stelzer gibt sich bedeckt, sein Sprecher bezeichnet das niedrige Gehalt als „wertvollen Erfahrungsgewinn für Studierende“.

Oberösterreich sucht Mitarbeiter für den Corona-Krisenstab des Bundeslandes. Das Land braucht zusätzliches Personal für das Contact Tracing bei Covid-19 Infektionen. Außerdem sollen die neuen Mitarbeiter bei der Vereinbarung von Corona-Tests mithelfen oder „diverse Anfragen“ bearbeiten.

So weit, so verständlich. Der große Haken: Für den Job wird ein Bruttogehalt von nur 1.100 Euro auf Vollzeit-Basis angeboten. Das liegt deutlich unter dem Mindestgehalt für Vertragsbedienstete beim Land Oberösterreich. Beschäftigte in der untersten Funktionslaufbahn des Landesdienstes erhalten zumindest 1.785,50 Euro. Weniger bekommt kein Mitarbeiter, keine Mitarbeiterin des Landes Oberösterreich.

Oberösterreich will Netto-Stundenlohn von 5,50€ bezahlen

Die neuen Mitarbeiter für das Corona Contact Tracing sollen aber deutlich schlechter bezahlt werden. Sie erhalten 685 Euro weniger als das absolute Mindestgehalt im öffentlichen Dienst in Oberösterreich. Das ist ein netto-Stundenlohn von etwa 5,50 Euro.

Melden sich die neuen Corona-Mitarbeiter zusätzlich für Wochenend-, Feiertags- und Abend-Dienste, erhalten sie immerhin ein Bruttogehalt von 1.500 Euro. Aber auch das liegt immer noch unter dem Mindestgehalt im Landesdienst.

Im Karriereportal des Bundeslandes wird der Job trotzdem angepriesen. Gesucht werden „interessierte Studentinnen und Studenten, die neben ihrem Studium praktische Erfahrungen sammeln und bei der Bewältigung der Corona-Pandemie“ mitarbeiten wollen. „Mehrere Dutzend“ Bewerbungen seien bereits eingegangen, sagt das Land Oberösterreich.

Screenshot der Stellenausschreibung: Das Land Oberösterreich will Mitarbeiter unter der Armutsschwelle bezahlen

OÖ-Gehalt liegt unter der Schwelle für Armutsgefährdung

Das angebotene Gehalt liegt jedenfalls unter der Schwelle für Armutsgefährdung in Österreich. Einzelpersonen, die weniger als 1.286 Euro im Monat zur Verfügung haben, gelten als armutsgefährdet. Die Landesregierung aus ÖVP und FPÖ bezahlt seinen Beschäftigten damit weniger, als zum Überlegen notwendig ist.

Die Landes-Personalabteilung bestätigt, dass bereits im Sommer Ferialbeschäftigte beim Contact Tracing mitgeholfen haben – zum auch jetzt ausgeschrieben Niedrig-Lohn. Zum Vergleich: Die Stadt Wien bezahlt Contact Tracern ein Bruttogehalt von 1.800 Euro.

SPÖ fordert neue Ausschreibung, ÖVP schweigt

Die Stellenausschreibung schlägt bereits Wellen. Peter Binder, SPÖ-Gesundheitssprecher im Landtag, fordert ÖVP-Landeshauptmann Stelzer auf, die Jobs mit einem fairen Gehalt neu auszuschreiben:

„Wieso will Stelzer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kampf gegen Corona nicht anständig bezahlen? Ist ‚koste es was es wolle‘ schon wieder vergessen?“

Auch die sozialdemokratische Gewerkschaft FSG ist verärgert. Landesvorsitzender Andreas Stangl ärgert sich über „ausbeuterische Methoden, die absolut letztklassig sind. Wenn das Land Oberösterreich unterstützendes Personal braucht, dann soll es auch die eigenen Gesetze einhalten und die Menschen vernünftig bezahlen.“

5,50€ Stundenlohn sind für die ÖVP „ein wertvoller Erfahrungsgewinn“

Eine Anfrage der Neuen Zeit beantwortet ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer ausweichend. Man bereite sich personell auf den Herbst vor und wolle, „dass Studierende praktische Erfahrungen im Arbeitsleben sammeln und sich neben dem Studium etwas dazuverdienen können“, lässt sein Sprecher ausrichten.

Dass das Entgelt dafür unter dem Mindestgehalt im öffentlichen Dienst liegt, sei rechtlich dadurch gedeckt, weil es sich bei den Contact Tracern um keine dauerhaften Beschäftigungsverhältnisse handle. Die 5,50€ Stundenlohn werden vom Landeshauptmann-Sprecher mit „für viele Studierende ist dies ein wertvoller Erfahrungsgewinn“ übersetzt.

Die Frage, ob ihm die verantwortungsvolle Aufgabe des Corona Contact-Tracings in seinem Bundesland nicht mehr wert sei, lässt der ÖVP-Landeshauptmann unbeantwortet.

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