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Made in China: Westbahns neue Züge sorgen für Kritik

(c) Westbahn / canva

Mit großem Medieninteresse hat die Westbahn Anfang November ihre neuen Doppelstockzüge präsentiert. Das Besondere: Erstmals kommen die Züge aus China, gebaut vom Staatskonzern CRRC, dem größten Bahnhersteller der Welt. Zugelassen nach EU-Vorgaben, beworben von der Westbahn als „technologischer Fortschritt“. Doch hinter dem Glanz steckt laut Verkehrssprecher Wolfgang Moitzi (SPÖ) ein riskanter Kurs: Österreichs Privatbahn mache sich mit diesem Schritt wirtschaftlich und technologisch abhängig und öffne China den Weg auf Europas Schienenmärkte.

Vier Doppelstockzüge „Made in China“ werden künftig auf der Weststrecke fahren. Der Preis: rund 70 Millionen Euro, inklusive Leasing und Wartung über zehn Jahre. Ein Angebot, mit dem kein europäischer Hersteller mithalten kann. Möglich wird das durch massive staatliche Subventionen, denn China unterstützt CRRC gezielt, um globale Marktanteile zu gewinnen.

Für Österreich bedeutet das: Wartung und zentrale Ersatzteile kommen künftig vom chinesischen Hersteller. „Das ist ein Dammbruch, der eine österreichische Schlüsselindustrie, Zukunftsarbeitsplätze und die Krisenfestigkeit der Eisenbahn gefährdet“ kritisiert die Arbeiterkammer Wien.

Auch der Verband der Bahnindustrie (VBI) warnt vor massiven Folgen für Beschäftigung und Innovation. Europa müsse handeln, bevor die eigene Bahnproduktion „auf dem Abstellgleis“ landet. 34.000 Menschen in Österreich sind direkt oder indirekt in der Bahnindustrie beschäftigt sind.

Die Westbahn kontert: Entwicklung, Design und wesentliche Komponenten würden zu einem maßgeblichen Teil aus Österreich und Europa stammen, dazu gehören „Sitze, Türen, Bremsen sowie Snackautomaten, Schlüssel- und Sicherheitstechnik.“

„Gefahr für heimische Industrie“

„Wir dürfen unsere Mobilität nicht von Drittstaaten abhängig machen“, warnt Wolfgang Moitzi, Verkehrssprecher der SPÖ. Der vermeintliche Billiganbieter aus Fernost sei „eine echte Gefahr für die heimische Industrie“. Auch Minister Peter Hanke fordert, dass europäische Wertschöpfung Vorrang haben müsse. Dafür möchte er sich auch auf EU-Ebene stark machen und gemeinsame Standards für kritische Infrastruktur durchsetzen.

Denn die Westbahn profitiere laut Moitzi wie andere Anbieter indirekt von öffentlichen Mitteln: Einnahmen aus dem Klimaticket, Nutzung der staatlich finanzierten Infrastruktur, Verkehrsförderungen. Wenn diese Gelder letztlich chinesische Staatskonzerne stützen, ist das mehr als ein Symbolproblem.

Europa hat die Lektion aus anderen Branchen längst gelernt – bei Batterien, Windrädern, Photovoltaik. „Das darf uns bei der Bahnindustrie nicht auch noch passieren“, sagt Moitzi. „Züge gehören zur kritischen Infrastruktur. Sie müssen sicher, europäisch und zukunftsfähig bleiben.“

Europäische Wertschöpfung vs. kurzfristiger Preisvorteil

Die Westbahn argumentiert mit Innovation und Kosteneffizienz. Doch wenn europäische Hersteller durch Dumpingpreise verdrängt werden, verliert Europa nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Kontrolle über Zukunftstechnologien.

Eine Studie des Europäischen Parlaments aus dem Jahr 2023 nennt bei chinesischen Investitionen in europäische Verkehrsinfrastruktur ein „Cybersecurity/Data Risk“. Wie real das ist, zeigt Norwegen: Die Verkehrsgesellschaft Ruter testete Busse des chinesischen Herstellers Yutong und entdeckte, dass dieser über Fernwartungssysteme weiterhin Zugriff auf Fahrzeugsoftware hatte, selbst wenn die Busse offline waren.

„Ein kurzfristiger Preisvorteil darf nicht zu langfristiger Abhängigkeit führen“, warnt Moitzi. „Jeder Euro, der in europäische Wertschöpfung fließt, stärkt unsere Zukunft. Jeder, der abfließt, schwächt sie.“

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