Die Zollfreigrenze für Packerl aus Drittstaaten mit einem Warenwert unter 150 Euro fällt. Was das für chinesische Billiganbieter wie Temu, Shein, Aliexpress & Co bedeutet.
Bisher konnten Billigpakete unter 150 Euro unverzollt ins Land rauschen. Damit ist nun früher Schluss als geplant: Ab 2026 fällt die Freigrenze. Das System, das Kleinstbestellungen quasi automatisch zoll- und teilweise steuerfrei machte, und damit Plattformen wie Shein, Temu oder AliExpress in die Hände spielte, wird abgeschafft. Das haben die Wirtschafts- und Finanzministerinnen und -minister der EU nun beschlossen.
Anbieter wie Temu, Shein & Co. boomen in Europa
Die Reform soll die Paketlawine aus China bremsen. Der österreichische Handelsverband spricht von einem Schaden von bis zu 4,5 Milliarden Euro, der hierzulande Jahr für Jahr entsteht. Die Dimension wird deutlich, wenn man sich den Erfolg chinesischer Plattformen in Österreich ansieht: Laut aktuellem E-Commerce-Bericht gaben Österreicherinnen und Österreicher im Vorjahr rund 558 Millionen Euro für Bestellungen bei Temu und Shein aus. Temu erwirtschaftete dabei etwa 341 Mio. Euro, Shein rund 217 Mio. Euro allein am österreichischen Markt. Ein Anteil, der inzwischen bis zu neun Prozent aller heimischen Online-Ausgaben ausmacht und den Druck auf österreichische Händler massiv erhöht.

Wie tief die Plattformen bereits im Alltag angekommen sind, zeigt auch eine aktuelle Analyse des Instituts für Handel, Absatz und Marketing (IHaM) der JKU Linz: 41 Prozent der Österreicher:innen haben in den vergangenen zwölf Monaten bei Temu, Shein & Co. bestellt. Fast die Hälfte (47 Prozent) begrüßt die Abschaffung der Zollfreigrenze, weil heimische Händler schon lange Abgaben zahlen müssen und faire Wettbewerbsbedingungen überfällig sind.
Doch die Stimmung ist gespalten: 53 Prozent sehen die Reform kritisch, vor allem wegen möglicher Mehrkosten. Besonders deutlich ist die Ablehnung unter jenen, die häufig bei diesen Plattformen bestellen: 70 Prozent der Heavy-Shopper:innen sprechen sich gegen die Abschaffung aus.
Warum heimische Händler auf die Reform gedrängt haben
Der Handlungsdruck war nicht nur national, sondern europaweit enorm. 2024 gelangten rund 4,6 Milliarden Pakete unterhalb der 150-Euro-Grenze in die Union, mehr als 90 Prozent davon aus China.
Aus österreichischer Sicht haben Handels- und Wirtschaftsvertreter seit Jahren darauf gedrängt, die Freigrenze abzuschaffen. Sie sehen darin eine Chance, den heimischen Handel zu entlasten, der durch die Billigimport-Welle aus Drittstaaten strukturell massiv benachteiligt wurde. Auch Konsument:innenschutz-Argumente spielen eine Rolle: Viele Produkte aus diesen Sendungen erfüllen weder europäische Sicherheitsstandards noch Umweltvorgaben.
Was sich für Konsument:innen jetzt ändert
Für österreichische Konsument:innen wird sich der Onlineeinkauf bei Temu, Shein und anderen Drittstaaten-Plattformen spürbar verändern. Bestellungen werden tendenziell teurer, weil Zollabgaben und Einfuhrumsatzsteuer künftig schon bei kleinen Beträgen fällig werden.
Kurzfristig sei laut IHaM zwar eine Shopping-Delle zu erwarten, langfristig würden Temu und Shein trotz neuer Abgaben aber für viele attraktiv bleiben. Für den Institutsvorstand Christoph Teller zeigt das vor allem eines: „Es braucht ein Umdenken. Nicht nur der Preis, sondern Wert, Umwelt und Nachhaltigkeit müssen wieder stärker zählen.“
