Von den Prachtbauten an der Ringstraße bis zum Hundertwasserhaus – die Architektur Wiens ist weltbekannt. Doch es gibt abseits der bekannten Sehenswürdigkeiten noch eine unentdeckte Seite der Wiener Architekturlandschaft. Die Neue Zeit hat sich in der Stadt auf die Suche gemacht: Hier sind die fünf beeindruckendsten Gebäude, die zu wenig Aufmerksamkeit erfahren.
Das Arik-Brauer-Haus ist ein soziales Wohnbauprojekt und wurde 1991 bis 1994 erbaut. Ähnlich dem Hundertwasserhaus ist es aus einer Zusammenarbeit zwischen einem Künstler und einem Architekten entstanden: Arik Brauer ist ein bekannter Wiener Maler, Peter Pelikan wirkte als Architekt bereits beim Hundertwasserhaus mit. Das Gebäude ist geprägt von großflächigen Mosaiken, auf denen typische Fabelwesen und Fantasiegestalten des Malers zu sehen sind.
Neben dem Arik-Brauer-Haus tragen zwei weitere Gebäude in Wien die Handschrift des Künstlers: Auf der Fassade der Kirche am Tabor und an seinem Atelier- und Wohngebäude in Währing finden sich weitere Mosaiken.
Unweit des Hauptbahnhofs befindet sich ein weiteres verstecktes Juwel der Wiener Architektur: das Arbeiterheim Favoriten. Etwas vernachlässigt und unbemerkt von den Touristenströmen steht es an der vielbefahrenen Laxenburger Straße. Das Gebäude mit seiner roten Fassade wurde zwischen 1901 und 1902 von Hubert Gessner errichtet, einem Schüler Otto Wagners. Einst hatten verschiedene Favoritener Arbeiterorganisationen hier ihren Sitz.
Es gab unter anderem einen Theatersaal, eine Bibliothek und später sogar ein Kino. Im Obergeschoss befanden sich 40 Arbeiterwohnungen, die damals sehr fortschrittlich waren – sie sind die ersten Vorläufer des sozialen Wohnbaus im roten Wien. Mittlerweile beheimatet das Haus ein Flüchtlingsheim und einen Fahrradladen.
Ebenfalls im zehnten Bezirk befindet sich eines der bemerkenswertesten modernen Gebäude der Stadt. Mit seiner metallisch glänzenden Fassade und den hervorstehenden, kantigen Fenstern wirkt das Haus wie der Eingang zu einem Raumschiff. Dies ist sicher kein Zufall: Zur Zeit des Baubeginns 1975 und der Fertigstellung 1979 war die Erinnerung an die erste Mondlandung noch frisch. Damals suchten Architekten der Grazer Schule wie Günther Domenig nach neuen baulichen Ausdrucksformen.
In der Zacherl-Fabrik wurde früher ein als „echt persisch“ beworbenes Mottenpulver hergestellt. Nach einem Entwurf von Hugo von Wiedenfeld wurde die Fabrik wohl aus kommerziellen Gründen von 1888 bis 1892 in orientalischem Stil erbaut. Mit den gemusterten Fließen, zwei kleinen Minaretten und einer großen Kuppel sieht das Bauwerk aus wie ein orientalischer Palast.
Dieser außergewöhnliche Stil war damals keinesfalls unüblich für die Wiener Architektur: Mit dem Leopoldstädter Tempel befand sich in Wien sogar eines der prominentesten Beispiele dieser Bauart. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde diese Synagoge im Zuge der Nazi-Novemberpogrome jedoch vollständig zerstört. Auch für diesen Teil der Wiener Geschichte ist die Zacherlfabrik also ein architektonisches Zeugnis.
Mit ihren aufgeschichteten Betonblöcken liegt die Wotrubakirche imposant in einer grünen Hügellandschaft. Die Bauweise ist nicht nur optisch interessant, sondern bringt auch ein Stück Wiener Nachkriegsgeschichte mit sich: Beim Übergang von der amerikanischen in die sowjetische Besatzungszone wurde Margarethe Ottilinger im November 1948 verhaftet, nach Moskau verschleppt und mit dem Vorwurf der „Spionage“ zu 25 Jahren Haft verurteilt. Als sie 1955 nach sieben Jahren in verschiedenen Straflagern unverhofft nach Österreich zurückkehren konnte, fasst sie den Vorsatz, zum Dank eine Kirche bauen zu lassen.
Diese sollte die Menschen schockieren und aufrütteln. Nach diesen Vorgaben entwarf der Bildhauer Fritz Wotruba eine Kirche, die zwischen 1974 und 1976 in Zusammenarbeit mit dem Architekten Fritz Gerhard Mayr erbaut wurde.
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