Es war ein weiteres katastrophales Halbjahr für die Luftfahrtbranche. Als Folge der Corona-Pandemie schreibt die Austrian Airlines (AUA) ein Minus von 201 Millionen Euro. Jetzt sollen 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen werden. Die Regierung hätte diesen Schritt verhindern können. Sie half der AUA jedoch letztes Jahr mit 450 Millionen Euro, ohne dafür Job-Garantien zu erhalten.
Von den Auswirkungen der Corona-Pandemie wurde letztes Jahr vor allem die Luftfahrbranche stark getroffen. Der Flugverkehr kam zeitweise fast vollständig zum Erliegen und hat bis heute bei Weitem nicht das Vorkrisenniveau erreicht. Zusätzlich sorgt die Frage, ob die Corona-Situation im Herbst wieder schlechter wird für Planungsunsicherheit. Wie so viele andere Fluglinien leidet auch die Austrian Airlines (AUA) unter der Krise. Innerhalb von einem Jahr ging die Zahl der Passagiere um 44 Prozent zurück. Vergleicht man die aktuelle Statistik mit dem ersten Halbjahr 2019, beträgt der Rückgang sogar gewaltige 83 Prozent. Das wirkt sich natürlich auch auf den finanziellen Bereich aus. Im ersten Halbjahr 2021 machte die AUA Verluste in der gewaltigen Höhe von 201 Millionen Euro. Die letzte Bilanz in normalen Zeiten wies für das erste halbe Jahr 2019 noch einen Gewinn von 46 Millionen aus. Als Reaktion auf die Krise kündigte die AUA jetzt an 500 Kündigungen an.
Besonders schockierend ist der Stellenabbau, wenn man bedenkt, dass erst vor einem Jahr 450 Millionen Euro an Staatsgeld in das österreichische Luftfahrtunternehmen flossen. Um das Ausmaß der Regierungsfehler zu verstehen ist es nötig in der Geschichte zurückzugehen. Nach ihrer Privatisierung ging die AUA 2009 in den Besitz der deutschen Lufthansa über. Im ersten Halbjahr 2020 stand der deutsche Luftfahrtriese coronabedingt vor der Pleite. Mit ihm wäre auch die AUA untergegangen.
In dieser Situation ermöglichte die deutsche Regierung der Lufthansa mit viel Geld das weitere Überleben. Dafür bekam der Staat 20 Prozent der Anteile am Luftfahrtriesen. Damit einher geht natürlich auch ein Mitspracherecht. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) kündigte anschließend an, direkte Finanzhilfen an die AUA ebenfalls nur gegen Staatsbeteiligung vergeben zu wollen. Wie so oft, blieb es jedoch bei Ankündigungen. Bei den Verhandlungen wurde Österreich schließlich über den Tisch gezogen. Die Regierung half der AUA mit 450 Millionen Euro, davon 150 Millionen an Direktzuschüssen, ohne dafür Anteile am Unternehmen oder Job-Garantien zu erhalten.
Etwas mehr als ein Jahr nach Genehmigung der Staatshilfen entlässt die AUA jetzt also 500 Menschen. Schon vor den Kündigungen ging der Personalstand des Unternehmens kontinuierlich zurück. Während im ersten Halbjahr 2019 noch knapp 7.000 Menschen für die AUA arbeiteten, sind es jetzt nur noch 6.132. Nach Ende der „Restrukturierung“ soll das Unternehmen um 20 Prozent schrumpfen. Leidtragende des radikalen Sparkurses sind wie so oft die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Eine staatliche Beteiligung in Verbindung mit Job-Garantien hätte die Entlassungswelle verhindern können.
Durch das Versagen von Kurz und Co. kommt jetzt hingegen auf jede Million Euro Staatshilfe mehr als eine Kündigung. Darüber hinaus ist es angesichts der ungewissen Zukunft unsicher, ob die AUA wirklich langfristig gerettet ist. Daher kann es gut sein, dass bald weitere Entlassungen folgen. Vieles wird von der Entwicklung der Corona-Situation abhängen. Es ist gut möglich, dass in naher Zukunft noch ein weiteres Rettungspaket zur Stabilisierung der AUA notwendig sein wird. In diesem Fall bleibt zu hoffen, dass die Regierung aus ihren Fehlern gelernt hat.
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