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Pflege ist Schwerarbeit: Kärntner Forderung schafft es ins Regierungsprogramm

Die Belastungen für Beschäftigte im Gesundheitsbereich sind enorm, doch bisher wurden sie nicht ausreichend in der Schwerarbeitsregelung berücksichtigt. Das soll sich nun ändern: Die neue Regierungskoalition plant eine Reform, die Pflegekräfte endlich als Schwerarbeiter:innen anerkennt – eine Forderung, die Gewerkschaften und der Kärntner Landtag auf Drängen der SPÖ schon lange haben.

Am 27. Februar stellte die jüngst angelobte Dreierkoalition aus ÖVP, SPÖ und NEOS ihr Regierungsprogramm vor. Im Kapitel Sozialpolitik kündigen die Parteien unter anderem die Aufnahme von Pflegeberufen in die Schwerarbeitspensionsregelung an. Dabei handelt es sich um eine langjährige Forderung der Gewerkschaften aller Bundes-, Landes- und Gemeindebediensteten im Gesundheitsbereich, GÖD-Gesundheitsgewerkschaft und younion – Team Gesundheit.

Was ist Schwerarbeit?
Die Schwerarbeitsregelung ermöglicht es Menschen, die in besonders belastenden Berufen tätig sind, bereits nach Vollendung des 60. Lebensjahres mit einem verringerten Abschlag von nur 1,8 Prozent pro Jahr in Pension zu gehen.

Denn Pflegekräfte sind sowohl psychisch als auch körperlich stark belastet. Der Arbeitsalltag ist von hohem Arbeitsdruck, Personalmangel und Schichtarbeit geprägt. Laut Arbeitsklima-Index der Arbeiterkammer Österreich fühlen sich 60 Prozent der Beschäftigten im Pflegebereich durch die psychisch herausfordernde Arbeit sehr oder ziemlich stark belastet. Nur 38 Prozent der unter 40-Jährigen und 44 Prozent jener, die 40 oder älter sind, halten es für wahrscheinlich, bis zur Pension durchzuhalten. Unter allen anderen Beschäftigten sind es zwei Drittel.

Pflege = Schwerarbeit: Für eine faire Neuregelung

Obwohl Pflegekräfte nach der aktuellen Regelung einen Antrag zur Anerkennung als Schwerarbeiter:innen stellen können, benachteiligt diese das Gesundheitswesen. Die Pensionsversicherung kann individuell entscheiden, ob Schwerarbeitszeiten angerechnet werden. Dabei werden Mehrfachbelastungen, etwa physische und psychische Herausforderungen zu Nachtzeiten, nicht als solche gezählt. Zudem erfolgt die Berechnung auf Tagesbasis: Selbst bei langen Schichten von über 12 Stunden wird lediglich ein Arbeitstag gewertet.

Bereits seit Jahren setzen sich die Gewerkschaften daher für eine faire Neuregelung ein. Sie fordern eine Berechnung der Schwerarbeitszeiten auf Stundenbasis anstelle der aktuellen Tagesberechnung sowie eine Ausweitung der Regelung auf alle Gesundheitsberufe. Bereits im November 2023 schloss sich der Kärntner Landtag auf Initiative der SPÖ diesem Begehren einstimmig an. Der Antrag in Richtung Bund umfasste alle Berufsgruppen im medizinisch-technischen Dienst – insgesamt über 150.000 Menschen – ohne die das österreichische Gesundheitssystem nicht funktionieren könnte.

Besorgniserregende Zukunftsaussichten für die Pflege

Die Zukunftsaussichten für den Pflegeberuf sind besorgniserregend. Schon jetzt gibt es Personalengpässe. Um die aktuelle Versorgungssituation aufrechtzuerhalten, bedarf es laut „Gesundheit Österreich“ bis zum Jahr 2050 rund 70.000 zusätzlicher Pflegepersonen. Gleichzeitig sagen 29 Prozent der Pflegebeschäftigten unter 35 nicht mehr länger in ihrem jetzigen Job arbeiten zu wollen.

Umso wichtiger ist es also, dass die Politik Wertschätzung in Zukunft auch durch verbesserte Arbeitsbedingungen zeigt. Die geplante gesetzliche Anerkennung der Pflegeberufe als Schwerarbeit ist hierfür ein wichtiger Schritt. Der Kärntner SPÖ-Klubobmann Herwig Seiser, der diese Reform als einer der ersten angestoßen hat, betont die Bedeutung der geplanten Änderungen:

„Wer 40 Jahre lang pflegerische Tätigkeiten erfüllt hat, hat es sich redlich verdient, ohne Abschläge in Pension gehen zu dürfen.“

Für Edgar Martin, Vorsitzender des younion – Team Gesundheit, ist das Bekenntnis der Regierung zu einer Neugestaltung der Schwerarbeitsregelung für die Pflege „ein wichtiger Etappensieg für die Beschäftigten“.

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