Brigitte Ederer war EU-Staatssekretärin, als Österreich sich in den 90er-Jahren auf den EU-Beitritt vorbereitete. Danach war sie Vorständen bei Siemens. Für die NeueZeit gab sie im „Wordrap“ flotte Antworten, warum die EU im internationalen Wettbewerb die einzige Chance für uns ist und wie wir unseren Sozialstaat auch langfristig erhalten können.
NeueZeit: Frau Ederer, basierend auf Ihrer Erfahrung sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik, wie würden Sie die Bedeutung der Europäischen Union für Österreichs Wirtschaft und Gesellschaft bewerten?
Brigitte Ederer: Angesichts der Internationalisierung und der komplexen Herausforderungen unserer Zeit ist Europa, also die EU die einzige Chance im internationalen Wettbewerb.
Wie sehen Sie persönlich die Herausforderungen, denen Europa gegenübersteht, insbesondere in Bezug auf die Sicherung der Wertschöpfung im globalen Wettbewerbsumfeld.
Es geht vor allem darum, eine Entindustrialisierung zu verhindern – Europa darf nicht zu einem bloßen Freilichtmuseum werden.
Inwiefern trägt das österreichische Modell des Sozialstaats dazu bei, die Arbeitsbedingungen und soziale Sicherheit der Bürger zu gewährleisten? Glauben Sie, dass dieses System angesichts globaler Herausforderungen aufrechterhalten werden kann?
Wir müssen den Sozialstaat laufend gemeinsam modernisieren, um ihn lebensfähig zu halten.
Welche Rolle spielt hier insbesondere die Arbeiterkammer, bei der Sicherung der Rechte und Vorteile der ArbeitnehmerInnen im Vergleich zu Ländern wie China, wo Arbeitsbedingungen oft als problematisch betrachtet werden?
Die Arbeiterkammer als verlässliche Interessenvertretung der ArbeitnehmerInnen ist unverzichtbar. Und deshalb genießt sie auch eine untadelige Reputation.
Welche Strategien würden Sie empfehlen, um Europa als führenden Industrie- und Wirtschaftsstandort zu stärken und seine Innovationskraft zu fördern?
Wir müssen auf Nachhaltigkeit und Bildung setzen. Europa muss um jenes Maß innovativer sein, um das wir als Standort teurer sind als andere Wettbewerber.
Wie haben Sie es persönlich geschafft, Ihre politischen Ziele voranzutreiben und gleichzeitig Kompromisse zu schließen, besonders in einem Umfeld von verschiedenen Interessen und Parteien?
Kompromisse sind das Wesen der Demokratie.
Welche sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten politischen Themen, mit denen Österreich heute konfrontiert ist?
Europa muss seine Wettbewerbsfähigkeit erhalten, den Umstieg in eine ökologisch nachhaltige Wirtschaft schaffen und den sozialen Zusammenhalt stabilisieren.
Welche Rolle spielen Ihrer Meinung nach Frauen in der Politik. Welche Hindernisse müssen wir noch gemeinsam überwunden, um eine gerechte Vertretung von Frauen in Führungspositionen zu erreichen?
Diese Frage sollte eigentlich gar nicht mehr gestellt werden müssen. Aber, hier gibt es eben noch viel zu tun.
Welche Ratschläge würden Sie jungen Menschen geben, die eine Karriere in der Politik oder im Management anstreben?
Eine gute Ausbildung, viel Courage für neue Herausforderungen und immer Leidenschaft und Engagement einbringen.
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