Steiermark

Bruck an der Mur: Wie eine Stadt um ihre Akutambulanz kämpft

In Bezirk Bruck-Mürzzuschlag wird der Unmut lauter: Rund 100.000 Bewohnerinnen und Bewohner der Region sehen sich mit der Schließung der unfallchirurgischen Akutambulanz im LKH Bruck konfrontiert – ein Schritt, der von der FPÖ-ÖVP-Landesregierung trotz massiver Proteste verteidigt wird. Die Stadt-Gemeinde kämpft entschlossen für die Rücknahme dieser Maßnahme und stellt sich damit an die Seite der Bevölkerung, die ihre medizinische Versorgung in Gefahr sieht.

Am 11. Januar 2025 setzten 600 Menschen bei einer Demonstration in der Brucker Innenstadt ein eindrucksvolles Zeichen. Initiiert von der Brucker Bürgermeisterin Andrea Winkelmeier (SPÖ), unterstrich die Aktion die Dringlichkeit des Anliegens: Der Erhalt der Akutambulanz ist nicht nur ein regionales, sondern ein gesellschaftliches Anliegen. „Das Gesundheitssystem muss allen Menschen bestmögliche Versorgung bieten – unabhängig davon, wo sie wohnen oder welche finanziellen Mittel sie haben,“ erklärte Winkelmeier.

Besonders in der arbeitsintensiven Region Bruck-Mürzzuschlag, geprägt von Industrie und Tourismus, zählt jede Sekunde im Notfall.

Politik in der Verantwortung

Auch die SPÖ Steiermark kritisiert die Vorgehensweise scharf. Parteivorsitzender Max Lercher betont:

„Die Schließung ist ein Schlag ins Gesicht der Bevölkerung. Es ist unsere Aufgabe, ein Gesundheitssystem zu sichern, das für alle Menschen zugänglich ist.“

Ein Antrag der SPÖ Steiermark auf Wiedereröffnung der Akutambulanz wurde von FPÖ und ÖVP im Landtag abgelehnt.

Kollateralschäden der Gesundheitsreform

Die Verlegung der Ortho-Trauma-Abteilung von Bruck nach Leoben sorgt vor allem im Bereich Bruck für Emotionen und Empörung. Neben den Bewohnerinnen und Bewohnern der Region leiden auch die Beschäftigten unter der aktuellen Situation. Marcel Skerget, ehemaliger Personalvertreter der KAGES, kritisiert die Unsicherheit, die die Schließung bei den Mitarbeitenden schürt.

„So eine Unsicherheit ist untragbar und führt dazu, dass immer mehr Beschäftigte kündigen.“

Die Entscheidung von Schwarz-Blau stößt auf großen Gegenwehr aus der Bevölkerung. Bildcredits: SPÖ Steiermark

Doch während Landesregierung und KAGes die Entscheidung verteidigen, warnte das Rote Kreuz bereits im Dezember vor längeren Wegen und einer höheren Belastung für die Rettungsdienste. Dort befürchtet man zudem, dass die aktuelle Entwicklung auch personelle Auswirkungen haben könnte. Der Rettungsbetrieb wird insbesondere in den Abend- und Nachtstunden von Ehrenamtlichen aufrechterhalten, die untertags ihrer regulären Arbeit nachgehen. Wenn die Fahrzeiten länger und die Fahrten mehr werden, dann wird es unattraktiver für Ehrenamtliche in der Nacht zu fahren. Dazu müsste man beim Roten Kreuz die Hauptamtlichen aufstocken. Doch angesichts finanziell angespannter Zeiten sei dies auch eine Herausforderung.

Ein starkes Signal der Bevölkerung

Seit Freitag, 31. Jänner, also seit drei Tagen läuft nun auch die Petition „Akutambulanz retten“ unter www.akutambulanz-retten.at. Bereits 1900 Menschen haben die Petition unterzeichnet, die folgende Forderungen stellt:

  • Eine 24/7-Verfügbarkeit von unfallchirurgischem Fachpersonal und Anästhesist:innen in Bruck.
  • Planungssicherheit und einen respektvollen Umgang mit den Beschäftigten.
  • Den Erhalt einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung in der Region.

Der überwältigende Zuspruch zeigt: Den Menschen in der Region ist wichtig, wohin sie im Notfall gebracht werden.

Ein Appell an die Solidarität

Die SPÖ fordert einen parteiübergreifenden Schulterschluss, um die Akutambulanz in Bruck wieder zu öffnen. „Die Gesundheitsversorgung braucht keine Parteipolitik,“ so Max Lercher. Der Kampf für die medizinische Versorgung in der Region geht weiter – getragen von dem Engagement der Bevölkerung und der Entschlossenheit der politischen Vertreter.

Ein Signal der Hoffnung

Die Demonstration in Bruck und die Petition haben gezeigt: Die Menschen lassen sich nicht mundtot machen. Ihre Forderung nach einer ortsnahen und umfassenden Gesundheitsversorgung ist ein Aufruf an die Landespolitik, ihrer Verantwortung nachzukommen. Denn Gesundheit ist kein Privileg, sondern ein Grundrecht – und ein lebenswichtiges Versprechen, das die Politik halten muss.

NeueZeit Redaktion

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