Gastbeiträge

Corona-Impfungen: 4 Argumente, wieso die Pharmaindustrie sofort unter öffentliche Kontrolle muss

Es gibt zu wenig Corona-Impfstoff. Wesentlich verantwortlich dafür sind die Pharmakonzerne, denen Profit wichtiger ist als die Gesundheit der Menschen. Vier Argumente, warum die Pharmaindustrie aus menschlichen, wirtschaftlichen und virologischen Gründen sofort unter öffentliche Kontrolle gestellt werden muss.

1) Die Patentrechte verhindern eine schnellere Produktion von Corona-Impfungen

Dass wir gerade alle um den Preis von Leben, Nerven und sozialer Sicherheit auf den Impfstoff warten müssen, hat einen einzigen Grund: Patentrechte und die Privilegierung von Privateigentum gegenüber öffentlichem Interesse.

Hierzulande und in der gesamten EU (vor allem in Deutschland) stehen viele Kapazitäten zur Impfmittelproduktion still, die leicht in der Lage wären, genug Impfstoff für die gesamte EU zu produzieren, um die Bevölkerung rasch durchzuimpfen. Doch weil die Achtung des Privateigentums wichtiger ist als die Gesundheit und das Wohlergehen der Vielen, sind wir von den beschränkten Kapazitäten von Biontech/Pfizer, Moderna und Astra Zenca abhängig.

Das muss sofort beendet werden. Die Patentrechte müssen in einem ersten Schritt ausgesetzt werden und alle Produktionskapazitäten sofort öffentlich in Betrieb genommen werden.

2) Der Impfstoff wurde an Menschen im globalen Süden getestet, aber Impfungen bekommen sie keine

Das gilt umso mehr, als die Menschen im globalen Süden erst 2022 oder sogar danach geimpft werden sollen. Nicht nur das zeigt, dass insbesondere die Pharmaindustrie nach einem kolonialen Muster funktioniert: Denn wo wurde der Impfstoff getestet? Im globalen Süden. An 40.000 Menschen unter anderem in Brasilien, der Türkei und Südafrika. Ihre Körper mussten zum Testen herhalten, jetzt wird ihnen der Schutz verwehrt.

3) Unser Wohlergehen hängt vom Wohlergehen aller ab

Das ist nicht nur eine rassistische und menschliche, sondern auch eine virologische Katastrophe. Denn wenn nicht die gesamte Welt rasch durchgeimpft wird, dann hat das Virus viel Zeit zu mutieren. Es könnte entsprechend verändert, unter Umständen ansteckender und tödlicher auf das kapitalistische Zentrum zurück zu schwappen.

Das beweist einmal mehr, dass unser Wohlergehen letztlich vom Wohlergehen aller abhängt. Darum scheren sich die Konzerne der Pharmaindustrie freilich wenig, denn das beschriebene koloniale Muster der Verteilung des Impfstoffes schafft ein neues Geschäftsfeld: Den Verkauf und die Verimpfung eines entsprechenden Updates.

4) Der Impfstoff wurde mit öffentlichen Geldern erforscht, aber die Profit bleibt privat

Und damit wären wir zurück bei der strukturellen Grenze, die daran Schuld ist, dass die Pandemie nicht entschlossen bekämpft und beendet wird: Patente und Privateigentum, deren Schutz die Profite sichern.

Besonders absurd dabei ist, dass die Impfstoffe nicht ohne öffentliche Gelder entwickelt werden konnten. Allein Deutschland hat nach Angaben der Bundesregierung dazu eine Millarde Euro aufgewandt. Mit öffentlichen Mitteln wird geforscht, der Profit bleibt aber privat.

Pfizer hat nach eigenen Angaben schon jetzt 975 Millionen mit seinem Impfstoff verdient. 2021 werden nach Angaben der Investmentbank Morgan Stanley noch 19 Millarden Euro dazukommen. Bei Moderna werden es 10 Millarden. Die derzeitigen Schätzungen der Gesamteinnahmen mit dem Virus belaufen sich auf 100 Millarden Euro.

Wie in vielen anderen Bereichen auch beweist die Pandemie drastisch, dass das Privateigentum an den Produktionsmitteln, die Probleme vor denen wir stehen (Pandemie, Klimakrise, soziale Frage) nicht effektiv und zum Wohle aller lösen kann.

In einem ersten Schritt müssen daher die Patente ausgesetzt werden und die Produktion des Impstoffs unter öffentlichen Kontrolle massiv angekurbelt werden. In einem zweiten Schritt brauchen wir eine Debatte über Vergesellschaftung der (Pharma-)Industrie und ihre Ausrichtung an Bedürfnissen, nicht an Profit.

Gastkommentar des freien Journalisten und Wissenschaftlers Lukas Oberndorfer.
Lukas Oberndorfer

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