Österreich

Erstmals in Österreich: Mehr Geschäftsreisen mit dem Zug als mit dem Flugzeug

Im Vorjahr wurden 22 Prozent aller Dienstreisen in Österreich mit der Bahn unternommen. Auf das Flugzeug entfielen nur 18 Prozent. Somit waren 2022 – erstmals in diesem Jahrhundert – mehr Menschen mit dem Zug als mit dem Flugzeug beruflich unterwegs.

Jahrzehntelang war das Flugzeug auf Platz Eins unter den Fortbewegungsmitteln bei Geschäftsreisen. Dieser Trend ist seit einigen Jahren rückläufig. Wie der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) ermittelte, wurden 2022 erstmals mehr Geschäftsreisen mit der Bahn als mit dem Flugzeug unternommen.

Insgesamt waren 2022 3,06 Millionen Menschen in Österreich beruflich unterwegs. 52,4 Prozent davon fuhren mit dem PKW, 22,2 Prozent mit der Bahn, 17,9 Prozent mit dem Flugzeug und 4,4 Prozent waren mit einem Bus oder Reisebus unterwegs. 2,9 Prozent der Geschäftsreisen entfielen auf sonstige Verkehrsmittel (Quelle: Statistik Austria). Damit wurden im Vorjahr – erstmals in diesem Jahrhundert – mehr Geschäftsreisen mit dem Zug als mit dem Flugzeug unternommen.

Mehr Umweltbewusstsein bei Unternehmen

VCÖ-Experte Michael Schwendinger erklärt diese Zahlen mit steigendem Umweltbewusstsein bei Unternehmen: „Zunehmend mehr Unternehmen haben in ihren Reiserichtlinien verankert, dass Dienstreisen vorrangig mit der Bahn durchzuführen sind. Auch das Potenzial von Videokonferenzen wird nun stärker genutzt. Der infolge der Pandemie erfolgte Digitalisierungsschub in den Unternehmen macht sich auch hier bemerkbar.“

Der VCÖ sieht neben den Unternehmen aber auch die europäische Verkehrspolitik gefordert: Um grenzüberschreitende Bahnfahrten in ganz Europa zu vereinfachen, seien Bahnverbindungen auszubauen und bürokratische Hürden im internationalen Bahnverkehr zu beseitigen.

CO2-Bilanz mit der Bahn um 90% niedriger als mit dem Flugzeug

Dienstreisen mit dem Zug verursachen deutlich weniger CO2-Emissionen als Reisen mit dem Flugzeug oder mit dem Auto, wie der VCÖ in einer Aussendung betont. Bei Auslandsreisen fällt die CO2-Bilanz der Bahn im Vergleich zum Flugzeug um rund 90 Prozent geringer aus. Im Inland fällt der Unterschied noch größer aus: Inlandsflüge verursachen im Schnitt 75 Mal mehr Treibhausgase als eine Bahnfahrt.

Zahl der Geschäftsreisen wieder fast auf Vor-Corona-Niveau

Mit der Corona-Krise ging die Zahl der Geschäftsreisen – egal mit welchem Fortbewegungsmittel – insgesamt stark zurück. Waren 2019 noch 3,63 Millionen Menschen in Österreich beruflich unterwegs, waren es 2020 nur noch 1,7 Millionen. Im Jahr 2021 stieg die Anzahl wieder auf 2,13 Millionen, 2022 waren es 3,06 Millionen. Die Gesamt-Zahl der Geschäftsreisen pendelt sich also langsam wieder auf Vor-Corona-Niveau ein.

Eine Möglichkeit, Geschäftsreisen insgesamt zu reduzieren, sieht der VCÖ in Videokonferenzen: „Videokonferenzen sparen viel Zeit und ermöglichen den Beschäftigten, nach der Videokonferenz wieder zu arbeiten oder gleich zur Familie nach Hause zu kommen. Zudem wird Verkehr vermieden und ein Beitrag geleistet, den Klimazielen näher zu kommen.“

Victor Strauch

Share
Veröffentlicht von
Victor Strauch
Tags: bahn bahnfahrten co2-ausstoß Dienstreisen featured flugreisen flugverkehr flugzeug geschäftsreisen infrastruktur Klima Klimawandel treibhausgase Unternehmen videokonferenzen Zug zugreisen

Ähnliche Artikel

  • Oberösterreich

FAQ: Neues Hundehaltegesetz in Oberösterreich, von „kleine Hunde“ bis „verhaltensmedizinischen Evaluierung“

Am 1. Dezember 2024 tritt in Oberösterreich das neue Hundehaltegesetz in Kraft. Initiiert hat es…

21. November 2024
  • Politik

VW in der Krise: 30.000 von 120.000 Mitarbeiter:innen bangen um ihre Jobs

30.000 Jobs beim deutschen Automobilhersteller VW wackeln. Außerdem soll die Belegschaft von Volkswagen auf 10…

21. November 2024
  • Steiermark

B70 neu: Warum sich die steirische SPÖ zum Ausbau der Landesstraße bekennt

Der steirische Bezirk Voitsberg kämpft mit Verkehr, Lärm und Feinstaub – der Ausbau der Landesstraße…

18. November 2024
  • Wirtschaft

Frechheit! René Benko residiert in Privatvilla, während 1.350 Kika/Leiner-Mitarbeiter Jobs verlieren

Die Möbelkette Kika/Leiner ist pleite. Schon wieder, denn das Sanierungsverfahren ist gescheitert. Bereits 2023 musste…

18. November 2024
  • Allgemein

Novomatic AG und Admiral Casinos & Entertainment AG begehren die Veröffentlichung folgender GEGENDARSTELLUNGEN

Gegendarstellung namens der Novomatic AG   „Gegendarstellung:  Sie halten auf der Website (§ 1 Abs 1…

15. November 2024
  • Oberösterreich

Musik, Sport, Politik: Hier sind fünf berühmte Oberösterreicher, die jeder kennen sollte

Von der Musik über den Sport bis hin zur Politik: Oberösterreich hat viele Talente und…

15. November 2024