Eine Sprache der Hoffnung und für den Frieden: die möchte Ludwik Lejzer Zamenhof den Menschen, egal welcher Herkunft, mitgeben. Deshalb erfindet er 1887 die Plansprache „Esperanto“. Schon nach 40 Lernstunden soll es möglich sein, einfache Gespräche zu führen. Heute sprechen etwa zwei Millionen Menschen weltweit die Kunstsprache. Eine davon ist Leonie. Sie hat uns erzählt warum die Friedenssprache sie so begeistert und wo man sie lernen kann.
Ein hoffnungsvoller Doktor erfindet eine Sprache, damit die Menschen weniger streiten und sich besser verstehen können. Was klingt wie der Beginn eines kreativen Fantasieromans für Kinder, beruht auf einer wahren Geschichte. Ludwik Lejzer Zamenhof, der bei Esperanto-Kennern vor allem unter seinem Pseudonym „Doktor Hoffender“ bekannt ist, erfindet eine Sprache, die alle schnell erlernen können. Sein Ziel: eine Welt, in der sich die Völker besser verstehen.
Zamenhof ist kein Uni-Professor mit einem Faible für Sprachen, wie man vielleicht vermuten würde. Sondern ein Augenarzt aus dem heutigen Polen. In seiner Geburtsstadt Białystok, im damaligen russischen Zarenreich, kam er in Kontakt mit vielen verschiedene Sprachen, darunter Jiddisch, Polnisch, Russisch und Belarussisch. Ob das ein Grund für seinen Wunsch nach besserer Verständigung war? Vermutlich!
Er träumte schon früh von einer neuen, leicht zu erlernenden Sprache, die der zerstrittenen Menschheit ein „neutrales Instrument“ liefern könnte. Und funktioniert das auch so gut, wie erhofft? Wir fragen die 21-jährige Leonie. Sie erlernt gerade Esperanto und ist von ihren ersten Kontakten mit der Sprache begeistert. Unterhalten kann sie sich schon einigermaßen gut, aber:
Gedichte auf Esperanto finde ich schrecklich!
In einem Roman, den sie gelesen hat, konnte ein Akteur Esperanto. Als sprachenbegeisterter Mensch wollte sie die Sprache deshalb auch lernen. Das erzählt die 21-jährige Philosophie-Studentin im Gespräch mit der NeueZeit. Sie wohnt in Wien und geht hier regelmäßig zum Esperanto-Kurs.
Damit ist sie nicht alleine. Weltweit sprechen etwa zwei Millionen Menschen Esperanto. Manche treffen sich zu regelmäßigen „Sprachcafés“, um ihre Kenntnisse zu üben und zu vertiefen. Die Friedenssprache ist keineswegs „out“ – Esperanto-Aspirantinnen und Aspiranten gibt es auch hierzulande genug. Davon zeugen auch unzählige Parks oder Plätze in Wien, Wiener Neustadt oder Graz, die nach der Kunstsprache benannt sind. Sie erinnern an das übergeordnete Ziel: eine friedvolle Verständigung der Nationen.
Kein Wunder also, dass die Nazis aktiv versucht haben die Sprache zu bekämpfen! Esperanto kennt aber auch prominente Verfechter – Fidel Castro äußerte seine Meinung über die Plansprache folgendermaßen:
Es ist nicht wichtig, dass ihr nicht viele seid, eure Idee wird siegen. Sie wird siegen, da sie gerecht ist. Jede Nation hat ihre Sprache, die Menschheit die ihrige – Esperanto.
Um 1900 wurde Esperanto, nach dem Russischen Reich und in Schweden, auch in Westeuropa beliebter. Bis zum Ersten Weltkrieg gründeten die Menschen Ortsgruppen und Landesverbände auf allen bewohnten Kontinenten.
Der Grund für die steigende Bliebtheit ist schnell erklärt. Die Plansprache ist simpel: Die Grammatik von Esperanto ist auf gerade einmal 16 Grundregeln aufgebaut.
Auch die Wortbildung in Esperanto ist sehr systematisch und flexibel erweiterbar. Ursprünglich hieß Esperanto im deutschen Titel ganz einfach „Internationale Sprache“. Denn das war es, was Zamenhof wollte – eine Sprache für alle.
Da er sich aber um seinen Ruf als Arzt fürchtete, gab er die ersten Schriftstücke über die Kunstsprache unter seinem Pseudonym Dr. Esperanto heraus. Bei den Anhängern war das aber so beliebt, das sich sein Deckname schon bald für die Sprache selbst durchsetzte. Beliebt ist Esperanto bis heute geblieben – und eine Sprache für jene, die die Hoffnung für eine bessere Welt nicht aufgegeben haben.
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