Interview

Exklusiv-Interview mit Wirt nach Abschiebung von indischer Familie: Ohne seine Köchin muss er mit 68 zurück in die Küche

Die Mutter war Köchin, die Tochter angehende Altenpflegerin. Gemeinsam mit dem 15-jährigen Sohn ließ Kanzler Nehammer (ÖVP) die in Haslach (OÖ) gut integrierte Familie abschieben. Die NeueZeit hat mit dem betroffenen Dorfwirt Alfred „Fredl“ Baier gesprochen. Rufe nach einem Bleiberecht für Familie Lopez seitens Wirt, Bevölkerung und Lokalpolitik blieben erfolglos. Statt auf Pflegebedürftige und kleine Gewerbetreibende zu schauen, will sich Nehammer als Asyl-Hardliner inszenieren. Das ist ihm offensichtlich wichtiger als der 68-jährige Haslach-Wirt, der nun wieder allein in der Küche stehen muss.

NeueZeit: Herr Baier haben Sie aktuell Kontakt zur Familie? 

Wirt Alfred „Fredl“ Baier: Ja, ich habe am Samstag die Gelegenheit für ein Telefonat gehabt. Alle drei  sind am Boden zerstört. Sie möchten nach Hause, ihre Heimat ist für sie Österreich, die Mutter und ihre Kinder haben sich hier total eingelebt. Die Mutter war sowohl menschlich wunderbar als auch eine großartige Arbeitskraft. 

Wie haben Sie die Familie kennengelernt?

Wir suchen schon fast 18 Monate jemanden für unsere Küche, weil unsere Köchin in Pension geht. Wir haben die Stelle ausgeschrieben und Frau Lopez hat sich bei uns vorgestellt. Der Prozess als Asylwerberin eine Arbeitsgenehmigung zu bekommen war enorm kompliziert und langwierig, es hat letztlich dann funktioniert. Frau Lopez hat sich innerhalb kürzester Zeit bei uns sehr gut eingearbeitet.

Wie ist die Stimmung bei Ihnen im Gasthaus? Sie bekommen ja sicher auch viele Meinungen aus der Dorfbevölkerung mit?   

Ich kenne keinen Gast, der froh ist, dass die Familie weg ist, im Gegenteil, die Leute kennen sie alle und mögen Frau Lopez und die Familie. Neben der Küche hat sie ja auch öfter im Service mitgeholfen in der Gaststube.

Sie war das Herz unsere Küche, das hat man uns „rausgerissen“.

Wie schaffen Sie es nun den Betrieb aufrecht zu erhalten ohne ihre Köchin, Frau Lopez?

Jetzt stehen ich und meine Frau halt noch länger in der Küche, ich bin eigentlich mit 68 Jahren schon Pensionist. Wir haben von 8 Uhr bis 4 Uhr früh geöffnet, mein Sohn übernimmt dann ab 18:00 am Abend den Dienst. Jetzt muss ich dann auch noch einspringen und am Vormittag kochen, sonst habe ich nur ausgeholfen, wenn viel Betrieb war, aber ohne Frau Lopez geht es jetzt nicht mehr anders.

 

Hier geht’s zum Artikel über die Abschiebung der Familie.

Michael Fuerthaller

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Michael Fuerthaller
Tags: Abschiebung Fachkräftemangel featured Gastronomie Haslach Interview Karl Nehammer Oberösterreich ÖVP Rot-Weiß-Rot-Card SPÖ

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