Falsche Preise, fehlende Rabatte, steigende Gewinne: Bei Kontrollen in Wiener Supermärkten hat das Marktamt massive Verstöße entdeckt. Während die Lebensmittelpreise weiter klettern, wächst der Ärger der Konsument:innen.
In nur einem Monat wurden fast 200 Anzeigen erstattet. Die Bilanz der von Konsumentenschutz-Staatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig gestarteten „Aktion Scharf“ gegen versteckte Preiserhöhungen und irreführende Rabatte ist eindeutig: Fast jede zweite Kontrolle führte zu einer Anzeige.
Supermarktketten unter Beobachtung
Besonders betroffen sind die großen Handelsketten Spar, Rewe, Hofer und Lidl. Von den 270 überprüften Filialen im September waren laut Marktamtssprecher Alexander Hengl 198 auffällig. „Die Preisauszeichnungen bei den großen Supermarktketten werden bei Weitem nicht eingehalten“, so Hengl im Ö1-Morgenjournal.
Preisangaben im Check: Gewinne steigen, Preise auch
Während die Behörden kontrollieren, klingeln bei den Konzernen die Kassen: Laut Sozialministerium konnten die Lebensmittelketten ihre Gewinne im Vorjahr um rund 60 Prozent steigern. Gleichzeitig rechnet das WIFO für Lebensmittel, Alkohol und Tabak mit einem Preisanstieg von 3,8 Prozent in diesem Jahr – und weiteren 3,2 Prozent im nächsten.
Teures Einkaufen: Fehlende Grundpreise und falsche Mengenangaben
Das sorgt bei vielen Konsumentinnen und Konsumenten für Frust: Während der Wocheneinkauf immer teurer wird, stimmen im Regal oft nicht einmal die Preisschilder. Von falschen Mengenangaben über unklare „Von-bis“-Preise bis zu fehlenden Pflichtinfos bei Aktionswaren – die Liste der Beanstandungen ist lang. Königsberger-Ludwig spricht von „groben Verstößen“ und fordert strengere Strafen bei Wiederholung.
Handelsverband kontert: „Preise sind nicht zu hoch“
Der Handelsverband wehrt sich gegen die Kritik. Geschäftsführer Rainer Will nennt die veröffentlichte Zwischenbilanz „verzerrt und schwammig“. Es sei „Blödsinn“, dass die Lebensmittelpreise zu hoch seien – im Hochlohnland Österreich seien sie angemessen, so Will.
Strukturwandel im Handel: Unimarkt zieht sich zurück
Während die Großen verteidigen, trifft es die Kleinen: Die Supermarktkette Unimarkt zieht sich weitgehend aus dem Filialgeschäft zurück. 90 Filialen stehen vor dem Aus, 620 Beschäftigte sind betroffen – vor allem in Oberösterreich und der Steiermark.
Was auf den ersten Blick nach zwei getrennten Entwicklungen aussieht, hat denselben Kern: Marktmacht und Vertrauenskrise. Intransparente Preise und sinkender Wettbewerb lassen die Auswahl schrumpfen – und die Macht der großen Ketten wachsen.
Wenn der Markt immer einseitiger wird, bleibt am Ende nur eine Frage: Wer zahlt den Preis – und wie hoch ist er?