Bei Gewalt gegen Frauen denken die meisten an prügelnde Partner. Dabei sind sie nur die Spitze des Eisbergs. Denn Gewalt kann viele Formen annehmen: körperlich, psychisch, wirtschaftlich oder sozial.
Gewalt gegen Frauen betrifft immer die anderen. Die meisten denken an sozial abgehängte Männer, die in gewalttätigen Familien aufgewachsen sind und jetzt ihre Partnerin schlagen. Vor allem Männer aus wohlhabenden Gesellschaftsschichten fördern dieses Bild. Denn damit ist von vornherein klar: „Bei uns gibt es das nicht.“ Doch das ist grundfalsch. Und gefährlich: Denn dadurch meinen auch viele Frauen, es sei alles in Ordnung; obwohl sie selbst von Gewalt betroffen sind.
Eine neue Kampagne des Vereins Frauenhäuser Steiermark und des Sozialressorts Steiermark schafft dafür Bewusstsein. Sie zeigt die vielen Gesichter der Gewalt gegen Frauen – nämlich die ihrer Opfer. „Wir zeigen nicht das blaue Auge als typisches Merkmal von Gewalt, sondern machen darauf aufmerksam, dass es keiner sichtbaren Verletzung bedarf, um von Gewalt betroffen zu sein“, erklärt dazu Michaela Gosch vom Verein Frauenhäuser Steiermark.
Die Kampagne hat dafür fünf Beispiele ausgewählt, die besonders häufig auftreten. Seiner Partnerin zu verbieten, ihre Freundinnen und Freunde zu treffen, ist beispielsweise psychische Gewalt. Da wird ganz bewusst Macht ausgeübt, um Selbstbestimmung zu vermeiden. Ganz nebenbei steigert der eingeschränkte soziale Kontakt natürlich auch die Abhängigkeit vom Partner. Und Hand aufs Herz: Wohl fast jede und jeder kennt meist mehr als nur einen solchen Fall.
Viele gewalttätigen Männer gehen noch einen Schritt weiter und bestimmen darüber, wann und warum ihre Partnerin außer Haus gehen darf. Auch immer noch weit verbreitet: Männer, die kontrollieren, wofür ihre Partnerin Geld ausgibt. Das ermöglicht maximale Kontrolle über ihr Leben, denn fast alles kostet Geld.
Häufig ist auch die Drohung, der Partnerin die Kinder wegzunehmen. Besonders bösartig: in diesem Fall wird auch noch Macht über Schutzbefohlene ausgeübt, um die Lebensgefährtin zu erpressen. All das sind Formen schwerer psychischer Gewalt gegen Frauen.
Körperliche Gewalt kommt häufig nicht aus heiterem Himmel. Sie kündigt sich an. Psychische Übergriffe sind oft der Beginn einer Gewaltspirale, die schließlich in Schlägen mündet. Auch deshalb ist so wichtig, dass Frauen sich auch gegen vermeintlich harmlose Formen von Beziehungsgewalt wehren. Das ist nicht einfach. Deshalb können sich betroffene Frauen und Mädchen rund um die Uhr an den Notruf des Grazer Frauenhauses wenden – telefonisch oder per WhatsApp unter der Nummer: +43 316 42 99 00
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