Gastbeiträge

Equal Pension Day: Frauen haben 851 € weniger Pension pro Monat. Zeit für Lösungen!

Am Equal Pension Day haben Männer bereits so viel Pension bekommen, wie Frauen im ganzen Jahr. Heuer war das in Österreich der 1. August. Männer bekommen im Durchschnitt 2.047 Euro Pension, Frauen nur 1.196 Euro. Sie haben monatlich 851 Euro weniger. Kindererziehung und Pflege müssen endlich gerecht aufgeteilt werden. Und: Faire Löhne in „Frauenberufen“ müssen her.

Christa ist 67 Jahre alt und lebt mit ihrem chronisch kranken Mann gemeinsam in einer 3-Zimmer Wohnung in Wien. Sie selbst ist auch nicht mehr ganz gesund. Der Rücken quält sie und ihr Blutdruck ist zu hoch. Aber dagegen gibt es Tabletten. Christa hat jung geheiratet und ein paar Jahre nach Abschluss ihrer Lehre zwei Kinder bekommen. Weil ihr Mann ein gutes Einkommen hatte, ist sie bei den Kindern geblieben und hat sich um den Haushalt gekümmert. Als die Kinder aus dem Haus waren, hat sie eine Teilzeitstelle als Sekretärin angenommen. Der Haushalt führt sich ja nicht von allein und ihr Mann hatte ja bereits seinen gutbezahlten Vollzeitjob.

Nach Kindern und Pflege arbeitslos

Nach ein paar Jahren wurde dann ihre alleinstehende Schwiegermutter krank. Weil ihr Mann noch immer gut verdient hat und beide gut von seinem Gehalt leben konnten, hat Christa ihren Job wieder aufgegeben und stattdessen begonnen, ihre Schwiegermutter zu pflegen. Nach dem Tod der Schwiegermutter war Christa bereits in ihren Fünfzigern. Sie hat sich ein paar Jahre nach einer beruflichen Tätigkeit umgesehen, aber in dem Alter und ihrer geringen Berufserfahrung hat sie die Jobsuche bald wieder aufgegeben und sich weiter um Haushalt und später auch um ihre Enkelkinder und ihren mittlerweile chronisch kranken Mann gekümmert. Mittlerweile ist Christa in Pension. Doch obwohl sie eigentlich ihr ganzes Leben gearbeitet hat, könnte sie von ihrer Pension allein nicht leben.

Frauen: Weniger Einkommen, weniger Pension

Christas Fall ist beispielhaft für viele Frauenbiografien. Wir alle kennen Frauen in Christas Alter, die ähnliches erlebt haben. Die Pensionshöhe in Österreich errechnet sich im Großen und Ganzen aus dem Einkommen während der Erwerbszeit. Je mehr wir in unseren Berufsjahren verdienen, desto höher wird unsere Pension einmal ausfallen. Damit sind wir auch schon beim Kern des Problems angekommen: Frauen verdienen in Österreich immer noch weniger als Männer. Das liegt einerseits an der immer noch ungleichen Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit. Wie Christa, kümmern sich Frauen öfter um Haushalt und Familie. Deshalb arbeiten viele Frauen gar nicht, oder in Teilzeit, was später weniger Pension bedeutet. Außerdem haben Frauen nach wie vor oft schlechter bezahlte Berufe, während Männer häufiger in besser bezahlten Tätigkeiten und Führungspositionen zu finden sind. Solange Frauen aus diesen Gründen weniger verdienen, werden sie zwangsläufig auch weniger Pension erhalten.

Lösungen für gerechte Frauen-Pensionen

Wir brauchen schleunigst eine faire Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit und ein flächendeckendes Angebot für Kinder- und Altenbetreuung. Wir brauchen endlich gleichen Lohn für gleiche Arbeit – weg mit der Strafsteuer aufs Frausein! Aber wir brauchen vor allem eine Neubewertung von Arbeit: Wieso verdient eine Pflegerin weniger als ein Handwerker? Und an alle, die jetzt rufen „Aber die Frauen müssen auch nicht zum Heer!“ oder „Die Frauen dürfen früher in Pension gehen!“: darüber können wir gern reden. Sobald Männer die Hälfte der Kindererziehung, des Haushalts und der Pflege von Angehörigen übernehmen. Wenn Frauen endlich das verdienen, was ihnen zusteht: nämlich gleiches Gehalt für gleiche Arbeit und ein gleichberechtigtes Leben ohne strukturelle Diskriminierung.

Miriam Kaiys

Ähnliche Artikel

  • Oberösterreich

FAQ: Neues Hundehaltegesetz in Oberösterreich, von „kleine Hunde“ bis „verhaltensmedizinischen Evaluierung“

Am 1. Dezember 2024 tritt in Oberösterreich das neue Hundehaltegesetz in Kraft. Initiiert hat es…

21. November 2024
  • Politik

VW in der Krise: 30.000 von 120.000 Mitarbeiter:innen bangen um ihre Jobs

30.000 Jobs beim deutschen Automobilhersteller VW wackeln. Außerdem soll die Belegschaft von Volkswagen auf 10…

21. November 2024
  • Steiermark

B70 neu: Warum sich die steirische SPÖ zum Ausbau der Landesstraße bekennt

Der steirische Bezirk Voitsberg kämpft mit Verkehr, Lärm und Feinstaub – der Ausbau der Landesstraße…

18. November 2024
  • Wirtschaft

Frechheit! René Benko residiert in Privatvilla, während 1.350 Kika/Leiner-Mitarbeiter Jobs verlieren

Die Möbelkette Kika/Leiner ist pleite. Schon wieder, denn das Sanierungsverfahren ist gescheitert. Bereits 2023 musste…

18. November 2024
  • Allgemein

Novomatic AG und Admiral Casinos & Entertainment AG begehren die Veröffentlichung folgender GEGENDARSTELLUNGEN

Gegendarstellung namens der Novomatic AG   „Gegendarstellung:  Sie halten auf der Website (§ 1 Abs 1…

15. November 2024
  • Oberösterreich

Musik, Sport, Politik: Hier sind fünf berühmte Oberösterreicher, die jeder kennen sollte

Von der Musik über den Sport bis hin zur Politik: Oberösterreich hat viele Talente und…

15. November 2024