Vor 90 Jahren wurde Frauenfußball in Österreich faktisch verboten – heute feiern die Kickerinnen große Erfolge. So viele Spielerinnen und Zuschauer:innen wie jetzt gab es noch nie. Die NeueZeit hat sich auf eine Spurensuche des Frauenfußballs in Österreich begeben und recherchiert, was es braucht, um noch mehr Gleichstellung im Fußball zu erreichen.
Es ist ein sonniger Feiertag Anfang Mai, das Finale des ÖFB-Cups steht an. Ein Wiener Bundesligist tritt gegen den Tabellenführer aus einer österreichischen Landeshauptstadt an. Wenige Minuten nach Anpfiff der zweiten Halbzeit ist klar: Um den Titel in die Hauptstadt zu holen, muss wohl noch ein Wunder geschehen. Wer dachte, es ginge um das Finale zwischen den Spielern des SK Rapid Wien und Sturm Graz in Klagenfurt, irrt sich. Das Wunder für die Hauptstadt bleibt aber auch in Wiener Neustadt aus, und so gewinnt zum zehnten Mal in Folge der SKN St. Pölten den ÖFB Cup.
So gut besucht wie in diesem Jahr war das Cup-Finale der Frauen noch nie. Auch international erfreut sich der Frauenfußball immer größerer Beliebtheit. Verzeichnete die erste WM im Jahr 1991 noch gut eine halbe Million Zuseher*innen, waren es bei der letzten WM im vergangenen Jahr bereits knapp zwei Millionen. 2022 waren es bei der WM der Männer dennoch mehr als doppelt so viele.
Der moderne Fußball hat es in sich, dass das große Geld vor allem mit lukrativen Sponsoring-Verträgen kommt. Der Zahlungswille der Werbepartner ist stark abhängig von der Zahl der Fans: Je mehr Menschen das Spiel verfolgen, umso eher werden große Summen für die Platzierung eines Logos an der Bande hingeblättert. Wer auch in internationalen Bewerben mithalten will, braucht genügend finanzielle Mittel. Derzeit gelingt das den österreichischen Frauen jedoch kaum. Um international mehr Fans und Sponsoren zu begeistern, zeigt der Streaminganbieter DAZN die Spiele der Champions League kostenlos. So kann Frauenfußball auch auf noch professionellere Beine gestellt werden: Denn die Summen für einen Sponsoringvertrag werden umso größer, je mehr Fußballbegeisterte auch von Zuhause aus die Spiele verfolgen.
Das geringere Interesse liegt keinesfalls an mangelnder „Attraktivität“ des Frauenfußballs, wie es so gerne heißt. Über Taktiken und Statistiken lässt sich nämlich genauso gut grübeln und streiten, wie beim Männerfußball. Viel eher schenkte der ÖFB den kickenden Frauen lange keine Aufmerksamkeit und versuchte sogar, den Frauenfußball zu verhindern. Während schon in den 1930er-Jahren Tausende zu den Spielen kamen, verbot der Dachverband die Benutzung seiner Plätze für Spiele der Frauen. Karl Zischek, Spieler im “Wunderteam”, fand wenig schmeichelhafte Worte für die Spielerinnen:
… und überhaupt eine kickende Braut – unmöglich!
Erst Ende der 1960er-Jahre gründeten sich wieder erste Frauenmannschaften, eine österreichische Nationalmannschaft gibt es seit dem Jahr 1990. 2017 gelang das “Wunder”: Die National-Elf stand im Halbfinale der Europameisterschaften. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs vor 79 Jahren hatten die Männer diesen Erfolg erst einmal geschafft – im Jahr 1954.
Heute stehen in der Bundesliga viele junge Spielerinnen auf dem Rasen. Wer vom Fußball leben möchte, muss spätestens mit Anfang 20 den Sprung ins Ausland schaffen. Nur vier Spielerinnen des Nationalteams kicken bei österreichischen Vereinen. Während die Spielerinnen in der österreichischen Bundesliga durchschnittlich 600 Euro im Monat verdienen und nicht vom Spielen leben können, verdienen ihre männlichen Kollegen rund 8.000 Euro monatlich. In Deutschland verdienen laut dem DFB die Spielerinnen in der ersten Liga durchschnittlich 3.500 Euro. Auch in der Gewerkschaft younion wurde das Problem erkannt, die ehemalige Nationalspielerin Stefanie Enzinger ist nun younion-Vertreterin für Frauenfußball:
Wir wollen die finanziellen Rahmenbedingungen für Spielerinnen so verbessern, dass langfristig Fußball nicht nur eine Leidenschaft, sondern auch eine Karriereoption wird.
Sportförderungen fließen in Österreich hauptsächlich in den Männerfußball und auf Männer zugeschnittene Sportstätten. Hinzu kommt: Noch immer werden die meisten Vereine ausschließlich
von Männern geleitet. Auf die Bedürfnisse der Spielerinnen wird wenig eingegangen. Bei Trainingszeiten und -flächen müssen sie sich oft nach den männlichen Spielern richten. Erst seit vergangenem Jahr gibt es in Wien eine eigene Mädchenliga. So wird auch ein Freiraum im noch immer männerdominierten Fußball geschaffen.
Diese Themen werden auch in einer Petition gefordert, die die Wiener Sportklub Spielerin Lara Krampf initiierte. Ende Mai wird der SPÖ-Nationalratsabgeordnete Maximilian Köllner die Petition im Sportausschuss einbringen. Initiatorin Krampf ist motiviert:
Gehen wir’s an – gemeinsam für eine chancengleiche Zukunft im Fußball für alle!
In den kommenden Monaten ist die Ausstellung „Women’s soccer without boundaries“ von Lara Krampf zum Thema Frauenfußball und Patriarchat in Wien und Bad Ischl zu sehen.
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