Der Frauenfußball ist in Österreich und weltweit im Aufwind. Noch waren so viele Fans in den Stadien. Trotzdem liegt das durchschnittliche Gehalt von Fußballerinnen immer noch meilenweit unter jenem der Männer. Viele Frauenfußballerinnen sind deshalb keine Profis. Die Fußballerinnen sind zudem vor allem in Medien mit Vorurteilen und Sexismus konfrontiert. Dabei zählen viele Fußballerinnen zu den besten Sportlerinnen und Sportlern der Welt. Ein Überblick über Frauenfußball und seine Geschichte in Österreich, die Bezahlung der Spielerinnen sowie die besten und bekanntesten Fußballerinnen der Welt.
Beim Wort ‚Fußball‘ denkt man an männliche Sportler. Fragt man Kinder, fallen ihnen mindestens drei männliche Fußballer ein, bei den Sportlerinnen wird es schwieriger. Damit alle sicher wissen, dass man weibliche Sportlerinnen im Fußball meint, verwendet man in Österreich das Wort ‚Frauenfußball‘. Bei anderen beliebten Sportarten ist das nicht so: Man spricht nicht vom ‚Frauentennis‘ und auch nicht vom ‚Frauenskifahren‘. Warum muss man also beim Fußball so konkret ausweisen, dass man die Frauen im Sport meint? Antworten finden sich in der Geschichte des Frauenfußballs.
Frauenfußball und seine Geschichte in Österreich
Das Ursprungsland des Fußballs ist England. Hier wurde 1863 die „Football Association“ gegründet und die ersten Regeln des Spiels festgehalten. Nach und nach erfasste auch andere Länder das Fußballfieber. Bilder der Sportpresse zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeigen Männer und Frauen beim gemeinsamen Fußballspiel. Zu Beginn stand Fairplay im Fokus, nicht das Geschlecht der Spielerinnen und Spieler.
1919 wurde dann plötzlich diskutiert, ob Frauen überhaupt zum Sport zugelassen werden sollten. Dabei fielen nicht wenige Argumente, die auch heute noch die Vorurteile gegenüber Fußballerinnen prägen: Fußball würde die Gebärfähigkeit der Frauen beeinträchtigen, Frauen seien weniger athletisch, weniger durchsetzungsfähig und für den Fußball einfach nicht geschaffen.
Der Erste Wiener Damenfußballklub „Diana“ wurde 1924 gegründet, bis 1936 spielte man Meisterschaften.
1936 verbot der österreichische Fußballbund, Schiedsrichter oder Sportplätze für Damenwettspiele zur Verfügung zu stellen. 1938 wurde, mit dem Anschluss Österreichs an Deutschland, die sogenannte Damenfußballunion endgültig aufgelöst und der Fußball der Frauen verboten. Die Frauenfußball-Geschichte in Österreich endete – aber nur vorerst.
Der Frauenfußball geriet zu dieser Zeit weltweit in eine Krise. Denn in den Ländern, in denen er nicht verboten war, ging das Interesse zurück. Als das deutsche Frauennationalteam 1989 erstmals die Europameisterschaft gewann, gab es in Österreich noch kein Nationalteam der Frauen. Damit war Österreich eines der letzten Länder Europas, das auch den Frauen ermöglichte, das Land international zu vertreten.
Frauenfußballerinnen und ihr Gehalt: Was verdienen Fußballerinnen in Österreich und warum verdienen Männer im Fußball so viel mehr?
Das Gehalt von Fußballerinnen und Fußballern ist wie bei vielen anderen Sportarten auch vom Marktwert der Spieler:innen abhängig. Wer sichtbarer ist und auf mehr Sponsoren zählen kann, erhält mehr Geld.
Das mit der Sichtbarkeit ist im Frauenfußball allerdings so eine Sache: Aktuell sind Sportlerinnen nur zu 12 % in österreichischen Printmedien vertreten. Bei Teamsportarten sind es sogar nur 2 %, die restlichen 88 % fallen den männlichen Sportlern zu. Über den Männerfußball wird also viel häufiger berichtet als über den Frauenfußball, was seine Auswirkungen auf den Marktwert der Fußballerinnen und Fußballer hat.
So kommt es, dass die bestbezahlte Fußballerin Carli Lloyd im Jahr 2021 rund 530.000 Euro, während der bestbezahlte Fußballer Lionel Messi im selben Jahr 126 Millionen Euro kassierte.
Das sind Summen, von denen die österreichischen Fußballerinnen und Fußballer ohnehin nur träumen können: In der österreichischen Bundesliga liegt das durchschnittliche Gehalt von Fußballerinnen bei nur 600 Euro brutto, während Fußballer durchschnittlich über 8.000 Euro verdienen.
Bekannte und berühmte Frauenfußballerinnen in Österreich
Als Frau im österreichischen Profi-Fußball ist man immer noch auf einen Zweitjob angewiesen. Wer das nicht möchte, muss sich von einem ausländischen Klub unter Vertrag nehmen lassen. Die besten Fußballerinnen im österreichischen Nationalteam wählten den Weg ins Ausland.
Torfrau Manuela Zinsberger etwa wehrt die Bälle bei Arsenal London ab. Mittelfeldspielerin Sarah Puntigam ist Rekordnationalspielerin. In ihrer Karriere stand sie bereits bei 127 Spielen für Österreich auf dem Platz und stellt damit selbst Marko Arnautovic, der „nur“ auf 103 Spiele kommt, in den Schatten. Auch sie ist im Ausland im Einsatz: Seit 2022 läuft sie für den 1. FC Köln auf.
Ebenfalls in der deutschen Bundesliga spielen Sarah Zadrazil, die beim FC Bayern München unter Vertrag steht, und Laura Feiersinger, die für Eintracht Frankfurt spielt. Nur drei Spielerinnen im A-Kader des Nationalteams spielen für einen österreichischen Klub.
Sind Frauenfußballerinnen Profis?
Nach Ausbruch der Corona-Pandemie wurde der Spielbetrieb im Fußball eingestellt. Ausgenommen davon waren die beiden höchsten Spielklassen der Männer. Die Frauen-Bundesliga durfte ihren Spielbetrieb hingegen nicht wieder aufnehmen. Laut der Entscheidung des Österreichischen Fußballverbandes (ÖFB) gäbe es große wirtschaftliche und organisatorische Unterschiede zwischen der Männer- und der Frauen-Bundesliga. Über diese Entscheidung kann man diskutieren. Sie zeigt aber vor allem eines: Für die Entscheidungsträger ist Frauenfußball in Österreich kein Profi-Sport.
Wenn man einen Blick auf das Gehalt der Profi-Fußballerinnen in Österreich wirft, kann der Sport gar nicht professionell ausgeübt werden. Denn als Fußballerin bleibt man auf einen Zweitjob angewiesen.
Frauenfußballerinnen in Österreich sind also keine Profis.
Hegerberg, Rapinoe & Putellas: Die besten und bekanntesten Fußballerinnen der Welt
Die bekanntesten und besten Frauenfußballerinnen der Welt sind allesamt Profis. Die Norwegerin Ada Hegerberg zählt zu den berühmtesten. 2018 bekam sie als erste Frau den „Ballon d´Or“, eine der höchsten Auszeichnungen im Fußball. Im Jahr davor streikte Hegerberg, weil sie dem norwegischen Fußballverband vorwarf, den Frauenfußball zu wenig wertzuschätzen und weibliche Fußballerinnen zu wenig zu bezahlen. Derzeit verdient die Norwegerin jährlich rund 430.000 Euro.
Als Aktivistin in der queeren Community muss die Stürmerin Megan Rapinoe genannt werden. Die Amerikanerin wurde 2019 als Weltfußballerin des Jahres ausgezeichnet und engagiert sich auch politisch, indem sie gegen Rassismus und für Gleichberechtigung im Sport kämpft. Mit ihrer Hilfe ist es gelungen, gleiche Bezahlung für Männer und Frauen im amerikanischen Fußballnationalteam zu erreichen. 2019 verklagten die Spielerinnen des amerikanischen Nationalteams den US-Fußball wegen Lohndiskriminierung – und gewannen. Rapinoe erhält laut Medienberichten ein Gehalt von rund 450.000 Euro pro Saison.
Zu den besten und bekanntesten Fußballerinnen zählt auch Alexia Putellas. Die Spanierin wurde 2021 und 2022 mit dem „Ballon d´Or“ ausgezeichnet. Putellas erzielte als erste Frau im legendären „Camp Nou“ Stadion ein Tor und holte mit dem FC Barcelona erstmals ein „Triple“ – drei Titel in einer Saison. Die aktuelle Weltfußballerin verdient weniger als ihre Kolleginnen: Sie kommt jährlich auf rund 250.000 Euro.
Kinder & Sexualität: Vorurteile gegenüber Fußballerinnen
Die alten Vorurteile gegenüber Fußballerinnen werden auch heute noch von vielen Gegnern der Frauen im Fußball verwendet, können aber ganz leicht widerlegt werden: Die Gebärfähigkeit der Frauen wird durch den Fußball nicht beeinflusst. Deutschlands Nationaltorfrau Almuth Schult etwa ist Mutter von Zwillingen und aktive Fußballerin. Sie ist die einzige Fußballerin in der deutschen Bundesliga, die Kinder hat.
Vielleicht ist das auch auf das Vorurteil gegenüber Fußballerinnen zurückzuführen, dass viele Fußballerinnen lesbisch sind. Natürlich finden sich unter den Fußballerinnen heterosexuelle und lesbische Frauen. Manche der letzteren engagieren sich auch im Kampf gegen Homophobie und teilen ihr Leben öffentlich, um andere Frauen dazu zu ermutigen, auch offener mit ihrer Sexualität umzugehen. US-Starspielerin Megan Rapinoe ist hierfür ein Beispiel, im österreichischen Nationalteam gehen beispielsweise Manuela Zinsberger und Sarah Puntigam offen mit ihrer Homosexualität um.
Die Geschichte des Frauenfußballs in Österreich ist mit Sexismus verbunden
Die Berichterstattung über Fußballerinnen fällt oft mit Sexismus auf. 2015 veröffentlichte etwa die „Kronen Zeitung“ einen Artikel mit dem Titel „Hingucker – Schön und erfolgreich. So sexy ist die Frauen-WM“.
Aber auch sieben Jahre später ist die mediale Berichterstattung kaum besser. Die Tageszeitung „Heute“ titelte nach dem Torjubel von Fußballerin Chloe Kelly, bei dem sie sich ihr Trikot auszog, dass diese nach ihrem Tor für die Zuschauer:innen „strippte“. Dafür wählte die Zeitung ein Foto, auf dem man die Torschützin nicht einmal zu Gesicht bekam. Sexismus gegenüber Fußballerinnen gehört also zumindest zum medialen Alltag.