Kärnten

Modernes Bauwunder – wie 6400 Oberarme die Großglockner Hochalpenstraße bauten

Fünf Jahre lang wird die Verkehrsader ohne Hightech-Hilfsmittel gebaut – 3200 Arbeiter werden eingesetzt, viele von ihnen verlieren ihr Leben. Heute ist die Straße ein prägender Faktor in der Tourismusregion rund um den höchsten Berg Österreichs. Vor bald 90 Jahren wurde die Großglockner Hochalpenstraße eröffnet.

Großglocknerstraße ist eine historische Verbindung zwischen Salzburg und Kärnten. Sie führt von Bruck an der Großglocknerstraße über die beiden Gebirgspässe Fuscher Törl und Hochtor mit einer Passhöhe von fast 2600 Metern. Die Großglockner Hochalpenstraße ist die höchstgelegene befestigte Passstraße in Österreich. Aber schon seit Urzeiten ist die Gegend eine Verkehrsader über die Alpen. Heute nehmen wir uns die Zeit dieses Österreichische Bauprojekt ein wenig näher zu betrachten.

Von wegen Hightech-Projekt – Großglocknerstraße schreibt österreichische Ingenieursgeschichte mit Fleiß und Muskelkraft

1930 wurde feierlich der Bau der Großglockner Hochalpenstraße begonnen. Ende 1932 wird die Nordrampe der Öffentlichkeit übergeben. Der Bau kostete umgerechnet rund 65 Millionen Euro. In den Nachwehen der Wirtschaftskrise von 1929 belasteten die Kosten die Republik so sehr, dass die, für den Bau zuständige GROHAG liquidiert werden musste. In den fünf Jahren Bauzeit sind rund 3200 Arbeiter beschäftigt. Sie trotzen Wind, Wetter und vor allem den Schneemassen.

Bildcredits: Pusteblume91, CC BY-SA 3.0 AT via Wikimedia Commons

Schon kurz nach Baubeginn, im Oktober 1930 gibt es den ersten Todesfall unter den Bauarbeitern. Nach tagelangem Schneefall schafft es ein Bergungstrupp nicht rechtzeitig zurück ins Tal. Auf dem Weg erlitt einer der Arbeiter einen Herzschlag und starb. Solche Unfälle sind zu dieser Zeit leider keine Seltenheit – sie führen aber auch zu rechtlichen Nachschärfungen, wenn es um Sicherheit am Arbeitsplatz geht.

Fertigstellung und Bedeutung für Land und Leute

Auch in Österreich erfährt der private Personenverkehr ab 1933 einen besonderen Aufschwung – was die neue Passstraße umso wichtiger macht. Das damals kurzzeitig pausierte Projekt wird wieder aktiviert, auch um der hohen Arbeitslosigkeit im Land entgegenzuwirken. Bis 1935 verwendet Österreich rund 14 Prozent der gesamten Infrastrukturausgaben auf den Bau der Großglockner Hochalpenstraße.

Bildcredits: Pusteblume91, CC BY-SA 3.0 AT via Wikimedia Commons

Im Jahr 1934 überquert dann das erste Auto die Hochalpenstraße inmitten der Hohen Tauern. Beachtlich dabei: Es handelt sich um ein “Steyr100” – ein Auto mit einer Breite von 1,58 Metern. Und das obwohl die Straße stellenweise nicht einmal wesentlich breiter als 1,65 Meter war. Wer lenkte das Vehikel? Der damalige Salzburger Landeshauptmann Franz Rehrl. Die offizielle feierliche Eröffnung der Großglockner Hochalpenstraße fand dann ein Jahr später statt – nämlich am 3. August 1935.

Von den Kelten bis heute – Alpenpässe sind damals wie heute wichtige Verkehrsadern

Nach Ende des Ersten Weltkriegs sprechen die Alliierten Siegermächte Südtirol und damit den Brennerpass Italien zu – Kärnten verliert die wichtige Verbindung zu Nordtirol. Durch den Friedensvertrag von Saint-Germain 1919 wird somit die Diskussion über eine neue Verbindungsstraße über die Alpen laut und die Großglockner Hochalpenstraße kommt ins Gespräch.

Im Zuge des Vertrags von Saint-Germain tritt Österreich Gebiete an Italien und seine neuen Nachbarn ab. Darunter auch den wichtigen Brennerpass – eine neue Verbindung zwischen Kärnten und Tirol muss her.

Den Pass am Hochtor, über den die Großglocknerstraße verläuft, haben die Menschen schon vor der Römerzeit genutzt. Auch vorkeltische Funde aus der Hallstattzeit (1200-800 v. Chr.) belegen, dass der Pass noch länger in Benutzung war.. So fand man während der Bauarbeiten im Jahr 1933 eine bronzene Herkulesstatue auf 2600 Metern Seehöhe. Erst ab 1994 kam es in der Region auch zu archäologischen Grabungen. Dabei fand man Bruchstücke von rund 20 Bronzestatuetten, römische Kupfermünzen und keltische Silbermünzen.

Noah Dueker

Noah ist unser Tausendsassa in der Redaktion und hat unzählige Interessen - ob Geschichte, Geografie, Politik oder Popkultur, überall gibt es obskures Halbwissen und “Fun-Facts”, über die es sich zu berichten lohnt. In seiner Freizeit pflegt Noah ein aktives Sozialleben und engagiert sich in seiner geliebten Heimatgemeinde.

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