Burgenland

Premiere: Im Burgenland wird die größte nachhaltige Wasserstoffanlage Österreichs gebaut

Weg von der Abhängigkeit vom russischen Gas: In Nickelsdorf (Burgenland) soll die bisher größte Anlage in Österreich entstehen, die grünen Wasserstoff produziert. Dieser wird von Wasser, Sonnen- und Windenergie gewonnen. Ab 2030 können somit jährlich 40.000 Tonnen Wasserstoff aus nachhaltigem Strom erzeugt werden.

Die burgenländische Landesregierung setzt schon länger schwerpunktmäßig auf Klimaschutz. Durch verschiedene Projekte konnte das Bundesland seinen CO2-Fußabdruck deutlich verringern. Zum Beispiel mit einem neuen Stromspeicher, der ganz ohne das umweltschädliche Lithium auskommt.

In Nickelsdorf baut das Bundesland gerade die größte Photovoltaik-Anlage Österreichs. Aber nicht nur über das dürfen sich die Einwohnerinnen und Einwohner in Nickelsdorf freuen. Denn in der kleinen Gemeinde im Bezirk Neusiedl am See entsteht jetzt die größte Anlage in Österreich, die grünen Wasserstoff produziert. Gemeinsam mit Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne), dem Vorstandvorsitzender der Burgenland Energie, Stephan Sharma, und Verbund-Vorstandsvorsitzendem Michael Strugl, stellte Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) das Projekt jetzt vor.

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (2.v.r.), Bundesministerin Leonore Gewessler (2.v.l.), Vorstandsvorsitzender CEO Stephan Sharma (Burgenland Energie AG) (r.) und Vorstandsvorsitzender Michael Strugl (Verbund AG) (l.) stellten das neue Projekt der großvolumigen Elektrolyseanlage im Burgenland im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie in Wien vor. // Fotocredits: Landesmedienservice Burgenland

So wird Österreich unabhängig von Gas-Lieferant Russland

Aktuell erzeugt man Wasserstoff noch überwiegend aus Erdgas. Ein großer Lieferant für dieses Gas ist noch Russland. Wegen des Ukraine-Krieges ist die Zukunft der Gasimporte aus Russland jedoch ungewiss. Mit der neuen Wasserstoff-Anlage im Burgenland will man die eigene Energieproduktion ausbauen, um von anderen Ländern unabhängig zu werden.

Denn: Der Wasserstoff wird künftig aus erneuerbaren Energieträgern wie Wind und Sonne gewonnen. Klimaschutzministerin Gewessler in der Presskonferenz: „Denn Unabhängigkeit gibt es nur, wenn wir unsere Energieversorgung selbst in die Hand nehmen.” Auch sei man so weniger „erpressbar“.

Elektrolyseanlage im Burgenland kann jährlich 40.000 Tonnen Wasserstoff produzieren

Der Energieversorger Verbund und die Burgenland Energie sind Initiatoren dieses Projekts. Sie wollen den sogenannten „Elektrolyseur“, der den „grünen Wasserstoff“ produziert, bis Ende des Jahrzehnts in mehreren Stufen aufbauen.

Der Elektrolyseur wird über eine direkte Leitung mit grünem Strom aus Wind- und Sonnenenergie betrieben.

Was ist ein Elektrolyseur?
Ein Elektrolyseur ist eine Vorrichtung, die mit Hilfe von elektrischem Strom Wasser in seine Bestandteile „Wasserstoff und Sauerstoff“ zerlegt. Dieses Prozedere nennt man Elektrolyse. Ein Elektrolyseur besteht aus mehreren aneinander gereihten Elektrolysezellen.

Bereits 1875 betonte der Schriftsteller Jules Verne das Potential von Wasserstoff. In seinem Roman “Die geheimnisvolle Insel” bezeichnete er das Wasser als die Kohle der Zukunft.

„Die Energie von morgen ist Wasser, das durch elektrischen Strom zerlegt worden ist. Die so zerlegten Elemente des Wassers, Wasserstoff und Sauerstoff, werden auf unabsehbare Zeit hinaus die Energieversorgung der Erde sichern.“

Die erste Stufe und somit der Beginn des Projekts startet ab 2026. Wind- und Sonnenenergie sollen pro Jahr 9.000 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren. Das Ziel ist es, dass der Elektrolyseur bis 2030 voll ausgebaut ist und dann jährlich 40.000 Tonnen Wasserstoff für ganz Österreich produzieren kann. Burgenland Energie Chef Stephan Sharma: „Somit können wir 400.000 Tonnen CO2-Emissionen jährlich einsparen!“

Aber wieso eigentlich Wasserstoff für ganz Österreich? Wenn der Elektrolyseur voll ausgebaut ist, wird der grüne Wasserstoff dann über das bestehende Gaspipeline-System nach Schwechat und anschließend nach Wien befördert. Bei der Produktion entsteht zusätzlich eine „Abwärme“ und diese soll dann für die Versorgung von Haushalten mit Fernwärme genutzt werden.

Das Projekt kostet 400 Millionen Euro

Für das geplante Projekt werden ca. 400 Millionen Euro gebraucht. Burgenland Energie und Verbund sind zu gleichen Teilen an den Kosten beteiligt, ob es noch weitere Partner und potentielle Sponsoren gibt, ist noch offen.

Auch Landeshauptmann Doskozil zeigt sich zuversichtlich:

„Grüner Wasserstoff aus dem Burgenland wird dazu beitragen, unser Bundesland bis 2030 tatsächlich völlig klimaneutral und energieunabhängig zu machen. Wir nutzen alle Potentiale von Sonnen- und Windkraft und zeigen vor, wie man sich von Gasimporten aus Russland abkoppeln kann.“

Lena Fürst

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