Niederösterreich

Rücktrittsreif: Noch mehr Grundstücks-Deals von ÖVP-Skandal-Bürgermeister Riedl aufgeflogen

Städten und Gemeinden fehlt das Geld. Nur einem nicht: ÖVP-Bürgermeister und Gemeindebundchef Alfred Riedl. Mit einem Luxuswohnprojekt am Rande Grafenwörths verschaffte er sich eine goldene Nase – und geriet damit in Kritik. Am Donnerstag kamen weitere Grundstücks-Deals ans Licht. Auch hier soll er die eigenen finanziellen Interessen über jene „seiner“ Gemeinde gestellt haben. Kann er sein Amt noch unbefangen ausüben?

Jetzt wird’s eng: Gegen den Gemeindebundpräsident und Bürgermeister von Grafenwörth Alfred Riedl (ÖVP) sind neue Vorwürfe bekannt geworden. „Riedl soll über’s Wochenende nachdenken, ob er diese wichtige Funktion noch ausüben kann.“ Das lässt ihm Andreas Kollross, der Vorsitzende des Sozialdemokratischen Gemeindevertreterverbandes (GVV), deshalb ausrichten. Und reiht sich damit in eine Reihe an Rücktrittsforderungen ein.

Bildcredits: BKA/ Andy Wenzel

Aktuell verhandeln Bund und Länder den Finanzausgleich. Der ÖVP-Skandal-Bürgermeister Alfred Riedl ist Vorsitzender des Gemeindebundes – also jenes Verbandes, der bei den Verhandlungen die Interessen der österreichischen Gemeinden vertreten soll. Damit ist der ÖVP-Mann quasi Chefverhandler der Gemeinden. Und diese Verhandlungen sind für die Städte und Gemeinden extrem wichtig. Denn nach Corona und Teuerung fehlt ihnen hinten und vorne das Geld. Sie bräuchten also mehr Mittel vom Bund. Gerade in dieser Situation sei Alfred Riedl laut Kollross aber der falsche Mann am Steuer. Denn er sei befangen und durch die Vorwürfe gegen ihn anderweitig beschäftigt: Er muss private Grundstücks-Deals mit Immobilienfirmen und Bauträgen in seiner Heimatgemeinde Grafenwörth erklären. Aber von vorn:

Noch mehr Grundstück-Deals aufgeflogen: Muss Bürgermeister Alfred Riedl jetzt zurücktreten?

An den Ortsgrenzen seiner Heimatgemeinde lässt Alfred Riedl aktuell 207 Luxus-Wohnungen mit Privatsee-Zugang errichten. Der Boden, auf dem das Luxusressort entsteht, hat zum Teil einmal ihm gehört und ihm insgesamt rund 476.000 Euro eingebracht. Nun sind aber noch weitere Grundstück-Deals von Riedl durchgesickert. Die Wiener Zeitung berichtet, dass er mit weiteren Flächen 213.370 Euro Gewinn gemacht haben soll. Getarnt unter einer GmbH, der Realitas Grawoe GmbH – einem Unternehmen, das er als Privatperson gegründet habe, lediglich, um die Immobilien seiner Familie zu verwalten.

Die Kritik an der Sache und die große Frage, die im Raum steht: Hat sich Alfred Riedl an Immobilien- und Grundstück-Deals selbst bereichert, obwohl er als Bürgermeister von Grafenwörth die Gelder auch in die Gemeindekasse, statt in sein privates Börserl fließen lassen hätte können? Für manche ist die Sache klar:

Ein „ramponierter Gemeindebundpräsident“ als Chefverhandler der Gemeinden, der vor allem mit der Aufklärung seiner Grundstücksverkäufe beschäftigt ist, ist nicht der verlässlichste Partner für die so wichtigen Finanzausgleichsverhandlungen. Riedl sollte Profi genug sein, um das selbst einzusehen, meint  SPÖ-Kommunalsprecher und GVV-Vorsitzender Kollross und legt Riedl den Rücktritt nahe.

Flächenverbrauch: Wie viel Widmungskompetenz soll eine Gemeinde haben?

Durch die Causa Riedl ist aber nicht nur eine Diskussion um mögliche Selbstbereicherung auf Kosten aller anderen entstanden. Auch die Frage, wer Flächenwidmungskompetenzen hält – die Gemeinde, der Bund, die Länder – kam auf die Bildfläche. Erst vor knapp einem Monat scheiterte die erste österreichische Bodenschutzstrategie, weil sich die schwarz-grüne Bundesregierung nicht einigen konnte. Diese Strategie hätte den Flächenverbau von aktuell über 11 auf rund 2 Hektar pro Tag begrenzen sollen.

Wer dabei im Hintergrund laut Biodiversitätsexpertin von Greenpeace, Olivia Herzog, die Fäden gezogen habe: Alfred Riedl. Denn als Gemeindebundchef ist ihm klar, dass die Bürgermeister:innen Österreichs ungern ihre Flächenwidmungskompetenz abgeben möchten.

Romana Greiner

Romana recherchiert am liebsten über die großen Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft: Warum bekommt eine Mitarbeiterin 200 Mal weniger Gehalt als der Konzernchef? Wieso sind die Volksschullehrerin oder der Briefträger immer noch so schlecht entlohnt? Als Chefredakteurin leitet sie seit 2023 die NeueZeit und ihr engagiertes Team. Um vom Redaktionsalltag den Kopf frei zu bekommen, ist sie gern in der Natur sporteln oder auf Konzerten.

Share
Veröffentlicht von
Romana Greiner
Tags: Alfred Riedl Bodenversiegelung featured Grafenwörth ÖVP Riedl

Ähnliche Artikel

  • Wohnen

Mietpreisbremse beschlossen: Was sich jetzt ändert

Der Nationalrat hat die Mietpreisbremse der Regierung mit den Stimmen der Koalition und der Grünen…

11. Dezember 2025
  • Gesundheit

Massive Kürzung: OÖ kürzt Eltern-Kind-Zuschuss von 405 Euro auf 160 Euro

Still und heimlich hat die oberösterreichische Landesregierung den Zuschuss gekürzt, der im Zusammenhang mit dem…

11. Dezember 2025
  • Allgemein

Klinisch-psychologische Therapie wird Kassenleistung

Ab 2026 wird die klinisch-psychologische Krankenbehandlung erstmals voll als Kassenleistung übernommen. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK),…

11. Dezember 2025
  • Bildung

Kärnten: Schluss mit Sprengelpflicht für Mittelschulen

Mit einer Gesetzesänderung, die kommende Woche in der Landesregierung beschlossen werden soll, öffnet Kärnten seine…

5. Dezember 2025
  • Gesundheit

Nach Todesfällen: Rotes Kreuz fordert Notarztstützpunkt an der Eisenstraße

Nach mehreren tragischen Todesfällen fordert das Rote Kreuz im Bezirk Liezen einen neuen strategischen Notarztstützpunkt…

4. Dezember 2025
  • Verkehr

Jetzt heißt es seltener zur Pickerl-Überprüfung!

Der Ministerrat hat am Mittwoch eine umfangreiche Liste an Entbürokratisierungsmaßnahmen beschlossen. Darin findet sich auch…

3. Dezember 2025