Weil "seine" Köchin Frau Lopez nach Indien abgeschoben wurde, muss Haslach-Wirt Fredl Baier mit 68 wieder allein in der Küche stehen.
Haslach (OÖ): Vergangenen Donnerstag hat die Fremdenpolizei die Haslacher Familie Lopez nach Indien abgeschoben. Mutter und Tochter arbeiteten in Mangelberufen als Köchin und Pflegerin. Die beiden und der 15-jährige Sohn waren gut integriert. Der Wirt beklagt, dass Frau Lopez, „seine“ Köchin, aus dem Betrieb gerissen wurde. Nun muss er mit 68 Jahren wieder selbst in der Küche stehen. Auch die Haslacher:innen und der Bürgermeister der Gemeinde wollten, dass die Familie bleibt.
Die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinde Haslach im oberösterreichischen Mühlviertel sind entsetzt. Denn am Donnerstagabend hat die Fremdenpolizei die dreiköpfige Familie Lopez abgeschoben. Dabei arbeiten sowohl Mutter als auch Tochter in dringend benötigten „Mangelberufen“. Die Mutter ist Köchin, die Tochter Altenpflegerin in Ausbildung. Über 1000 Unterschriften wurden als Solidaritätsbekundung für die Familie gesammelt. Dass Mutter, Tochter und auch der 15-jährige Sohn einen starken Rückhalt in der Bevölkerung genießen, bestätigt auch der Bürgermeister der 2500 Einwohner-Gemeinde, Dominik Reisinger von der SPÖ.
Die Frau war mit ihren Kindern nach Österreich gekommen, weil es in Indien immer wieder zu Übergriffen auf Christinnen und Christen kommt. Ihr Asylantrag wurde mit der Begründung abgelehnt, dass keine Gefahr für die Familie in Indien bestehe.
Die Mutter der Familie Lopez arbeitet nicht nur als Köchin beim Dorfwirt Baier. Sie engagiert sich auch ehrenamtlich als Mesnerin in der Pfarrkirche. Ihre Tochter hätte in Kürze ihre Ausbildung als Pflegerin abgeschlossen. Der 15-jährige Sohn besucht die örtliche Mittelschule. Sowohl in der Pflege, als auch in der Gastronomie fehlen seit Jahren Arbeitskräfte. Beide Arbeitsfelder gelten als „Mangelberufe“ – es gibt zu wenig ausgebildete Arbeitskräfte in diesen Branchen. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) besteht darauf, dass das Verfahren korrekt abgelaufen sei und die Abschiebung damit richtig.
„Die Familie Lopez ist nicht nur gut, sie ist hervorragend integriert“, entgegnet der Haslacher Bürgermeister und Bundesrat der SPÖ Dominik Reisinger.
Kritik gibt es auch erneut an der Polizei in Oberösterreich. Am frühen Morgen stürmten ihre Beamt:innen die Wohnung der Familie, nahmen die Frau und ihre beiden Kinder in Schubhaft und feierte ihren „Erfolg“ mit einem „High-Five“. Das berichteten Augenzeug:innen der Amtshandlung. Sie kritisieren, dass die beteiligten Beamt:innen sich für einen Einsatz gegen eine Frau und zwei Kinder bejubeln, als hätten sie Verbrecher zur Rechenschaft gezogen.
Auch der Wirt der 2500-Seelen-Gemeinde hat für all das kein Verständnis. Weil „seine“ Köchin abgeschoben wurde, steht er nun mit 68 Jahren wieder selbst in der Küche seines Gasthauses. Denn Köchinnen und Köche findet man kaum – es ist ein sogenannter Mangelberuf.
Arbeitsmigration soll in Österreich die Rot-Weiß-Rot Karte regeln. Sie gilt allerdings seit Jahren als Baustelle. Denn es gelingt mit ihr nicht, genügend Arbeitskräfte für Mangelberufe ins Land zu holen. Erst vor wenigen Wochen haben ÖVP und Grüne sie angepasst und die Liste der Mangelberufe erweitert. Trotzdem bringt sie Österreich zu wenige Schlüsselarbeitskräfte.
Auch Erich Fenninger, Chef der Volkshilfe Österreich, fordert eine Rot-Weiß-Rot-Karte, die diesen Namen auch verdient und kritisiert im aktuellen Fall: „Während gleichzeitig die Länder und der Bund viel Geld dafür ausgeben, Menschen aus anderen Kontinenten für die Pflege nach Österreich zu bringen, schiebt man Familien ab, wo diese Mangelberufe eigentlich gedeckt wären.“
Hier geht’s zum exklusiven Interview mit Alfred „Fredl“ Baier, dem Wirten, für den Frau Lopez gearbeitet hat.
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