Oberösterreich

Keine Ziele, schlechte Kommunikation: Rechnungshof kritisiert Oberösterreichs Impfkampagne

Oberösterreich hat immer noch die niedrigste Corona-Impfquote aller Bundesländer. Der Landesrechnungshof kritisiert in seinem neuen Prüfbericht: Die Landesregierung habe nie ein richtiges Ziel für die Impfquote definiert und erst viel zu spät auf Fake-News reagiert. Zudem seien die Entscheidungen des Landeskrisenstabes nicht ausreichend dokumentiert worden.

Oberösterreich hat seit Beginn der Covid-Impfungen die niedrigste Impfquote aller Bundesländer. Nur 62% sind vollständig immunisiert. Im Burgenland etwa sind es 73%. Die oberösterreichische Corona-Impfkampagne kam nie wirklich in Schwung, kostete aber Millionen an Steuergeld. Das ließ wohl auch den Landes-Rechnungshof neugierig werden: Er prüfte die Impfkampagne in Oberösterreich auf eigene Initiative.

Das Urteil des Rechnungshofes: Das Land OÖ hatte für seine Impfkampagne nie ein richtiges Ziel definiert und erst zu spät auf Fake-News zum Thema Impfen reagiert. Den Bund rügt der Rechnungshof für die unklare Aufteilung der Verantwortlichkeiten zwischen Bund und Ländern sowie für eine fehlende Gesamtstrategie.

Rechnungshof zu Oberösterreich-Impfkampagne: Keine Ziele, zu späte Kommunikation

Die niedrige Impfquote in Oberösterreich habe nicht einen einzelnen Grund, analysiert der Landesrechnungshof. Eine Rolle spielen würden die unklare Informationslage, ständig wechselnde Corona-Regeln, das Gratis-Testangebot sowie „nicht evidenzbasierte politische Entscheidungen“. Zudem seien die Entscheidungen des Landeskrisenstabes nicht vollständig dokumentiert worden, was vor allem wegen des regen personellen Wechsels nachteilig gewesen sei.

Besonders kritisiert der Rechnungshof das Fehlen eines klaren OÖ-Impfziels. „Aus unserer Sicht wäre es notwendig gewesen, klarere Ziele vorzugeben, um den Menschen zu signalisieren, was wollen wir erreichen bei der Impfung“, sagt Landesrechnungshof-Direktor Friedrich Pammer im ORF-Interview. Mit einem definierten Ziel hätten Erfolge besser dargestellt werden können.

Zweiter großer Kritikpunkt: Die Landesregierung habe viel zu spät auf Fake-News und Mythen zur Corona-Impfung reagiert. Erst ein halbes Jahr nach Auftreten der Falschinformationen stellte das Land Impfmythen richtig.

OÖ-Landesregierung schiebt die Schuld weiter an den Bund

Die zuständige Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP) bezweifelt in einer Stellungnahme, „ob eine Zielvorgabe des Landes Skeptiker und Kritiker mit ihren individuellen Motiven motiviert hätte, zur Impfung zu gehen“. Sie wolle in Oberösterreich jedenfalls weiter für die Impfung werben, aber nicht auf Bundesländer-Rankings schauen. Die FPÖ OÖ schiebt den Ball weiter zu Ex-Grünen-Gesundheitsminister Rudolf Anschober, der die Bundesländer alleine im Regen stehen habe lassen.

Für die SPÖ ist der „Schlingerkurs“ der Landesregierung verantwortlich für das schlechte Abschneiden Oberösterreichs. „Ohne mit der Wimper zu zucken, hat sich die ÖVP nach den Landtagswahlen neuerlich für die impfkritische FPÖ als Koalitionspartner entschieden – das hat nicht zuletzt zu einer Impfstrategie ohne konkrete Ziele geführt“, kritisiert SPÖ-Gesundheitssprecher Peter Binder.

NEOS-Landeschef Felix Eypeltauer meint, die „Covid-Krise war und ist in Oberösterreich vor allem eine Kommunikationskrise“. Das bestätigte der Rechnungshof mit seinem Bericht. Da sei es kein Wunder, dass die Bevölkerung kein Vertrauen mehr in das habe, was die Regierung sage.

284x angerufen, niemand hebt ab: OÖ-Impfhotline stürzte ab

Auch den Bund rügt der Rechnungshof, etwa für die unklare Aufteilung der Verantwortung. Im Jänner 2021 wechselte die Verantwortung für die Durchführung der Impfungen zu den Ländern, was anfangs ein Chaos in OÖ auslöste. Die Hotline zur oberösterreichischen Impfanmeldung war zum Start stundenlang überlastet. Ein Betroffener etwa berichtete von 284 erfolglosen Anrufen. Die ÖVP-Landesregierung hatte zu wenig Personal eingesetzt – die Hotline war völlig überlastet.

NeueZeit Redaktion

Ähnliche Artikel

  • Gesellschaft

Fenninger: Woran man bei der Bekämpfung von Kinderarmut gescheitert ist 

Wie kann es sein, dass sich in einem der reichsten Länder der EU, die Zahl…

17. Mai 2024
  • Allgemein

Fünf Jahre Ibiza – Ein Urlaub mit Folgen in 5 Akten

Wo waren Sie am 17. Mai 2019? Eine Frage, die viele Östereicher:innen beantworten können, denn…

16. Mai 2024
  • Burgenland

Von Second Hand-Ware bis zum Übersiedlungsservice: Gemeinnütziges Jobprojekt „Mein Laden“ wird 15

Mattersburg: Seit 2009 fanden rund 550 langzeit-arbeitssuchende Menschen bei "Mein Laden" eine Beschäftigung - viele…

16. Mai 2024
  • International

Teure Züge, billige Flüge: 33 Prozent scheitern bei Buchung von grenzüberschreitender Zugreise

Immer mehr Menschen in Österreich sehnen sich nach einem umweltbewussten Urlaub. Doch Fliegen bleibt in…

16. Mai 2024
  • Niederösterreich

Pleite-Gemeinden in Niederösterreich: Weil Land versagt, soll jetzt EU einspringen

Jeder zweiten Gemeinde in Österreich geht das Geld aus. Was in Oberösterreich schon lang erkennbar…

16. Mai 2024
  • Klimakrise

Verdacht des Amtsmissbrauchs: Welche Rolle spielte Umweltanwalt in Ohlsdorf-Skandal?

Der Ohlsdorfer Bauskandal rund um 19 Hektar Wald, die für eine Schottergrube zerstört wurden, ist…

13. Mai 2024