Im Oktober lag die Inflation in der Schweiz nur bei 3 %// Bild: unsplash/Andreas M
In der Schweiz liegt die Inflation aktuell nur bei 3 %. Währenddessen kämpfen die Menschen in Österreich und in anderen EU-Ländern mit Teuerungsraten von über 10 %. Was macht die Schweiz anders? Ein Blick in unser Nachbarland zeigt: Es liegt vor allem an den Energiepreisen.
In der Schweiz ist die Teuerung deutlich niedriger als in Österreich. Während die Menschen hierzulande mit einer Teuerungsrate von über 10 % kämpfen, liegt die durchschnittliche Inflation in der Schweiz aktuell gerade mal bei 3 %. Und nicht nur das: Die Inflation in der Schweiz geht sogar zurück. Im August lag diese noch bei 3,5 %. Sie ist also seitdem um 0,5 % gesunken. Das hat mehrere Gründe.
Zum einen deckt die Schweiz ihren Energiebedarf zu rund 90 % aus Atom- und Wasserkraft. Sie kann sich damit fast selbstständig mit Strom versorgen. Nur ein geringer Teil der Energie wird aus dem Ausland importiert. Damit machen sich die gestiegenen Öl- und Gaspreise, die in den EU-Staaten den Hauptgrund für die gestiegene Inflation ausmachen, in der Schweiz kaum bemerkbar.
Hinzu kommt, dass der Strompreis in der Schweiz anders zustande kommt. Dieser bestimmt sich in der EU nämlich nach dem sogenannten Merit-Order-System. Das heißt: Der Strompreis richtet sich immer nach dem teuersten Anbieter, und das sind momentan Anbieter von Gaskraftwerken. Aufgrund der Merit-Order-Regelung steigen in der EU deshalb auch die Preise für Strom aus erneuerbaren Energien, wie zum Beispiel Wasserkraft.
Österreich ist davon besonders stark betroffen: Obwohl bis zu 80 % des in Österreich verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energien kommen, steigen die Preise für Wind-, Wasserkraft & Co ebenso stark wie der Gaspreis.
Franz Schnabl, Chef der SPÖ-Niederösterreich, forderte deswegen bereits vor dem Sommer die Abschaffung oder zumindest ein Aussetzen des Merit-Order-Systems. „Ohne jede zusätzliche Maßnahme sinkt mit dem Schweizer Modell der Energiepreis sofort um mehr als die Hälfte“, schrieb Schnabl im Juni in einem “Presse”-Kommentar. In der Schweiz muss nämlich genau jener Energiemix bezahlt werden, der geliefert wird. Man bezahlt dort also genau das, was man bekommt, und nicht mehr. Im September erneuerte die SPÖ ihre Forderung nach Abschaffung des Merit-Order-Systems. Parteichefin Rendi-Wagner sagte dazu: „Ein starker Eingriff in den Energiemarkt ist dringend notwendig“
Die niedrige Inflation in der Schweiz hat allerdings auch noch andere Gründe: So dürfen die Energieversorger in der Schweiz ihre Preise nur einmal im Jahr erhöhen. Das taten sie zuletzt Anfang 2022, noch vor dem russischen Angriff auf die Ukraine und damit vor dem eklatanten Preisanstieg für Öl und Gas.
Das bedeutet allerdings, dass die Strompreise Anfang 2023 steigen könnten – und damit auch die Inflation in der Schweiz.
Die Schweizer profitieren auch von ihrer starken Währung: Denn während der Euro aufgrund der hohen Inflation in den Euro-Ländern an Wert verloren hat, blieb der Wert des Schweizer Franken stabil. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass Anleger in unsicheren Zeiten in stabile Währungen flüchten, und der Franken gilt traditionell als besonders stabil. Gegenüber dem Euro gewinnt der Franken damit an Wert, wodurch die Schweiz billiger Waren aus dem Ausland importieren kann. So kommt es, dass einige Produkte in der Schweiz sogar billiger werden.
Zwar gewinnt der Euro aktuell wieder an Wert, da die Europäische Zentralbank die Leitzinsen angehoben hat, wodurch Kredite teurer werden. Die Schweizer Nationalbank hat jedoch kürzlich ebenfalls ihre Zinsen erhöht. Damit soll ein Wertverlust des Franken gegenüber dem Euro vermieden werden.
Schlussendlich ist die Inflation in der Schweiz auch deshalb so niedrig, weil der dortige Lebensstandard ohnehin sehr hoch ist. Energiekosten machen deshalb nur einen relativ geringen Anteil an den Ausgaben eines durchschnittlichen Schweizer Haushalts aus.
Die Menschen zahlen dort also relativ gesehen weniger für Energie als zum Beispiel in Österreich. Auch Unternehmen in der Schweiz müssen relativ gesehen weniger für Energie ausgeben. Dadurch schlagen die hohen Energiepreise auch nicht so stark auf andere Produkte über.
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