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Mobile Bibliothek: Kamel Roshan bringt den ärmsten Kindern Pakistans Bücher

In Belutschistan, der ärmsten Provinz Pakistans, sind die Schulen wegen des Coronavirus geschlossen. Dank der mobilen Kamel-Bibliothek kommen die Kinder trotzdem an Bücher.

Seit dem Ausbruch der Corona Pandemie sind die Schulen in der pakistanischen Provinz Belutschistan geschlossen. Ein Kamel namens Roshan sorgt dafür, dass die Kinder in Belutschistan sich trotzdem weiterbilden können: Voll beladen mit Büchern kommt das Kamel wöchentlich in Mand vorbei. Dort bleibt die mobile Bücherei für einige Stunden geöffnet. Die Kinder im Alter von vier bis 16 Jahren können dann ausgelesene Bücher zurückbringen oder neue Bücher bei der Kamel-Bibliothek ausborgen.

Kamel-Bibliothek für entlegene Gebiete

Initiatorinnen des Projekts sind die Ministerin der pakistanischen Regierung Zubaida Jalal und ihre Schwester Rahima Jalal, die eine Schule leitet. Ihre Idee, ein Kamel als mobile Bücherei zu nutzen, ist aber nicht neu. In der Mongolei und Äthiopien werden die tierischen Helfer schon lange eingesetzt. Kamele eignen sich auch für Pakistan hervorragend, um entlegene Gebiete zu erreichen. Die Organisation Alif Laila Book Bus Society spendet die Bücher für die Kamel-Bibliothek. Sie setzt sich für bessere Bildungschancen in Pakistan ein.

Kinder lernen lesen

Die Kinder in Belutschistan nehmen das Angebot der tierischen Bibliothek begeistert an. Daher wurde das Projekt erweitert und Roshan bekam Verstärkung: In Gwada versorgt das Kamel Chiraq die Kinder mit Lesestoff. „Die Eltern und Kinder sind aufgeregt. Lesen zu können gibt ihnen Hoffnung.“, erzählt Fazul Bashir, ein Koordinator der Bibliothek dem Guardian.

In Pakistan können nur etwa 24% der Frauen und 56% der Männer lesen und schreiben. Die Zahlen variieren zwar je nach Studie. Klar ist aber: Belutschistan zählt zu den Regionen mit der niedrigsten Alphabetisierungsrate (also der Fähigkeit lesen und schreiben zu können) von Frauen weltweit. Die mobile Kamel-Bibliothek soll helfen, das zu ändern.

Mehr Analphabeten durch Corona

Sie ist auch deshalb so wichtig, weil die Corona-Pandemie Bildungsungleichheiten verstärkt. Eine Studie der UNESCO bestätigt, dass 100 Millionen mehr Kinder als erwartet nicht ausreichend lesen lernen werden, weil Schulen aufgrund von Corona schließen mussten. Seit März 2020 müssen ca. 50 Millionen Schulkinder in Pakistan von zuhause aus lernen. Das ist vor allem in einer Region wie Belutschistan schwierig, da es in vielen Dörfern keinen Internetzugang gibt.

NeueZeit Redaktion

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