Österreich

„So mit Sebastian besprochen“: Neue Chats belasten Ex-Kanzler Kurz in der ÖVP-Inseratenaffäre

Im Kriminalfall rund um die „ÖVP-Inseratenaffäre“ belasten neue Chats Ex-Kanzler Sebastian Kurz. Der hatte stets behauptet, alle angeblichen strafbaren Handlungen seien – wenn – ohne sein Wissen geschehen. Doch in einem neu aufgetauchten Chat schreibt Sophie Karmasin ihrer ehemaligen Mitarbeiterin Sabine B., ihr Vorgehen sei „mit Sebastian besprochen“. Dabei ging es um Umfragen, die vom Finanzministerium bezahlt, aber eigentlich für die ÖVP gemacht und manipuliert wurden. So zumindest der Vorwurf der Korruptionsstaatsanwaltschaft. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung. 

Neue Chats liefern Indizien gegen Ex-Kanzler Sebastian Kurz in der Inseratenaffäre. Ex-ÖVP-Ministerin Sophie Karmasin weist darin ihre ehemalige Mitarbeiterin B. an, Umfrageergebnisse an ÖVP-Medienberater Gerald Fleischmann zu schicken. Das sei „so mit Sebastian besprochen“.

Inseratenaffäre: Kurz will von nichts gewusst haben

Sebastian Kurz behauptet standhaft, nichts von den Umfragemanipulationen in seinem Sinne gewusst zu haben. Geschweige denn davon, wie sie über das Finanzministerium bezahlt worden, oder dann in die Tageszeitung Österreich gekommen sein sollen. Sein Pressesprecher Johannes Frischmann, sein Medienberater Gerald Fleischmann, „Familienmitglied“ Thomas Schmid, Familienministerin Sophie Karmasin und andere hätten also mutmaßlich in Kurz‘ Sinn gearbeitet, ohne ihn darüber zu informieren.

Das war schon bisher eine Version der Geschichte, die nicht jede und jeder glauben wollte. Doch nun ist erneut ein Chat aufgetaucht, der sie noch unglaubwürdiger macht. Darin weist die damalige ÖVP-Ministerin Sophie Karmasin ihre Vertraute Sabine B. an, Details einer mutmaßlich manipulierten Umfrage an ÖVP-Medienzampano Gerald Fleischmann zu schicken. Das sei „so mit Sebastian abgesprochen“. Für alle Beteiligten gilt natürlich die Unschuldsvermutung.

Sagt Karmasin aus, könnte es für Kurz eng werden

Bisher verweigert Karmasin die Aussage dazu. Dabei könnte sie vermutlich viel über die Umfragen und mögliche Deals mit der Tageszeitung Österreich erzählen. Nach Meinung der Staatsanwaltschaft war sie eine Schlüsselfigur.

Für Sebastian Kurz könnte das noch zum Problem werden, denn die Vorwürfe gegen Karmasin haben sich gewaschen. Gegen sie ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Untreue, Bestechlichkeit, Geldwäscherei, Preisabsprachen und jetzt auch noch schweren Betrugs. Für die ehemalige ÖVP-Ministerin geht es also um einige Jahre Haft. Das könnte sie durchaus zu einer umfassenden Aussage motivieren.

Ex-ÖVP-Ministerin mit „mutmaßlich hoher krimineller Energie“

Fast einen Monat lang saß Karmasin in Untersuchungshaft. Denn aus Sicht des Untersuchungsrichters sei sie nicht nur „der Versuchung einer einmaligen Gelegenheit erlegen“, sondern habe aktiv laufend „Tatmodalitäten entworfen“, um sich „unrechtmäßig zu bereichern“. Der Richter spricht von „mutmaßlich hoher krimineller Energie“. All das erhöht den Druck auf Karmasin zusätzlich. Ein umfassendes Geständnis wäre strafmildernd.

 

NeueZeit Redaktion

Ähnliche Artikel

  • Gesellschaft

Feiern mit Folgen: Wenn die Silvesternacht für Tiere zur Stressfalle wird

Der Jahreswechsel ist für viele Menschen ein Anlass zum Feiern. Für Haus- und Wildtiere jedoch…

28. Dezember 2025
  • Teuerung

Weihnachten 2025: Sparen & spenden statt schenken

Eine aktuelle Umfrage von Deloitte zeigt, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung plant, zu Weihnachten…

20. Dezember 2025
  • Klagenfurt

Klagenfurt: Erneuter Überstunden-Eklat bringt FSP unter Druck

Die Auszahlung eines hohen Überstundenkontos von Vizebürgermeister Patrick Jonke (FSP, vormals Liste Scheider) sorgt erneut…

20. Dezember 2025
  • Niederösterreich

Milliardenumsätze bei EVN: 162 Mio. Euro Dividende sorgen für Debatte um Energiepreise

Die EVN hat im Geschäftsjahr 2024/25 erneut ein hohes Ergebnis erzielt. Zwar ging der Gewinn…

19. Dezember 2025
  • Oberösterreich

UNIMARKT: Acht Filialen schließen fix vor Weihnachten

Wie seit September 2025 bekannt, zieht sich die Supermarktkette UNIMARKT mit Sitz in Traun (Bezirk…

18. Dezember 2025
  • Frauen

Wie „My Voice, My Choice“ sichere Abtreibung zur EU-Agenda macht

Mehr als 20 Millionen Frauen in Europa haben keinen verlässlichen Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen. Dass…

18. Dezember 2025