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Beruf und Familie? In Niederösterreich ist das ein Drahtseilakt. Bei bundesweiten Vergleichen fallen 4 von 10 Gemeinden durch. Denn sie werden vom Land im Stich gelassen und können sich deshalb keine zeitgemäßen Kinderbetreuungsangebote leisten. Landeshauptfrau Stellvertreter Franz Schnabl will das ändern. Er fordert ganzjährige, ganztägige, kostenlose Kindergärten. Johanna Mikl-Leitner blockiert allerdings.
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner wartet wohl dieser Tage im Landhaus, was die neuen ÖVP-Chats für sie bringen. Ihr Stellvertreter Franz Schnabl muss sich nicht mit möglichen Skandalen auseinandersetzen. Er präsentierte gemeinsam mit der Familiensprecherin der SPÖ Niederösterreich, Kerstin Suchan-Mayr, ihr „KinderPROgramm“. Damit sich Familie und Beruf ausgehen, „muss sich in unseren Kindergärten und Betreuungseinrichtungen noch einiges tun – bei den Öffnungszeiten, der Verfügbarkeit, bei den Kosten und bei der Angleichung der Bildungsangebote“ – so Schnabl.
„3G in der Kinderbetreuung – ganztägig, ganzjährig, gratis“, – so soll in Zukunft Kinderbetreuung für die Familien in Niederösterreich aussehen. Schon ab dem Kindergartenjahr 2023/2024 können Kinder bereits ab dem Alter von 2 Jahren in den Kindergarten. Für die Eltern schließt das eine wichtige Lücke, denn sie haben nur bis zum 2. Geburtstag Anspruch auf Karenz. Eltern sollen ab dann auch wählen können, ob sie für ihr Kind kostenlose Nachmittagsbetreuung benötigen, oder nicht. Kindergärten haben mindestens 45 Stunden pro Woche geöffnet, an vier Tagen pro Woche über 9,5 Stunden. Außerdem garantieren die Kindergärten ausgewogene Ernährung. Auch die Schließtage der Kindergärten werden reduziert, und zwar auf 25 Tage im Jahr. 2025 können dann alle Kinder in Niederösterreich ab ihrem ersten Geburtstag kostenlos den Kindergarten besuchen.
Klingt gut? Das Ganze hat nur einen Haken: Die ÖVP Niederösterreich muss dem Vorhaben zustimmen – Landeshauptfrau Mikl-Leitner zeigt aber keinerlei Bereitschaft.
„Es ist ein Kraftakt, wenn beide Eltern arbeiten wollen oder müssen. Das hat nichts mit Jammern oder schlechter Organisation zu tun, es ist einfach so. Und zwar auf allen Ebenen, beruflich, privat, emotional, körperlich, finanziell“, erklärt Suchan-Mayr. Wer sich nicht auf Oma und Opa verlassen kann, hat da schlechte Karten. Denn selbst wenn Eltern genug Geld für teure private Kinderbetreuung haben, gibt es die oft einfach nicht in der Wohngegend.
Am stärksten trifft es alleinerziehende Mütter und Väter. Auch wenn ihr Kind einen Kindergartenplatz hat, sind die täglichen und jährlichen Öffnungszeiten oftmals eine Hürde.
Suchan-Mayr ist selbst Bürgermeisterin und weiß: Viele Gemeindechefinnen und Gemeindechefs bemühen sich fieberhaft, den Eltern in ihrer Gemeinde entsprechende Betreuung zu bieten. Ohne Unterstützung vom Land kämpfen sie allerdings auf verlorenem Posten.
Geht es nach der SPÖ Niederösterreich, übernimmt das Land nicht nur wie bisher die Personalkosten der Pädagoginnen und Pädagogen. Wenn ein Kindergarten die 3G-Regeln für die Kinderbetreuung – ganztägig, ganzjährig, gratis – erfüllt, soll das Land auch 45 Prozent der Personalkosten für alle Betreuerinnen, Betreuer und Stützkräfte. Derzeit zahlen sie die Gemeinden alleine.
Das „KinderPROgramm“ ist also nicht zuletzt ein Programm für Erwachsene. Denn beim „Vereinbarkeitsindex von Familie und Beruf“ fallen derzeit 4 von 10 niederösterreichischen Gemeinden durch. Und nur 2 Prozent der Gemeinden erfüllen alle Kriterien.
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