Die Auszahlung eines hohen Überstundenkontos von Vizebürgermeister Patrick Jonke (FSP, vormals Liste Scheider) sorgt erneut für politischen Wirbel und fällt in eine Phase massiver finanzieller Unsicherheit der Stadt, die für das kommende Jahr noch kein Budget vorlegen kann.
Auslöser der Debatte ist das Bekanntwerden des Ausmaßes der angesammelten Überstunden. Nach übereinstimmenden Medienberichten soll Patrick Jonke rund 1.000 Überstunden angehäuft haben. Diese stammen aus seiner früheren Tätigkeit als Büroleiter von Bürgermeister Christian Scheider (FSP) und sollen nun zur Auszahlung kommen – brutto rund 38.700 Euro. Zeitweise übte Jonke diese Funktion parallel zu seiner Tätigkeit als Klubobmann im Gemeinderat aus.
Ronald Rabitsch (SPÖ) fordert Transparenz und Rücktritt
Für SPÖ-Vizebürgermeister Ronald Rabitsch ist die geplante Auszahlung der Überstunden „moralisch höchst fragwürdig“ und Ausdruck einer grundlegenden Fehlentwicklung. Jonkes Vorgehen lasse keinen verantwortungsvollen Umgang mit dem angespannten Stadtbudget erkennen, sondern stelle persönliche Interessen in den Vordergrund: „Diese Überstunden-Causa ist nur die Spitze des Eisbergs. Ich fordere Jonke auf, ein Teil des Geldes zurückzuzahlen und von seinem Amt als Vizebürgermeister zurückzutreten.“
Besonders kritisch beurteilt Rabitsch, dass Jonke gleichzeitig mehrere Funktionen ausgeübt habe, nämlich als Büroleiter und als Klubobmann: „Jonke war nicht nur Mitarbeiter, sondern auch amtierender Politiker. Wie kann es sein, dass ein solches Zeitguthaben über Jahre hinweg entsteht, ohne dass früher Konsequenzen gezogen werden?“ Eine Frage, die sich auch der Obmann des Personalausschusses, Gemeinderat Martin Lemmerhofer (SPÖ), stellt: „In keinem anderen Unternehmen wäre es denkbar, dass ein Mitarbeiter über Monate hinweg derartige Mehrleistungen ansammelt und sich dann auszahlen lässt.“
Liste Scheider, FSP: Frühere Überstunden-Affären
Die aktuelle Causa weckt Erinnerungen an frühere Überstunden-Fälle im Klagenfurter Rathaus. Bereits in den Jahren 2022 und 2023 sorgten außergewöhnlich hohe Zeitguthaben beim damaligen Magistratsdirektor für öffentliche Kritik und staatsanwaltschaftliche Ermittlungen, die später eingestellt wurden. Unabhängig davon wurde auch gegen Patrick Jonke unter anderem wegen des Verdachts fehlerhafter Überstundenabrechnungen ermittelt. Auch dieses Verfahren wurde 2025 eingestellt.

