Spielzeughändler Markus Blaim ist am Ende. In seinem kleinen Geschäft im 20. Bezirk verkauft er Klemmsteine. In manchen seiner verkauften Spielsets seien einzelne Teile, auf die Lego noch ein Patent habe. Deswegen geht der Spielstein-Gigant nun gegen ihn vor. Das Seltsame daran: Großhändler wie Thalia handeln auch mit ähnlichen Spielsets von alternativen Herstellern, bekommen von Lego aber keine Probleme.
„Das ist ein Genickschuss“ – so Spielzeugladenbesitzer Blaim in einem Video auf dem YouTube Kanal der Klemme. Die Ware, die Blaim für das Weihnachtsgeschäft bestellt hat, ist vom Zoll beschlagnahmt worden. Sofort war ein Anwalts schreiben der Firma Lego mit einem Schreiben zur Stelle. Blaim muss alles, was er bestellt hat vernichten. Das verursacht einen Schaden im sechsstelligen Bereich für den Besitzer des Spielwarengeschäfts.
„Die Klemme“ in der Klemme: Lego ruiniert Spielzeughändler
Blaim soll sich auch verpflichten seinen bereits bestehenden Bestand zu vernichten, sofern er den von Lego unterbreiteten Vertrag unterschreibt. Der Ober-Hammer: der Zoll händigt die abgefangene Ware nur aus, wenn sich der Kleinunternehmer dazu verpflichtet die restliche Ware zu vernichten. Auch wenn es nur um einen einzigen Plastikstein geht oder die Ware rechtlich in Ordnung ist.
„Die Bausteine sind überall drinnen. Und wenn es nur einer ist, ist es schon zu viel. Denn dieser eine Stein müsste dann aus dem Set raus und fehlt dann. Dann ist das Set nicht mehr verkaufbar.“ – Markus Blaim
So der Klemmbausteinhändler in seinem Video zu der Causa. Sein Video beziehungsweise sein Problem hat sich mittlerweile herumgesprochen und aktuell schon knapp 220.000 Aufrufe. Von einem Rechtstreit gegen den Milliardenkonzern Lego sieht der Wiener dennoch aus Finanziellen gründen ab.
Warum sich Lego vor einem kleinen Händler aus Wien fürchtet
Lego ist schon lange nicht mehr die einzige Firma die Klemmbausteine herstellen darf. Schon 2010 ist das Patent für die Steine abgelaufen. Seitdem dürfen auch alternative Hersteller die bunten Steine produzieren. Ausgenommen sind einige neuere Steine die erst vor kurzem von Lego veröffentlicht worden sind. Doch auch diese Patente sind rechtlich nicht ganz geklärt, da Lego immer den gleichen Mechanismus patentieren lässt.
Viele der neuen Konkurrenten von Lego kommen aus Ostasien. Auch europäische Marken wie die deutsche Firma „BlueBrixx“ oder der polnische Produzent „Cobi“ konnten sich mittlerweile gut etablieren. Sie vertreiben ihre Produkte bei großen Händlern wie zum Beispiel Thalia. Offen ist, ob dabei auch dort patentierte Steine verkauft werden.
Denn Lego möchte gegen die Produzenten oder Großhändler NICHT vorgehen, die unter Umständen patentierte Ware herstellen. Die haben nämlich die Mittel sich zu Wehr zu setzten und der Aufschrei aus der Klemmbaustein Community wäre zu groß. Größere Produzenten könnten die neuen Patentrechte vor Gericht anfechten. Würden diese Produzenten dann gewinnen verliert Lego das letzte bisschen Monopol das es noch hat. Einzig und allein die Figuren würden noch bleiben aber auch das Patent wackelt rechtlich – und Lego weiß das.
Nicht die erste Lego Kontroverse: Wer hat jetzt recht?
Schon 2021 ist eine Größe der deutschen Klemmbaustein-Szene, der sogenannte „Held der Steine“, vom Giga-Konzern kontaktiert worden. Der Grund? Er hat in seinem Video, Produkte alternativer Händler als Lego bezeichnet. Schon das führte bei Lego für Aufruhr. Thomas Panke, wie „der Held“ im bürgerlichen Namen heißt, kontert in einem Video das auf seinem YouTube Kanal hochgeladen wurde:
„Lego habe Probleme, da die eigenen Produkte schlechter, die der Konkurrenz aber besser würden. (sic:)“
Bereits 2019 kontaktierte der dänische Spielzeuggoliath Lego, den für kritische Rezensionen von Lego-Produkten bekannten Panke, per Anwalt. Der Stein, der auf seinem Kanal-Bild zu sehen war, verstieß angeblich gegen ihr Patentrecht.
Lego macht sich es scheinbar leicht, man klagt gegen die kleinen Händler, um sie auszuschalten und toleriert die Großen. Markus Blaim muss jetzt zum Abverkauf in „Die Klemme“ aufrufen. So will er den endgültigen Privatkonkurs noch irgendwie verhindern.