Wenn wir nichts gegen die Klimakrise unternehmen, kostet sie uns über sechs Mal mehr, als wenn wir in eine ökologische und soziale Transformation investieren. Die Soziologin und Projektmanagerin für Klimakommunikation im Klimaschutz-Magistrat der Stadt Linz, Katharina Gruber, schreibt in ihrem Gastkommentar wie das funktionieren kann – nämlich gemeinsam!
Mit März 2024 hat der Linzer Gemeinderat mehrheitlich das Klimaneutralitätskonzept beschlossen. Zwei Jahre lang haben Linzerinnen und Linzer und diese Abteilung Wirtschaft, Innovation, Klimaschutz & EU der Stadt Linz es gemeinsam in einem breiten partizipativen Prozess erarbeitet. Das Klimaneutralitätskonzept ist nach dem Beschluss des Klimawandelanpassungskonzepts, welches im Sommer 2023 beschlossen wurde, die zweite wichtige Säule der kommunalen Klimaarbeit der Stadt. Die sehen wissenschaftlich fundierte Klimaziele, Maßnahmen und Evaluierungsroutinen vor.
Gastkommentar von Katharina Gruber
Katharina Gruber ist Soziologin und im Magistrat Linz in der Abteilung Wirtschaft, Innovation, Klimaschutz und EU für Klimakommunikation und -bildung sowie klimasoziale Agenden zuständig.
Aber die anderen sollen doch…
Auf Fragen wie „So eine kleine Stadt kann ja nichts beitragen – warum macht nicht China zuerst was?“ ist unsere Antwort stets dieselbe. Städte bedecken etwa zwei bis drei Prozent der Landoberfläche, sind aber in Produktion und Konsum für etwa 60 bis 85 Prozent der klimaschädlichen Emissionen verantwortlich. Städte bieten folglich einen guten Hebel für ökosoziale transformatorische Veränderungen. Nur wenn globale, nationale, regionale und lokale Initiativen zusammenwirken, können wir die Herausforderungen der Klimakrise gemeinsam eindämment.
Machen wir Linz bis 2040 gemeinsam klimaneutral!
Gerade im Bereich Mobilität, Energieversorgung und Gebäude haben Städte oft direkte Wirkungsoptionen und können Emissionen bilanzieren, budgetieren und vermeiden. Die Auswirkungen der Klimakrise sind auch in Städten verstärkt spürbar – wie beispielsweise Hitzestress, der durch dichte Verbauung und Versiegelung gesteigert wird. Wenn alle sagen würden, „Aber die anderen sollen doch zuerst…“, wird weiterhin Verantwortung verschoben und nichts getan.
Auch wenn die chinesische Regierung aus vielen Gründen verurteilt werden kann, so hängt China dennoch beim Ausbau von Erneuerbaren Energien den Rest der Welt ab und pro Kopf gerechnet sind die CO2-Emissionen von China weit geringer als die der USA oder auch von Österreich. Weiters konsumieren wir im Westen ja auch die Produkte, die in Ländern wie China unter schlechten ökosozialen Bedingungen produziert werden. Es geht also darum, Verantwortung zu übernehmen – lokal, global, sozial und auch historisch. Sorgen wir vor Ort für ein gutes Leben für alle Menschen.
Aufgegeben wird nur ein Brief
Wir wissen, dass die Kosten im Kampf gegen die Klimakrise über sechs Mal höher sind als die Kosten für eine Transformation. Dennoch wollen rechtskonservative Kräfte oft Arbeitsplätze und Wohlstand gegen Klimaschutz ausspielen – Argumente, die einfach falsch sind. Ob Linz und andere Städte es schaffen, das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, ist jetzt noch offen, denn 16 Jahre sind eine sehr kurze Zeit.
Dennoch braucht es diese ambitionierten Ziele und das Engagement. Denn jedes Zehntel-Grad weniger zählt. Und wir müssen alle Hebel auf allen Ebenen nützen. Sei es im Gemeinderat, in der Region oder auch auf EU-Ebene für die Klimawende nützen. Dabei ist es auch ganz wichtig, dass alle mitgenommen werden. Aufgegeben wird nur ein Brief und die notwendige Transformation kann nur eine Klimasoziale sein.
Klimaschutz ist ebenso wichtig, wie die Anpassung an den Klimawandel. Warum will dann die Stadt Linz den Grüngürtel oberhalb der JKU zerstören und wertvolles Grünland zubetonieren? Dort ist eine wichtige Kaltluftschneise. Die bei der Mengerstraße wurde schon durch das Parkhaus unwiederbringlich zerstört.
Die Digitale Uni passt viel besser in die Stadt, zb in die Post City. Dort wäre sie mit Öffis zudem gut erreichbar.