Oberösterreich

Vorletzter Platz in Österreich: Frauen verdienen in OÖ um 41,6% weniger als Männer

In Oberösterreich verdienen Frauen um 41,6% weniger als Männer, nur Vorarlberg schneidet im Bundesländer-Vergleich noch schlechter ab. Die große Lohnschere hat auch hausgemachte Gründe: Nur jedes fünfte Kleinkind in Oberösterreich hat einen Betreuungsplatz – meist sind es die Mütter, die deshalb beruflich zurückstecken müssen, um ihre Kinder daheim zu betreuen.

Unglaublich, aber wahr: Frauen verdienen in Oberösterreich um 41,6% weniger als Männer. Nur ein Bundesland hat eine noch größere Lohnschere – in Vorarlberg verdienen Arbeitnehmerinnen 46,8% weniger als ihre männlichen Kollegen. Wien schneidet am besten ab, in der Bundeshauptstadt liegt das Einkommen von Frauen „nur“ um 17,4% unter jenem der Männer.

Daten: Statistik Austria, Einkommen aus 2020. Grafik: NeueZeit.at

Diese Zahlen hat die Statistik Austria erhoben, sie geben das Bruttojahreseinkommen im letzten vollständig erhobenen Jahr 2020 an. Das durchschnittliche österreichweite Jahresgehalt von Frauen liegt demnach bei 23.390 Euro, bei Männern sind es hingegen 36.465 Euro.

Zu beachten ist dabei freilich, dass Frauen viel häufiger in Teilzeit arbeiten. Aber selbst wenn man nur Vollzeit-Beschäftigte miteinander vergleicht, verdienen Frauen im Österreich-Schnitt immer noch um 12,7% weniger als Männer. Und auch in dieser Kategorie belegt Oberösterreich den vorletzten Platz im Bundesländer-Vergleich: Bei gleicher Arbeitszeit verdienen weibliche Arbeitnehmerinnen hier 17,6% weniger als männliche Arbeitnehmer.

Schlecht ausgebaute Kinderbetreuung vergrößert die Lohnschere in Oberösterreich

Was macht die schwarz-blaue Landesregierung, um die hohe Lohnschere zwischen Frauen und Männern im Bundesland zu schließen? Das will SPÖ-Frauensprecherin Renate Heitz in einer schriftlichen Anfrage von Landesrätin Haberlander wissen. Die Antwort ist noch ausständig. Das rote Resümee fällt jedenfalls jetzt schon düster aus: „Kaum Frauen in Aufsichtsräten und ein enormer Gender-Pay-Gap trotz unzähliger hochqualifizierter Frauen? Von Chancengleichheit und Gleichstellung von Mann und Frau im Berufsleben sind wir immer noch weit entfernt“, sagt SPÖ-Frauensprecherin Heitz.

Das schlechte Abschneiden Oberösterreichs dürfte mehrere Gründe haben – viele davon sind hausgemacht. Etwa der schlechte Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen, die in die Zuständigkeit der Landespolitik fallen. Denn wenn Eltern für ihre Kinder keine ausreichenden Betreuungsmöglichkeiten finden, sind es meist die Mütter, die beruflich zurückstecken müssen.

Nur jedes fünfte Kleinkind (20,2%) unter drei Jahren hat in Oberösterreich einen Platz in einer Krabbelstube. Zum Vergleich: Österreichweit liegt die Betreuungsquote in dieser Altersgruppe bei 29,9%, in Wien sogar bei 44,5%. Auch bei den 3-6-Jährigen hat OÖ Aufholbedarf: Oberösterreichs Kindergärten haben die kürzesten Öffnungszeiten.

Statt den Zugang zur Betreuungseinrichtungen zu erleichtern, schränkt ihn die Landesregierung weiter ein. 2018 beschlossen ÖVP und FPÖ Kindergarten-Gebühren. Seitdem müssen Eltern bis zu 110 Euro pro Monat zahlen, wenn sie ihre Kinder auch am Nachmittag in Betreuung schicken.

ÖVP und FPÖ bildeten Landesregierung ohne eine einzige Frau

Den Stellenwert von Frauenpolitik in Oberösterreich konnte man vor wenigen Jahren auch an der Zusammensetzung der Landesregierung erkennen. Nach der Wahl 2015 bildeten ÖVP und FPÖ eine Koalition – in ihrer Landesregierung war zunächst keine einzige Frau vertreten, sie bestand nur aus Männern. Erst nach einem Führungswechsel in der Landes-SPÖ wurde 2016 mit Birgit Gerstorfer eine Landesrätin angelobt.

Heute ist Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) für die Frauenagenden im Bundesland zuständig. Sie will die gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern erarbeitete OÖ-Frauenstrategie umsetzen. Deren ambitioniertes Ziel: Völlige Gleichstellung bis 2030.

Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg, nicht nur bei der in Oberösterreich besonders großen Lohnschere oder der schlechten Betreuungsquote bei Kleinkindern. Landesrätin Haberlander will etwa auch mehr Mädchen und junge Frauen für technische Lehrberufe gewinnen. Während ihrer Amtszeit seit 2018 stiegen in ganz Oberösterreich nur um 17 mehr weibliche Lehrlinge in technische Berufe ein.

NeueZeit Redaktion

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