Steiermark

Mitten in der Krise: Steiermark schafft 300 neue Arbeitsplätze in Pflegeheimen

Während private Unternehmen in Folge der Corona-Pandemie reihenweise Arbeitsplätze abbauen, nutzt die Steiermark die Krise, um 300 neue Jobs zu schaffen. Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) und das AMS Steiermark haben ein neues Beschäftigungsprogramm entwickelt: Arbeitslose sollen ab Dezember Sozialeinrichtungen bei der Umsetzung der neuen Corona-Maßnahmen unterstützen. Das Projekt könnte Vorbild für die anderen Bundesländer sein.

300 neue Arbeitsplätze in der Steiermark

Die Folgen der Corona-Krise treffen die steirischen Arbeitnehmer hart. Der Traditionsbetrieb ATB in der Steiermark baut 360 Jobs ab, bei der voestalpine drohen bis Jahresende 500 Kündigungen, beim Grazer Autozulieferer AVL verlieren 220 Menschen ihre Arbeit und der Produktions-Betrieb Secop in Fürstenfeld streicht 170 Jobs. Während von der türkis-grünen Bundesregierung bisher keine Unterstützung kommt, handelt die Steiermark jetzt selbst: Das Sozialressort des Landes und das AMS Steiermark haben ein neues Beschäftigungsprojekt entwickelt.

Anstatt sich von der Corona-Pandemie überwältigen zu lassen, macht sich die Steiermark die Krise zunutze. Die neuen Corona-Verordnungen sehen strengere Besucher-Kontrollen in Alten- oder Pflegeheimen vor. Für diese zusätzliche Arbeit sollen arbeitslose Steirerinnen und Steirer angestellt werden. Damit schafft das Bundesland 300 neue Jobs.

Projekt entlastet Pflegekräfte

Die Einrichtungen im Pflege- und Sozialbereich müssen neue Corona-Maßnahmen umsetzen: Registrierung der Besucher, Gesundheitschecks oder die Ausgabe von Mund-Nasen-Schutz. Diese Aufgaben sollen neue Assistenzkräfte übernehmen. Davon profitieren sowohl jene, die die neuen Jobs erhalten, als auch das bestehende Personal, das dadurch entlastet wird.

Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ), die Initiatorin des Projekts, sieht eine Win-Win-Situation: „Damit erhalten arbeitslose Menschen einen Job. Das Stammpersonal in diesen Einrichtungen wird entlastet und kann sich seinen eigentlichen Aufgaben widmen. So treffen wir zwei Fliegen mit einer Klappe“.

Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) und AMS-Chef Karl-Heinz Snobe präsentierten das neue Beschäftigungs-Projekt. // Bild: Peter Drechsler

Steirische Lösung könnte Vorbild für andere Bundesländer sein

Das Arbeitsmarktservice (AMS) Steiermark spricht für die neuen Assistenzaufgaben Arbeitslose über 50 Jahren und Personen an, die schon länger als ein Jahr arbeitslos sind. Damit werden zwei Personengruppen zurück in Beschäftigung geholt, die es am Arbeitsmarkt besonders schwer haben: Ältere Menschen und Langzeit-Arbeitslose.

Das Projekt startet im Dezember. Für die Sozialeinrichtungen entstehen keine zusätzlichen Personalkosten – die Finanzierung übernehmen das Sozialressort des Landes und das AMS. Geplant ist das Beschäftigungsprogramm vorerst bis Mai 2021.

Die Steiermark könnte mit dem Projekt österreichweites Vorbild werden. Auch die Sozialeinrichtungen in den anderen Bundesländern sind von den zusätzlichen Corona-Maßnahmen betroffen. Anders als in der Steiermark gibt es dafür aber in Rest-Österreich noch keine Lösung. Soziallandesrätin Doris Kampus geht davon aus, dass die rasche Umsetzung in der Steiermark als Vorzeige-Beispiel für andere Bundesländer dienen könnte.

Arbeitsstiftung soll ATB-Beschäftigte auffangen

In einer anderen Sache ist die Steiermark der Bundesregierung voraus. Mehr als 400.000 Menschen sind in Österreich derzeit arbeitslos. ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz hat bereits im Sommer eine Arbeitsstiftung als Antwort auf die Job-Krise angekündigt. Monate später gibt es aber noch nicht einmal Details dazu.

In der Steiermark arbeitet man einstweilen fieberhaft an einer eigenen Arbeitsstiftung. Sie soll ab Dezember die 360 Menschen, die bei der ATB in Spielberg ihren Job verlieren, auffangen. Die Idee: Die Entlassenen sollen in der neuen Stiftung angestellt werden, um sich dort weiterbilden, umqualifizieren und für neue Jobs bewerben zu können. Eine Allianz aus Arbeiterkammer, AMS-Steiermark, Gewerkschaft und Landespolitik arbeitet an der steirischen Stiftung. Die Gespräche seien in der finalen Phase, heißt es aus Verhandler-Kreisen.

Philipp Stadler

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