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„Neun Frauen aus Bad Ischl“ – Eine Buchrezension

Bildcredits: Lea Milicevic

Wenn du einen Selbstversuch starten willst, spaziere durch eine beliebige Stadt und lese dir die Straßennamen durch. Fällt dir etwas auf? Wie viele weibliche Straßennamen hast du entdeckt? Wahrscheinlich wenige bis keine. Auch in Bad Ischl war das lange der Fall – bis dieses Jahr neun Plätze und Straßen nach Frauen benannt wurden. Das Buch „Neun Frauen aus Bad Ischl“ mit Texten von Nina Höllinger und Wolfgang Quatember bietet einen tiefen Einblick in die Leben dieser beeindruckenden Frauen. 

Öffentlicher Raum als kollektives Gedächtnis

Das Buch beginnt mit den Worten: „Bürgerinnen unserer Stadt, die plötzlich nicht mehr da waren – jetzt werden sie wieder sichtbar.“ Mario Friedwagner, der Projektleiter, betont die Wichtigkeit dieses Projekts in seinem Vorwort.

„Wer es mit der Gleichberechtigung ernst meint, muss für Gleichberechtigung auf allen Ebenen kämpfen! Daher ist die Sichtbarkeit von Frauen gerade im öffentlichen Raum, als Ort des kollektiven Gedächtnisses, so wichtig.“

Das Buch dokumentiert die bewegenden Geschichten von Frauen wie Karoline Gaisberger, Helene Löhner und Theresia Pesendorfer. Drei Frauen, die in der NS-Zeit verfolgt wurden oder Widerstand leisteten. Spannende Dokumente und Fotos aus diversen Archiven machen diese Geschichten wieder lebendig.

Ein wertvoller Beitrag zur Erinnerungskultur

Jahrelang kämpften Aktivist:innen, darunter auch der Projektleiter Mario Friedwagner, für die Sichtbarmachung von Frauen durch die Benennung von Straßen und Plätzen in Bad Ischl. Er beschreibt es als Bohren von dicken Brettern und man bräuchte mitunter einen langen Atem. Und – so zeigt die Geschichte – offensichtlich brauchte es die erste weibliche Bürgermeisterin im Amt. Denn erst mit ihr konnte das Projekt in die Tat umgesetzt werden.

Bürgermeisterin Ines Schiller erzählt im Vorwort: „Der städtische öffentliche Raum ist nicht nur ein Ort der alltäglichen Begegnung, sondern spiegelt auch unsere Geschichte und Identität wider. […] Sorgen wir gemeinsam dafür, dass die Erinnerung an alle Menschen, die Teil unserer Stadt sind, lebendig bleibt und ihre Geschichten an kommende Generationen weitergegeben werden. Zu dieser Geschichte gehören auch wir Frauen.“


Mit einem Festakt am 9. Mai 2024 wurde der „Theresia-Pesendorfer-Platz“ eröffnet. Ein Besuch in die Kulturhauptstadt 2024 Bad Ischl und die Lektüre des 95 Seiten starken Buches inkl. Stadtkarte lohnen sich daher auf jeden Fall. Das Buch und das Projekt sind nicht nur lehrreich und bewusstseinsbildend, sondern auch ein Vorbild für andere Städte. Um zu würdigen und sichtbar zu machen, was man zu lange übersehen und vergessen hat.

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