Seit kurzem sind im Parlament Neuseelands mehr Frauen Abgeordnete als Männer. Das ist international noch immer eine Seltenheit: in weltweit nur 6 Staaten sind mehr Frauen als Männer Parlamentarier:innen. In europäischen Parlamenten sitzen im Durchschnitt 33% Frauen. Dabei haben die weiblichen Regierungschefinnen Skandinaviens ihre Länder deutlich besser durch die Krisen der letzten Jahre gebracht als ihre männlichen Kollegen.
Mit 60 Frauen und nur 59 Männern sind die Mehrheit der neuseeländischen Parlamentarier Frauen. Sieht man sich die Geschichte Neuseelands an, hat das nicht etwa mit einer Frauenquote zu tun, sondern eher mit den Chancen, die man Frauen in diesem Land seit jeher zugesteht: 1893 hat Neuseeland als erstes Land das Frauenwahlrecht eingeführt. Jacinda Ardern ist als Premierministerin bereits die dritte Frau an der Spitze einer Regierung des Landes. Frauen sind auch Chefin des obersten Gerichts oder Generalgouverneurin und übernehmen andere wichtige Ämter in diesem Land.
Neuseeland ist eines von weltweit nur sechs Ländern, in deren Parlamenten mehrheitlich Frauen Abgeordnete sind. Nur in Kuba, Mexiko, Nicaragua, Ruanda und den Vereinigten Arabischen Emiraten ist das auch so. Im weltweiten Durchschnitt sind 26% der Abgeordneten Frauen.
In den nationalen Parlamenten Europas sieht das Verhältnis nur wenig besser aus: Innerhalb der EU liegt der Schnitt bei einem Frauenanteil von 33%. Den ersten Platz belegen die Länder Schweden und Island mit einem Anteil von rund 48%, dicht gefolgt von Finnland (46%) und Norwegen (45%). Im Norden Europas ist der Anteil weiblicher Abgeordneter also deutlich höher als in den südlicheren Regionen: Türkei als Beitrittskandidat (17%), Zypern (14%) und Malta (13%) bilden das Schlusslicht der Tabelle. Österreich steht im Vergleich zu den anderen Ländern gar nicht so schlecht da: rund 42% bedeuten Platz 5 hinter Belgien.
Das Schlusslicht im europäischen Vergleich ist Ungarn. Bereits das siebte Jahr in Folge ist es mit seinem umstrittenen Ministerpräsidenten Viktor Orbán der Staat mit dem geringsten Anteil von Frauen im Parlament.
Eine Quotenregelung gibt es nur in wenigen Staaten Europas. Verpflichtend ist sie überhaupt nur in Frankreich und Belgien. Dort gibt es eine vorgeschriebene Mindestanzahl an Frauen, die im Parlament sitzen müssen. Viele weitere Parteien haben freiwillige Quoten beschlossen, an die man sich halten sollte. Andere Länder haben zwar keine gesetzliche Regelung für das nationale Parlament, sehr wohl aber für ihre EU-Parlamentarier:innen: Bei Spanien, Portugal und Slowenien ist dies beispielsweise der Fall.
Frauen sind in der Politik immer noch massiv unterrepräsentiert. Und das bedeutet einen Teufelskreis: Denn Frauen in der Politik sind Vorbilder, die junge Mädchen und Frauen dazu ermutigen, ebenfalls diesen Weg einzuschlagen. Fehlen sie, entmutigt das auch die potenzielle nächste Generation Politikerinnen. Deshalb ist ein gewisser Anteil an Frauen in Spitzenpositionen des Landes wichtig. Das beweisen nicht zuletzt die Regierungschefinnen in Skandinavien oder eben Neuseeland. Sie haben ihre Länder besser durch die Krisen der letzten Jahre gebracht als viele ihrer männlichen Kollegen.
Land | Frauenanteil im Parlament |
Schweden | 47,6% |
Island | 47,6% |
Finnland | 46% |
Norwegen | 45% |
Belgien | 43,8% |
Österreich | 41,6% |
Dänemark | 41,3% |
Spanien | 41,1% |
Portugal | 40,9% |
Frankreich | 39,1% |
Niederlande | 37,8% |
Italien | 35,8% |
Luxemburg | 35% |
Deutschland | 34,5% |
Kroatien | 31,8% |
Litauen | 28,4% |
Liechtenstein | 28% |
Lettland | 28% |
Irland | 27,7% |
Polen | 27,5% |
Estland | 26,7% |
Bulgarien | 24,6% |
Slowenien | 22,1% |
Tschechien | 21,8% |
Slowakei | 21,3% |
Rumänien | 20% |
Zypern | 14,3% |
Malta | 13,4% |
Ungarn | 13,1% |
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