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Tschüss Tschick! – Wie Neuseeland rauchfrei werden will

Neuseeland will als erstes Land der Welt rauchfrei werden. Jugendliche sollen durch ein jährlich ansteigendes Mindestalter für Tabakkonsum, nie legal Zigaretten kaufen können. Und auch die restliche Bevölkerung will man mit einem neuen Gesetz langsam vom Glimmstängel entwöhnen. Ob das funktionieren kann?

Am anderen Ende der Welt hat sich’s bald ausgeraucht. Ein entsprechendes Gesetz mit dem Namen „Smokefree 2025 Action Plan“ soll ab Ende 2023 in Kraft treten und den Tabakkonsum im Land massiv einschränken. Ab dann soll es ein Mindestalter für’s Rauchen geben. Jugendliche, die im Jahr 2023 14 Jahre oder jünger sind, sollen in ihrem gesamten Leben nie legal Zigaretten kaufen können. Den Gesetzesvorschlag begründet die neuseeländische Regierung damit, dass vier von fünf Rauchern vor 18 Jahren mit dem Rauchen beginnen. Auch den übrigen Raucherinnen und Rauchern im Land möchte man durch Höchstgrenzen für den Nikotingehalt einer Zigarette das Qualmen langsam abgewöhnen.

Rauchen ist in Neuseeland die häufigste Todesursache

Die Hälfte derjenigen, die zu rauchen beginnen, sterben auch daran, sagt die neuseeländische Gesundheitsministerin Dr. Ayesha Verall. Sie war federführend bei der Ausarbeitung des aktuellen Gesetz beteiligt und will das gesamte Land rauchfrei machen. „Das Rauchen ist in Neuseeland die häufigste und vermeidbarste Todesursache“ und habe vor allem bei den Māori, den Ureinwohnern Neuseelands, enorme Gesundheitsschäden verursacht. Acht Jahre früher sterben Angehörige der Māori, als ein Durchschnitts-Neuseeländer. Zwei davon können laut wissenschaftlicher Studien direkt auf das Rauchen zurückgeführt werden. Von einem „historischen Tag“ für die Gesundheit der Neuseeländerinnen und Neuseeländer, spricht zumindest die Gesundheitsministerin.

Höhere Preise waren nur der Anfang

Nicht nur Neuseeland, auch der Nachbarstaat Australien ist für die schärfsten Tabakgesetze der Welt bekannt. In beiden Ländern hat man in den letzten Jahren umfassende Kampagnen gestartet, die auf die gesundheitlichen Auswirkungen des Rauchens hinweisen sollten. Auch die Preise für Tabakwaren wurden massiv angehoben. In Neuseeland kostet eine Packung Zigaretten umgerechnet circa 21 Euro. In Australien zahlt man sogar 23 Euro. Die höheren Preise zeigten großteils Wirkung, denn sowohl in Australien als auch in Neuseeland ist die Quote der Nichtraucher angestiegen. Gut 85 Prozent der Neuseeländerinnen und Neuseeländer sind heute rauchfrei. Durch den nationalen Action Plan „Smokefree 2025“ soll das nochmal mehr werden: Mindestens 95 Prozent der Bevölkerung will man bis Ende 2025 rauchfrei machen.´

Der Anti-Rauch-Plan scheint unrealistisch

Kurz nach Bekanntgabe des geplanten Gesetzes wurden Stimmen über die Umsetzung laut. Das Ziel die Raucherquote bis 2025 auf unter 5 Prozent zu senken, sei unrealistisch. Das sagen zumindest neuseeländische Journalistinnen und Journalisten. Aktuell hören jährlich 15.000 Menschen in Neuseeland mit dem Rauchen auf. Um bis 2025 fast rauchfrei zu sein, müssten viermal so viele Raucherinnen und Raucher die Glimmstängel für immer aus ihrem Leben verbannen. Zudem werde das Gesetz mit einer verbesserten Volksgesundheit argumentiert. Doch um dort hin zu gelangen, brauche es mehr Suchthilfeprogramme. Gerade unter den Ureinwohnern liegt die Raucherquote nämlich trotz der hohen Tabakpreise noch immer zwischen 20 und 30 Prozent. Das Rauchen wird speziell bei den Māori von Generation zu Generation weitergegeben. Sie würden laut Expertinnen und Experten bei einem derart schnellen Ausstieg, eher auf den Schwarzmarkt ausweichen, als ihre Zigaretten für immer auszudämpfen.

Romana Greiner

Romana recherchiert am liebsten über die großen Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft: Warum bekommt eine Mitarbeiterin 200 Mal weniger Gehalt als der Konzernchef? Wieso sind die Volksschullehrerin oder der Briefträger immer noch so schlecht entlohnt? Als Chefredakteurin leitet sie seit 2023 die NeueZeit und ihr engagiertes Team. Um vom Redaktionsalltag den Kopf frei zu bekommen, ist sie gern in der Natur sporteln oder auf Konzerten.

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