Oberösterreich

Gericht bestätigt Postenschacher der ÖVP in OÖ: Türkiser Bürgermeister zu Unrecht befördert

Das Bundesverwaltungsgericht bestätigt Postenschacher der ÖVP in Oberösterreich. Denn das Finanzamt Braunau-Ried-Schärding bestellte 2017 einen ÖVP-Bürgermeister aus dem Mühlviertel als neuen Finanzchef ins Innviertel. Dabei war eine andere Bewerberin geeigneter. Doch sie war nicht ÖVP-nahe.

Was die ÖVP-Allmacht in großen Teilen von Oberösterreich bedeutet, zeigt ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts. Es geht um einen besonders drastischen Fall von Postenschacher im Innviertel. Eine langjährige, leitende Beamtin des Finanzamts Braunau-Ried-Schärding bewarb sich  2017 als dessen Leiterin. Doch statt ihr kam ein ÖVP-Bürgermeister zum Zug, der erst seit kurzem beim Finanzamt arbeitete. Ihr Fehler: mangelnde ÖVP-nähe.

Türkiser Postenschacher

Seit Monaten machen die Chats der türkisen „Familie“ von Bundeskanzler Sebastian Kurz Schlagzeilen. Es geht um mutmaßlichen Postenschacher und sonstige Freundschaftsdienste. Auch in weiten Teilen Oberösterreichs schaltet und waltet die „ÖVP-Familie“, wie sie will. Das zeigt nun ein besonders dreister Fall von Postenschacher.

Christa Scharf bewarb sich 2017 als Leiterin des Finanzamts Braunau-Ried-Schärding. Zu diesem Zeitpunkt leitete sie es bereits interimistisch. Nicht nur deshalb war die erfahrene Finanzbeamtin mehr als qualifiziert für den Job.

Oberösterreich: ÖVPler bestellen ÖVPler

Doch statt ihr kam ein Quereinsteiger zum Zug, der erst kurz zuvor von der Polizei ins Finanzamt gewechselt war. Denn er hatte eine große Stärke: er war ÖVP-Bürgermeister einer kleinen Gemeinde. Scharf reihte die zuständige Begutachtungskommission auf Platz 6 der 7 Bewerberinnen und Bewerber.

Völlig zu unrecht, wie mittlerweile mehrere Instanzen bis hin zum Bundesverwaltungsgericht bestätigt haben. Denn sie alle stufen Scharf als die beste Bewerberin ein. Was ihr zum Verhängnis wurde? Die Begutachtungskommission bestand mehrheitlich aus ÖVP-nahen Personen. Sie machten in ihrer Begründung kein Hehl daraus: ausschlaggebend für ihre Personalentscheidung war die Erfahrung als ÖVP-Bürgermeister.

Rückendeckung vom ÖVP-Finanzminister

Scharf reichte Beschwerde ein und schon im Juli bestätigte die Bundesgleichbehandlungs-kommission: die Bestellung war diskriminierend, Scharf stehe Schadenersatz zu. Doch der damalige Finanzminister ÖVP-Finanzminister Hans Jörg Schelling wies die Ansprüche zurück.

Das Bundesverwaltungsgericht gab Scharf nun recht. Laut ihm waren „sachfremde Gründe“ ausschlaggebend für die Bestellung des neuen Leiters des Finanzamtes Braunau-Ried-Schärding. Außerdem thematisiert das Gericht die ÖVP-Nähe einzelner Mitglieder der Begutachtungskommission. Und die „Unerwünschtheit“ von Scharf, weil sie eben nicht ÖVP-nahe ist.

NeueZeit Redaktion

Ähnliche Artikel

  • Niederösterreich

Seit 13 Jahren “keine Eile” – Wie die ÖVP in Mank die Umbenennung vom Dollfuß-Platz verschläft

In Niederösterreich gibt es den letzten Dollfuß-Platz Österreichs: in Mank huldigt eine Straßenkreuzung dem faschistischen…

19. Mai 2025
  • Kärnten

Medizin für alle: Wie Kärnten Frauen sichtbar macht und seit 4 Jahren das System verändert

„Gendermedizin“ ist ein Begriff, bei dem viele erst mal die Augen verdrehen. Doch, statt um…

16. Mai 2025
  • Burgenland

Erneut Vorreiter: Burgenland hat zum 4. Mal in Folge die geringste Armutsgefährdung in ganz Österreich

Wegen der Teuerung und steigender Arbeitslosigkeit haben immer mehr Menschen Angst, ihren Lebensstandard nicht halten…

15. Mai 2025
  • Niederösterreich

Egon Schiele: Ein Leben zwischen nackten Körpern, Kontrolle und Krisen

Der Niederösterreicher Egon Schiele ist gerade einmal 20 Jahre alt, als seine Kunst öffentliches Aufsehen…

15. Mai 2025
  • Bildung

Adieu Bildungskarenz, Servus Weiterbildungszeit: Was es jetzt zu beachten gilt!

Am 31. März 2025 war Schluss: Die Bundesregierung hat die bisherigen Modelle der Bildungskarenz und…

12. Mai 2025
  • Oberösterreich

ÖVP verspricht vor 30 Jahren neue Donaubrücke – Bis heute nichts gebaut!

2027 endet die Lebensdauer der Donaubrücke bei Mauthausen. Was dann passiert ist unklar. Totalsperre? Verkehrskollaps?…

8. Mai 2025