Seit Monaten machen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krankenhauses Wiener Neustadt sowie der SPÖ-Vizebürgermeister Rainer Spenger auf den massiven Personalmangel im Landesklinikum aufmerksam. Ihre Warnungen werden vor allem vom Land Niederösterreich als Träger des Spitals wegignoriert. Anfang 2023 könnte das zu ersten Stationsschließungen führen – vor allem die HNO-Abteilung dürfte in Gefahr sein.
„Im Krankenhaus Wiener Neustadt brennt der Hut – und das obwohl wir schon seit Anfang des Jahres auf den Personalmangel aufmerksam und uns für menschlichere Arbeitsbedingungen eingesetzt haben“, erzählt SPÖ-Vizebürgermeister Rainer Spenger in einem Gespräch mit der NeuenZeit.at.
Bedienstete des Krankenhauses haben sich gemeinsam mit Spenger schon im Februar für höhere Personalschlüssel und eine bessere Aufteilung der Arbeitslast eingesetzt. Die Arbeitsbelastung sei zu hoch, die Patient:innen nicht ausreichend versorgt.
All das dürfte die Verantwortlichen kalt gelassen haben. Die Wiener Neustädter-ÖVP rund um Bürgermeister Klaus Schneeberger und auch der zuständige Landesrat und Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf schauen weg. Wenn diese jetzt nicht bald konkrete Maßnahmen ergreifen, dürfte Anfang 2023 das eintreten, was Spenger und viele Bedienstete des Krankenhauses schon seit Monaten befürchten: Mehrere Abteilungen des Krankenhauses Wiener Neustadt könnten wegen Personalmangels bald zusperren.
Der Betriebsrat des Krankenhauses Wiener Neustadt hat Mitte Februar eine „Strukturmangelanzeige“ eingebracht. Damit wollten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesklinikums auf die prekäre Versorgungslage für die Patient:innen wegen des fehlenden Personals hinweisen.
OPs werden verschoben, Termine kurzfristig abgesagt. Nicht nur die Patient:innen leiden unter diesen Bedingungen. Rainer Spenger erzählt von Oberärzt:innen, Pfleger:innen und Rettungssanitäter:innen, die ihm in den vergangenen Monaten ihre Arbeitsbedingungen geschildert haben. Das allgemeine Stimmungsbild: Sie können einfach nicht mehr! Er ist sich sicher:
„Diese unmenschlichen Zustände – für die Mitarbeiter:innen, als auch für die Patient:innen – sind nicht nur corona-bedingt. Die Probleme waren schon weit vorher da.“
2008 wurde das Krankenhaus Wiener Neustadt ans Land Niederösterreich abgegeben. Seither ging es im Spitalsalltag bergab. Das erzählt uns auch eine diplomierte Krankenpflegerin, die seit mehreren Jahren im KH Wiener Neustadt arbeitet und lieber anonym bleiben möchte. An ihre Leistungsgrenzen stößt sie in fast jedem Dienst. Wie lange sie und ihre Kolleg:innen das noch aushalten, weiß sie auch nicht.
Aktuell dürften mehrere Abteilungen von möglichen Schließungen konfrontiert sein. Die HNO-Abteilung ist die einzige Schwerpunktabteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenerkrankungen südlich von Wien und versorgt die gesamte Region Niederösterreich-Süd. Aber auch in der Neurologie oder der Unfallchirurgie soll die Personalsituation nicht wesentlich besser aussehen. Teilweise sollen schon Anesthäsist:innen aus anderen Spitälern eingesetzt worden sein, um die fehlenden Personalressourcen noch ausgleichen zu können.
Wenn diese Ambulanzen geschlossen werden sollten, steht die Basisversorgung der Bevölkerung wohl auf wackeligen Beinen. Die Landesgesundheitsagentur winkt hingegen weiterhin jegliche Bedenken ab. Welche konkreten Maßnahmen diese aber bereits eingeleitet hätte, um die Situation zu verbessern, blieb bis zuletzt unklar.
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