Jagdrevier, Erholungsgebiet, Vergnügungspark: Der Wiener Prater hat in seiner über 250-jährigen ährigen Geschichte schon viele Funktionen gehabt. Heute steht dort mit dem Riesenrad nicht nur eines der Wahrzeichen der Stadt, sondern auch ein eigener Staat: Die „Republik Kugelmugel“ wurde von einem Künstler erbaut, wird allerdings von keinem anderen Land als eigenständiger Staat anerkannt.
Bereits im Jahre 1162 wird der Wiener Prater als “Pratum” zum ersten Mal urkundlich erwähnt. In den darauf folgenden Jahrhunderten ging das zum Prater gehörende Areal in den Besitz verschiedener Klöster, geistlicher Orden und Gemeinden über. Schließlich erklärte Kaiser Maximilian II. den Prater im Jahr 1560 zum Jagdrevier der Habsburger. Erst 1766 öffnete Joseph II. den Prater als Erholungsgebiet für alle Wienerinnen und Wiener.
Somit war der Grundstein des Wurstelpraters gelegt: Schon bald entstanden Wirtshäuser, Ringelspiele und Kegelbahnen. Die naturbelassene Landschaft rund um den Prater blieb noch lange bestehen. Dies änderte sich jedoch mit der Weltausstellung 1873: Das Erholungsgebiet wurde immer mehr verbaut.
Das berühmte Riesenrad wurde 1897 im Vergnügungs-Areal “Venedig in Wien” errichtet – heute ist es eines der Wahrzeichen der Stadt. Der Wiener Prater entwickelte sich immer mehr zu einem Ort der Unterhaltung für ganz Wien. Die reiche Gesellschaft fuhr mit den Fiakern aus, das „einfache“ Volk kam zu Fuß. Arbeitslose fanden als “Hutschenschleuderer” eine Anstellung. Das waren die Mitarbeiter, die die Schaukeln in Betrieb setzten. Für die Kinder gab es Puppentheater in einfachen Holzbuden. In den erzählten Puppen-Geschichten spielte die Figur des “Hanswurst” meist die Hauptrolle. Dadurch kam der Vergnügungsort zu seinem inoffiziellen Namen: “Wurstelprater”.
Heute gehört der Grund des Wiener Wurstelpraters der Stadt, die mittlerweile 178 Attraktionen sind im Privatbesitz. Der Vergnügungspark wurde mit der Zeit immer größer. Dabei ist sogar ein eigenes Land im Wurstelprater enstanden: Die Republik Kugelmugel. Das runde Kunstwerk wurde vom Künstler und selbst ernannten Staatspräsidenten Edwin Lipburger erbaut. Die Mikronation mit acht Metern Durchmesser wird zwar von keinem anderen Staat anerkannt, hat aber angeblich um die 600 Einwohner.
Neben dem großen, lauten Wurstelprater, vergisst man gerne den Böhmischen Prater am Laaer Berg in Favoriten. Dabei bietet der Ort viele Attraktionen und ist vor allem bei Familien beliebt. 1884 fand die Eröffnung des “kleinen Bruders” des Wurstelpraters statt. Benannt wurde er (anfangs abfällig) nach den in Favoriten lebenden böhmischen Arbeiterinnen und Arbeitern. Diese wurden jedoch bald zum Stammpublikum des Böhmischen Praters.
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