Niederösterreich

Strompreise von Öl & Gas entkoppeln: So könnte Österreich den Strompreis halbieren

Die Strompreise in Österreich steigen immer weiter. Auch Wind-, Wasser- und Solarenergie werden teurer. Und das, obwohl es daran überhaupt keinen Mangel gibt. In Österreich bestimmt nämlich das teuerste Produkt – derzeit Gas – den Preis für den gesamten Strommarkt. Das müsste nicht so sein. SPÖ-NÖ-Chef Franz Schnabl fordert einen Umstieg auf das Schweizer Modell. Dort muss die Energie zu dem Preis weiterverkauft werden, zu dem sie auch eingekauft wird. Die Folge: Dort lag die Teuerung im Mai bei nur 2,9%. In Österreich waren es beinahe 8%.

Die Preise für Energie steigen weiter an. Sie sind der Hauptgrund für die Teuerungswelle. Denn sie treiben auch die Preise für Lebensmittel und andere Güter in die Höhe, weil die Waren schließlich mit Energie produziert bzw. transportiert werden müssen. Die Ursache ist der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Aussicht auf Öl- und Gasmangel in der Zukunft.
In Österreich kommen jedoch 75% bis 80% des erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energiequellen wie zum Beispiel Wasserkraft. Die Preise für Strom aus Wasserkraft steigen aktuell im Gleichschritt mit den Gaspreisen. Und das, obwohl Strom aus Wasserkraft nicht teurer geworden ist. Der Grund für dieses Missverhältnis ist das sogenannte „Merit-Order-Prinzip“.

Wie kommt der Strompreis zustande?

Der Strompreis wird an der Strombörse ermittelt. In Österreich richtet sich der Strompreis nach dem teuersten nachgefragten Energieerzeuger. Konkret funktioniert das so: An der Börse kommen Erzeuger, also die Betreiber von Kraftwerken, und Stromanbieter wie etwa der Verbund zusammen. Die Anbieter müssen eine bestimmte Nachfrage ihrer Stromkunden erfüllen. Sie kaufen zuerst Strom vom billigsten Erzeuger. Dann vom Nächstbilligeren und so weiter, bis die Nachfrage gedeckt ist. Der letzte Energieerzeuger, von dem die Anbieter Strom kaufen, ist also der Teuerste in der Reihe. Und nach diesem bestimmt sich der Preis für den gesamten Strom auf dem Markt. Das ist das Merit-Order-Prinzip.

In Österreich bestimmt das letzte Kraftwerk, das zugeschaltet wird, den Strompreis //Bild: Kontrast.at

 

Am teuersten ist momentan Energie aus Öl und Gas. Ihr Preis gilt somit auch für Strom aus Wind-, Wasserkraft und Co. Es gibt aber keinen Mangel an diesen Energiequellen. Es gäbe also allein von den Ressourcen her keinen Grund für einen Preisanstieg von Wasserkraft und anderen „grünen“ Energiequellen.

„Mit dem Schweizer Modell sinkt der Energiepreis sofort um mehr als die Hälfte“

SPÖ-NÖ-Chef Franz Schnabl fordert daher in einem Presse-Kommentar einen Umstieg auf das Schweizer Modell. In der Schweiz muss nämlich genau der Energiemix bezahlt werden, der verkauft wird. Das heißt die Energieanbieter dürfen den Preis für Öl und Gas erhöhen, nicht aber für Wind-, Wasser- und Solarenergie. So ist der durchschnittliche Energiepreis in der Schweiz nie so hoch gestiegen wie in Österreich. Schnabl schreibt: “Ohne jede zusätzliche Maßnahme sinkt mit dem Schweizer Modell der Energiepreis sofort um mehr als die Hälfte.”

Eine Senkung des Energiepreises in Österreich würde auch dafür sorgen, dass die Teuerung insgesamt zurückgeht. Auch das sieht man am Beispiel Schweiz: Dort lag die Inflation im Mai bei nur 2,9%. In Österreich waren es beinahe 8%.

Das Schweizer Strompreis-System sorgt für eine niedrige Teuerung

Ein Umstieg auf ein Strompreissystem wie in der Schweiz würde viele Haushalte entlasten, die aktuell unter den hohen Preisen leiden. Die Regierung könnte einen solchen Umstieg gesetzlich vorschreiben. Das wäre aber nur eine von vielen möglichen Maßnahmen. Andere europäische Staaten wie Portugal und Spanien haben kürzlich die Energiepreise gesetzlich gedeckelt. Italien, Griechenland und Großbritannien haben eine „Übergewinnsteuer“ für die Zusatzgewinne von Energiekonzernen eingeführt. Es gäbe also genug bereits erprobte Maßnahmen, um die Preise zu senken.

Victor Strauch

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