Politik

Ein Weihnachtswunder: Als Sebastian Kurz für Immo-Hai Benko ein Amt aufsperren ließ

Immer öfter geben Banken Häuslbauern keine Kredite. Bei René Benko war das kein Problem: Seine Signa-Gruppe konnte laut Schätzungen 15 Milliarden Euro Schulden machen. Zu Weihnachten 2017 sorgte sogar Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) persönlich dafür, dass Benko ein Wunder erlebt: Gemeinsam mit Justizminister Moser ließ er während der Feiertage für den Immo-Hai ein Amt aufsperren.

Wenn Häuslbauer sich bei Krediten übernehmen, zahlen sie ihr Leben lang Schulden ab. Wenn Immobilien-Investor RenéBenko sich verschätzt, zahlen die Österreicherinnen und Österreicher den Großteil der Zeche. Das war bei der kika/Leiner-Pleite so – für die Signa hingegen war sie laut eigenen Angaben ein gutes Geschäft. Und die meisten Expert:innen sind sicher: Das wird auch bei der Signa-Pleite so laufen. Seien es ausstehende Löhne oder Steuerschulden:  Am Ende müssen wir zahlen.

Aus Benko und Kurz-Freundschaft entsteht ein Immo-Deal mit Folgen

An Weihnachten 2017 erlebt René Benko eine besondere Bescherung.  Ein österreichisches Amt öffnet – trotz Weihnachtsfeiertage und Urlaub des dortigen Leiters – nur für ihn seine Tore. Der Grund: Benko will eine Immobilie kaufen und muss diese Änderung im Grundbuch eintragen lassen. Ein “Notfkauf” sei es gewesen, erklärt Sebastian Kurz, der damalige Bundeskanzler später – und lässt sich als Retter von 5.000 Arbeitsplätzen feiern.  Fast ironisch, liest sich heute, die Aussage von einem seiner Sprecher:

“Der Zugang der Bundesregierung ist, eine serviceorientierte Verwaltung anzubieten. Das gilt insbesondere für Bürgerinnen und Bürger und natürlich auch für Unternehmen, wenn es um die Rettung von heimischen Arbeitsplätzen geht.”

Die Reichen lassen sich’s richten, die Häuslbauer müssen verzichten 

Von so einer Unterstützung können Häuslbauer nur träumen. Durch die Teuerung erhöhten sich die Baukosten immens und nicht zuletzt die gestiegenen Kreditzinsen zwingen viele Bauwillige endgültig in die Knie. Aber auch davor, war es alles andere als einfach: Wer einen Kredit für eine Immobilienfinanzierung aufnehmen möchte, benötigt mindestens 20 Prozent Eigenkapital. Außerdem darf die Kreditrate maximal 40 Prozent des Nettoeinkommens ausmachen. Die Hoffnung auf Eigentum schwindet: 84 Prozent glauben mittlerweile, dass Häuser und Eigentumswohnungen nur für Besserverdiener leistbar seien.

Und wer zahlt die Signa-Pleite? Am Ende wieder Herr und Frau Steuerzahler

Solche Sorgen kannte René Benko nicht: Banken gaben ihm bereitwillig Unsummen. Die Schweizer Privatbank Julius Bär kam wegen 606 Millionen Franken (rund 627 Millionen Euro) in Erklärungsnot. Doch das ist noch vergleichsweise wenig, misst man es am Engagement österreichischer Banken bei Benko. Sie haben allein für die Dachgesellschaft der Signa Kredite von mehr als 2,2 Milliarden Euro in den Büchern stehen. Hauptgeldgeber sind die Raiffeisen und die Bank Austria.

Doch irgendwann wurde es den Banken auch bei Benko zu heikel. Anders als bei Häuslbauern gab es für den Immobilien-Hai allerdings einen Plan B: Es investierten gleich mehrere Versicherungen bei ihm. Insgesamt sollen die Signa und ihre Tochtergesellschaften nun mit bis zu 15 Milliarden Euro verschuldet sein. Wie es überhaupt so weit kam? Benko bewertete seine Immobilien sehr hoch und geht in seiner Planung von niedrigen Kreditzinsen aus. So konnte er in knapp zwei Jahrzehnten ein Milliardenimperium aufbauen. Doch das bröckelt nun.

Ob Banken oder Versicherungen – nun bricht Benkos Kartenhaus zusammen

Die Ratingagentur Moody’s  spricht in einer ihrer jüngsten Analysen von “undurchsichtigen  Strukturen” der Signa Holding. Immer mehr Expert:innen sind sich einig: Am Ende wird nicht Benko, sondern die Republik zahlen müssen. Ein Beispiel, dass das untermauert ist die kika-Leiner-Pleite im Sommer 2023. Das gab Konsequenzen für die Mitarbeiter des Pleite-Möbelhauses und die Republik, die die Arbeitslosen nun Schultern muss. Im Gegensatz dazu, zahlt ein Häuslbauer, der sich verschätzt, sein Leben lang die Schulden für den Kredit ab. Wenn ein Immobilien-Investor sich verschätzt, zahlen am Ende die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler den Großteil der Zeche.

NeueZeit Redaktion

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