Österreich

Shrinkflation: Regierung will versteckte Preiserhöhungen verbieten

Die Lebensmittel im Supermarkt werden teurer – doch oft fällt die Preiserhöhung nicht sofort auf. Hersteller setzen zunehmend auf Shrinkflation und Skimpflation: Sie reduzieren Inhalte und tauschen Zutaten aus, aber verkaufen die Produkte um denselben Preis. Nach dem ersten rechtskräftigen Urteil gegen die Täuschungsmanöver arbeitet die Bundesregierung an einem Gesetz zur Kennzeichnungspflicht.

Lebensmittel werden spürbar teurer – doch nicht immer ist der Preisanstieg sichtbar. „Shrinkflation“ heißt der Trend. Hierbei reduzieren Hersteller die Füllmenge, verlangen aber gleich viel für das Produkt. Plötzlich wiegt die Milka-Schokoladentafel nur mehr 90 statt 100 Gramm, kostet aber genauso viel wie vorher. Im Ergebnis werden Konsumentinnen und Konsumenten im Glauben gelassen, die Preise seien stabil. Tatsächlich bekommt man weniger für sein Geld, ohne die eigentliche Preiserhöhung der Lebensmittel zu bemerken. Geschummelt wird vor allem bei Snacks und Süßigkeiten. Aber auch Brotaufstriche, Fertiggerichte und Waschmittel sind nicht sicher vor der Shrinkflation. Vorsicht ist auch bei Limited Editions geboten, statt “Neu” oder “Besser” sind diese Produkte meistens nur leerer. Zum Beispiel ist das Twix-White im Vergleich zum klassischen Twix um einen Zentimeter kürzer – kostet aber genauso viel.

Ein weiteres Schlagwort in Sachen Teuerungen ist die “Skimpflation” („to skimp“ = mit etwas geizen). Statt der Füllmenge reduzieren die Produzenten einzelne Zutaten. Zum Beispiel nur mehr 50% statt 70% Cashewkerne bei Lorenz Studentenfutter. Wie Hersteller uns auch gern belügen: Sie tauschen bisherige Zutaten durch billigere, minderwertige Inhaltsstoffe aus. Plötzlich ist in den Chips dann exotisches Palm- statt heimisches Sonnenblumenöl. Der Preis bleibt dabei – man ahnt es – natürlich der gleiche.

“Urteil, ahoi!”: Iglo wird wegen Konsumenten-Täuschung zur Verantwortung gezogen

Seit Anfang September gibt es das erste rechtskräftige Urteil gegen die „Shrinkflation“ in Österreich. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) reichte im Auftrag des Sozialministeriums bereits im Februar 2023 Klage gegen Iglo ein. Der Hersteller hatte den Preis für seinen “Atlantik Lachs” um knapp 15 Prozent angehoben und den Packungsinhalt wenige Monate später von 250 auf 220 Gramm geschrumpft. Aus diesem Grund wurde Iglo wegen irreführender Geschäftspraktiken verurteilt.

Der Hersteller hat die reduzierte Füllmenge zwar korrekt angegeben, die Verpackung aber abgesehen davon unverändert gelassen. Laut Gericht reicht das nicht, um eine Täuschung auszuschließen. Es kann nicht von Verbraucherinnen und Verbraucher erwartet werden, dass sie bei jedem Einkauf genau kontrollieren, ob sich die Füllmenge geändert hat. In einer Aussendung des VKI kommentiert Staatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ):

„Das Urteil gegen Iglo zeigt klar, dass Shrinkflation eine Täuschung ist und rechtliche Konsequenzen hat.”

Bundesregierung plant eine Kennzeichnungspflicht bis Ende 2025

Bisher nutzten Hersteller die Rechtslücke aus – noch besteht keine gesetzliche Kennzeichnungspflicht. Damit Konsumentinnen und Konsumenten aber nicht bei jeder Shrinkflation zwei Jahre lang auf ein Urteil warten müssen, soll ein Gesetz zu deren Schutz her. Als Vorbild dient Frankreich. Dort gibt es bereits seit Juli 2024 rechtliche Regelungen, die Hersteller bzw. Händler verpflichten, Verbraucherinnen und Verbraucher über reduzierte Mengen bei gleichen Preisen zu informieren. Jetzt soll auch in Österreich ein Gesetz verabschiedet werden.

“Die Bundesregierung wird einen Gesetzesentwurf ausarbeiten, um auch hier für Transparenz an der Kassa zu sorgen. Unser Ziel ist: Wir wollen eine klare Kennzeichnungspflicht schaffen, damit Konsument:innen im Supermarkt auf einen Blick sehen, was sie wirklich für ihr Geld bekommen”, so Königsberger-Ludwig.

Laut Regierung soll die Pflichtmarkierung bis Ende 2025 in Kraft treten. Details zur konkreten Umsetzung gibt es bisher noch nicht.

Wie kann man sich gegen Shrink- und Skimpflation schützen?

In der Zwischenzeit können sich Verbraucherinnen und Verbraucher am Grundpreis orientieren, also der Preis pro Kilo oder Liter, der meistens am Preisschild im Supermarkt angegeben ist. So kann man die Kosten verschiedener Hersteller vergleichen und Preiserhöhungen erkennen, ohne sich durch die Füllmengen einzelner Lebensmittel überlisten zu lassen.

Außerdem können Konsumentinnen und Konsumenten über ein einfaches Online Formular dem VKI Produkte melden, die verdächtig erscheinen oder durch die man sich getäuscht fühlt. Nachdem das die Fachabteilung prüft, veröffentlicht der VKI seine Beurteilung sowie die Stellungnahme der betroffenen Hersteller.

Kasija Milošević

Share
Veröffentlicht von
Kasija Milošević
Tags: featured Inflation Konsumentenschutz Lebensmittel Shrinkflation Skimpflation Teuerung

Ähnliche Artikel

  • Oberösterreich

Manfred Haimbuchner: Der FPÖ-Mann, der gegen alles ist

Manfred Haimbuchner steht wie kaum ein anderer in der FPÖ für die starken Widersprüche der…

25. September 2025
  • Wien

49 demolierte Autos in Favoritner Parkhaus: Klage soll Garagenbetreiber in die Pflicht nehmen

49 demolierte Autos sind das Resultat von Partys und Einbruchsserien in der Parkgarage in der…

24. September 2025
  • Fokus Arbeit

Katharina, 36: “Die Öffnungszeiten von KiGa und Schule machen Vollzeitjob unmöglich“

Katharina arbeitet 20 Stunden die Woche als Projektmanagerin. Daneben "schupft" sie einen 4-Personen-Haushalt: sie putzt,…

24. September 2025
  • Frauen

„Zwischen zwei Welten – und in keiner zuhause“: Die Identitätskrise und der endlose Kampf migrantischer Frauen

Ein Zuhause: Was ist das eigentlich? Sonja, Ayaka, Hana und Soraya sind vier Frauen mit…

12. September 2025
  • Kärnten

Nachhaltig und günstig: Kärnten und Steiermark fordern gemeinsames Koralmbahn-Klimaticket

Kärnten und die Steiermark haben gemeinsam etwa gleich viele Einwohner wie Wien - klimafreundliche und…

12. September 2025
  • Niederösterreich

Weinburg zeigt wie’s geht: Wie eine Gemeinde ihren Supermarkt rettete

Während viele Gemeinden in Österreich ohne Lebensmittelgeschäft auskommen müssen, geht Weinburg in Niederösterreich einen anderen…

11. September 2025