Die steirische Gemeinde Spielberg zeigt, wie eine kleine Maßnahme große Wirkung entfalten kann. Anstatt Reinigungsdienste an Fremdfirmen zu vergeben, stellt Spielberg die Putzkräfte nun selbst an. Davon profitieren nicht nur die zehn neuen Arbeitnehmerinnen – sie arbeiten nun weniger und verdienen mehr – sondern auch die Gemeinde selbst.
Der Gemeinderat im steirischen Spielberg fällt einen vermeintlich kleinen Beschluss. Die Reinigungsarbeiten im Ort sollen künftig nicht mehr von Fremdfirmen, sondern von der Gemeinde selbst erledigt werden. Die Maßnahme entfaltet große Wirkung: Spielberg stellt zehn neue Reinigungskräfte als Gemeinde-Bedienstete selbst an. Sie traten bereits am 1. September ihren Dienst an.
Die Reinigungskräfte waren zuvor bei privaten Firmen beschäftigt. Zu Bedingungen, die teilweise nicht arbeitsrechts-konform waren, wie die Neue Zeit aus Gemeinderats-Kreisen erfährt. Die Putzkräfte hatten Verträge mit bis zu 49 Arbeitsstunden pro Woche. Nun sind sie Angesellte der Gemeinde – mit sicheren Arbeitsverträgen und einem höheren Gehalt.
Der Beschluss des Gemeinderates fiel einstimmig. Für Bürgermeister Manfred Lenger (SPÖ) ist die Maßnahme eine Frage der Verantwortung: „Gerade in Zeiten wie diesen, in denen es ohnehin schwierig ist, einen Arbeitsplatz zu finden, sehen wir uns als öffentliche Einrichtung in der Pflicht. Wir haben die Verantwortung, krisensichere Jobs zu schaffen.“
Auch die Gemeinde selbst könnte profitieren. 2019 gab Spielberg noch 270.000€ für Reininungsdienste von Privatfirmen aus. Diese Ausgaben könnten sich künftig reduzieren. Langfristig, meint Bürgermeister Lenger, könnte es für die Gemeinde günstiger sein, Reinigungskräfte selbst anzustellen, als Aufträge an Fremdfirmen zu vergeben.
Die neuen Reinigungskräfte sind für die Pflege und Instandhaltung aller öffentlicher Gebäude in Spielberg zuständig. Sie sind ganzjährig angestellt. Auch das war zuvor anders: Da Schulen in den Sommerferien keinen großen Reinigungsbedarf haben, waren die Putzkräfte bei den Privatfirmen teilweise saisonal unterschiedlich beschäftigt.
Die Maßnahme in Spielberg könnte Vorbild für weitere Gemeinden sein. Vielen Reinigungskräften in Österreich fehlt ein gesichertes Arbeitsverhältnis und ein reguläres Einkommen. Friedrich Schneider, Ökonom an der Universität Linz, schätzt, dass 90% der Reinigungskräfte in Privathaushalten schwarz arbeiten. Sie sind daher auch nicht sozialversichert oder müssen ihre Versicherung selbst bezahlen. Wird der Lohn unter der Hand ausbezahlt, ist er auch nicht auf den späteren Pensionsanspruch anrechenbar. Auf Regelungen des Arbeitsschutzes können sich Putzkräfte, die schwarz arbeiten müssen, ohnehin nicht berufen.
Aber auch Reinigungskräfte in Anstellungsverhältnissen haben mit Problem zu kämpfen. Das beginnt schon beim Gehalt: Laut AMS-Gehaltsrechner verdient eine Putzkraft in Österreich 1.400 Euro brutto für ihre Vollzeit-Arbeit. Da die meisten aber in Teilzeit arbeiten, beträgt das Durchschnittsgehalt gerade einmal 800€ netto.
16% der weiblichen Reinigungskräfte geben an, mit ihrem Gehalt nicht auszukommen. Wenn sie es denn überhaupt in voller Höhe erhalten: Das Forschungsinstitut IFES erhebt in einer Befragung, dass der Lohn jeder zehnten Reinigungskraft in Österreich nicht korrekt abrechnet wird.
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