Energiekonzerne machen derzeit milliardenschwere Übergewinne. Die Kunden leiden unter den hohen Preisen. Das müsste nicht so sein. Denn ein Blick auf die Eigentumsverhältnisse der größten Stromproduzenten zeigt: Die Republik hält die Mehrheit an so gut wie allen Energieversorgern Österreichs. Aber wer genau produziert den Strom in Österreich?
Die Strompreise in Österreich explodieren. Seit Anfang des Jahres hat sich der Preis für Strom um ganze 320 % erhöht. Die Energiekonzerne profitieren von dieser Situation. Sie machen Übergewinne in Milliardenhöhe. Aber wem gehören eigentlich die österreichischen Energieversorger? Wer profitiert auf Kosten der Bevölkerung? Kurz: Wer produziert den Strom in Österreich?
Bis zum Jahr 2001 lag die Stromerzeugung in Österreich fest in staatlicher Hand. Damals gab es nur staatliche oder landeseigene Energieversorger. Die Strompreise waren daher behördlich festgelegt. Mit Beginn der 1980er Jahre wurden die bis dahin staatlichen Konzerne nach und nach teilprivatisiert. Seitdem können auch private Investoren Aktien von Energieunternehmen, wie etwa dem Verbund, erwerben.
Trotzdem ist der Staat auch heute noch der Haupteigentümer der größten Energieversorger Österreichs. Ein Blick auf die Eigentumsverhältnisse der Stromkonzerne zeigt: Der Staat oder die Bundesländer halten die Mehrheit an so gut wie allen Energieversorgern Österreichs. Manche städtische Stromproduzenten werden sogar zu 100 % öffentlich verwaltet.
Die Übergewinne, die jetzt ausgeschüttet werden, gehören also großteils der österreichischen Bevölkerung. Eine Übergewinnsteuer wäre nicht nur gerecht, sondern wegen den Eigentumsverhältnissen auch leicht machbar.
Die Verbund AG ist der größte Stromerzeuger in Österreich. 95% des erzeugten Stroms stammt aus Wasserkraft. Die Kraftwerke der Verbund AG befinden sich nicht nur in Österreich, sondern auch in Bayern. Der Verbund gehört mit 51% mehrheitlich der Republik Österreich. Knapp 25% befinden sich im gemeinsamen Besitz der EVN, die mehrheitlich (51%) dem Land Niederösterreich gehört, und den Wiener Stadtwerken, die zu 100% der Stadt Wien gehören. Der Tiroler TIWAG, die sich zu 100% im Besitz des Landes Tirol befindet, gehören 5% der Verbund AG.
Der Verbund ist also zu rund 80% im Besitz der öffentlichen Hand. Auffällig viele Spitzenposten werden von ÖVP-nahen Personen besetzt. Verbund-Vorstandsvorsitzender Michael Strugl etwa war früher ÖVP-Landesrat in Oberösterreich
Die Energie AG Oberösterreich versorgt mehr als 450.000 Kunden mit Strom. Insgesamt 59 Kraftwerke in Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark produzieren Strom aus Wasserkraft, Photovoltaik, Öl und Gas. Die Energie AG Oberösterreich befindet sich zu knapp 53% im Besitz der oberösterreichischen Landesholding. Das ist die Beteiligungsgesellschaft von Oberösterreich. Das Land hält also die Mehrheit an der Energie AG.
Der Raiffeisen Landesbank OÖ gehören knapp 14 %, der Linz AG 10,35 %, dem Verbund und der Oberbank jeweils 5 % und der Tiroler TIWAG 8%.
Die Wien Energie gehört zu 100% den Wiener Stadtwerken. Diese wiederum gehören zu 100% der Landesholding der Stadt Wien. In der Hauptstadt von Österreich ist die Stromerzeugung durch die Wien Energie damit vollständig in öffentlicher Hand.
Ähnlich sieht es beim größten Energieversorger der Stadt Linz aus. Die Linz Strom GmbH ist genauso wie die Linz Gas/Wärme GmbH ein Teil der Linz AG. Diese befindet sich im Alleineigentum der stadteigenen Unternehmensgruppe Stadt Linz Holding GmbH. Somit steht auch die Linz AG zu 100 % im Besitz der Stadt Linz.
EVN steht für „Energieversorgung Niederösterreich“. Der niederösterreichische Konzern gehört zu 51% dem Land Niederösterreich. 28 % der Aktien halten die Wiener Stadtwerke. Insgesamt befinden sich also rund 80 % der EVN AG im Besitz der Länder. Die restlichen 20 % befinden sich in Streubesitz oder bei den Mitarbeitern.
Die TIWAG, gehört zu 100 % dem Land Tirol. Aufsichtsratschef der TIWAG ist seit Kurzem der Tiroler ÖVP-Chef Anton Mattle. Sollte er die Wahl in Tirol gewinnen und damit Landeshauptmann werden, müsste er von diesem Posten zurücktreten.
Die Innsbrucker Kommunalbetriebe sind der verbreitetste Stromanbieter in Innsbruck. Die Mehrheit der Aktien gehört der Stadt Innsbruck und dem Land Tirol gemeinsam. Die restlichen 49% gehören der TIWAG, die selbst dem Land Tirol gehört. Auch die Innsbrucker Kommunalbetriebe werden also zu 100 % öffentlich verwaltet.
Die Burgenland Energie AG gehört zu 51% der Landesholding Burgenland GmbH, und diese zu 100 % dem Land Burgenland. Die restlichen 49 % der Aktien hält die Burgenland Holding AG, die mit 73 % hauptsächlich der EVN gehört. Die Wien Energie hält knapp 7 % und der Verbund 10 % an der Burgenland Holding. Nur etwas weniger als 10 % befinden sich in Streubesitz. Somit ist auch die Burgenland Energie AG beinahe vollständig in öffentlicher Hand.
Die Energie Steiermark AG gehört zu zwei Dritteln dem Land Steiermark. Der Rest gehört der luxemburgischen Finanzholding S.E.U. Sie ist damit einer der wenigen Stromerzeuger Österreichs, die teilweise einem ausländischen Konzern gehören. Mit fast 75 % ist das Land Steiermark aber trotzdem mit großem Abstand der Mehrheitseigentümer.
Die Salzburg AG gehört zu mehr als zwei Dritteln gemeinsam dem Land Salzburg und der Stadt Salzburg, wobei das Land mit 42,5% die meisten Aktien hält. Die restlichen Aktien hält die Energie AG Oberösterreich, die sich mehrheitlich im Landesbesitz Oberösterreichs befindet.
Das Land Vorarlberg hält 95% an den illwerken vkw. Über die landeseigene Landesvermögensverwaltungsgesellschaft befinden sich die restlichen 5 % ebenfalls im Besitz des Landes Vorarlberg. Der Tiroler ÖVP-Chef Anton Mattle war bis vor Kurzem Aufsichtsratsvorsitzender der illwerke, bis er diesen Posten im Juni 2022 niederlegte, um den Vorsitz im Aufsichtsrat der TIWAG zu übernehmen. Es mischen also auch Spitzenpolitiker in der Stromerzeugung in Österreich mit.
Die Energie Graz Holding GmbH hält mit 51% die Mehrheit am Energieversorger Energie Graz GmbH. Die restlichen 49% hält die Energie Steiermark AG, die zu einem Viertel der luxemburgischen S.E.U Finanzholding gehört, ansonsten jedoch im Besitz des Landes Steiermark ist. Auch die Energie Graz GmbH wird also mehrheitlich öffentlich verwaltet.
Die Energieallianz Austria AG gehört zu je 45% der Wien Energie GmbH und der EVN AG. Und zu 10 % der Energie Burgenland AG. Die Energieallianz Austria entstand erst im Laufe der Liberalisierung des Strommarktes und kümmert sich hauptsächlich um den Vertrieb der Energieversorger Wien Energie, EVN und Energie Burgenland.
Die KELAG als größter Energieversorger Kärntens gehört zu 51% der Energieholding Kärntner Beteiligungs-GmbH, die jedoch nur zu 51 % dem Land Kärnten gehört. Die restlichen 49 % dieser Beteiligungs-GmbH gehören mit der RWE einem der größten Energieanbieter Deutschlands. 12% der KELAG gehören sogar direkt der RWE. Die restlichen 35 % der KELAG-Anteile hält der Verbund. Weniger als 1% der Aktien befinden sich in Streubesitz.
Die Energie Klagenfurt GmbH stehen zu 100 % im Besitz der Stadtwerke Klagenfurt. Diese wiederum gehören zu 100% der Stadt Klagenfurt. Die Energie Klagenfurt GmbH wird damit vollständig öffentlich verwaltet.
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