Ob auf dem Dach eines Grazer Schuhgeschäfts, in einer Berghütte oder in der Spanischen Hofreitschule: Die Band „The Base“ beigeistert ihre Fans überall mit Live-Auftritten. Und das schon recht lange. Seit 1989 macht die Gruppe zusammen Musik aus „Spaß an der Freude“. Drei Grazer, je eine Gitarre, ein Bass und ein Schlagzeug – die Basis eben. Ein Porträt über echte Indie-Dinos.
Wenn Regisseur David Schalko, Vize-Kanzler Werner Kogler, Kabarettist Josef Hader und Schauspieler Michael Ostrowski am selben Ort zusammenkommen, liegt die Vermutung nahe, es handle sich etwa um eine Ausgabe der ORF-Diskussionssendung „Im Zentrum“. Wahrscheinlicher jedoch ist es – dann in der hoffentlich baldigst zurückkommenden Normalität – diese vier Herrschaften auf einem Konzert einer Grazer Band zu treffen, die schon vor über 20 Jahren mit dem Stempel „Geheimtipp“ versehen wurde: Anzeigenredakteur Norbert Wally, ORF-Kameramann Albrecht Klinger und Musiklehrer Karlheinz Miklin Junior sind „The Base“. Eine Combo, die sich 1989 aus den Trümmern der Mittelschulband „Carello Kococ“ abspaltete, um zurück zum Ursprung zu finden – Gitarre, Bass und Schlagzeug, reduzierter Rock, die Basis eben.
Wallys sonorige, charismatische Stimme, die zuweilen düsteren aber auch ironischen Texte, all das zeichnet die Indie-Band seit nun mittlerweile drei Jahrzehnten aus. Zwölf Alben haben The Base bislang veröffentlicht – quer durch diverse Stilrichtungen und dennoch unverwechselbar.
Auch als Live-Act konnten sie ihr Publikum stets überzeugen. Ob nun im Rahmen des Lendwirbels 2016 vor Tausenden Besuchern rooftop im Beatles-Style am Dach eines Grazer Schuhgeschäftes oder – wie Schlagzeuger Karlheinz Miklin erzählt – „auf einer Berghütte im Rahmen einer unplugged Tour in Neuberg an der Mürz, die wegen eines Schneesturms nur von ein paar Tourenskigehern erlebt werden durfte“.
Neben vielen unterschiedlichen Konzertlocations von Kellergewölben, Bädern bis hin zur Spanischen Hofreitschule und dem Burgtheater, ist ein Auftritt fixer Bestandteil des Konzertkalenders: „Base im Scherbenkeller“ am Dreikönigstag ist zumindest für Freunde der gepflegten Indie-Musik schon ebenbürtiges Kulturgut wie für den Österreicher an sich der Skisprungbewerb in Bischofshofen. Seit 2009 gastiert die Band an diesem Tag im Keller des Grazer Lokals am Lendplatz. Seit 2009 heißt es schnell zu sein, um die Karten zu ergattern.
Vermögend freilich wird man in Österreich mit englischsprachiger Musik kaum. Anfangs wurden 90% der Konzert- und Platteneinnahmen direkt in den nächsten Longplayer investiert. Mittlerweile „bleibt Gott sei Dank seit einigen Jahren schon ein bisschen mehr übrig“, so Bandmitglied Miklin, der aber betont: „Reich werden ist etwas anderes“.
Auch wenn schon ein Elektronikkonzern bei der Band anrief, um die ersten Takte ihres Werks „Dirty Little Hole“ für einen Werbespot verwenden zu dürfen. Das Angebot über einen mittleren fünfstelligen Eurobetrag wurde schnurstracks akzeptiert, nur um sich danach zu fragen, ob man sich da nicht doch zu günstig verkauft habe. Nichtsdestotrotz: „Das war sicher die höchste Summe für quasi keinen Aufwand. Diverse Filmsoundtracks spülen dann und wann zwar schon auch größere Beträge in die Kasse, aber dafür müssen wir auch viel mehr leisten“, so Miklin.
Stolzer als auf monetäre Erfolge ist man innerhalb der Band ohnehin auf künstlerische Meilensteine. Einen wie im ausverkauften Wiener Burgtheater als Special Guest der deutschen Gruppe Element of Crime aufzutreten. Daraus erwuchs eine Verbindung, die bis heute anhält – erneut so etwas Langfristiges. Der Base-Schlagzeuger: „Wir haben deren Frontman Sven Regener bei den Dreharbeiten zur Glawogger-Komödie „Contact High“ kennengelernt. Bei einem Auftritt der Band im Grazer Orpheum haben wir sie backstage besucht. Regener hat uns spontan gefragt, ob wir Lust dazu hätten, sie bei zwei Gigs zu supporten.“ Hatten sie. Und sorgten – ausnahmsweise im Sakko – für Jubelstürme und viel Lobeshymnen diverser Musikkritiker.
2020 waren die Konzerte der drei Steirer coronabedingt rar gesät – und trotzdem wusste die Band The Base ihre vielen prominenten und noch mehr weniger prominenten, treuen Anhängern zu begeistern. Im ersten Lockdown schickte die Band den Grazer Indie-Rock rund um den Globus: Von jenem Ort aus, an dem The Base all ihren Platten den letzten Feinschliff verpasst.
Aus dem Grazer Tonstudio „die mischerei“ gaben sie ihrer Anhängerschaft ein grandioses Streaming-Konzert, welches gleichzeitig in alle Österreichischen Kulturforen der Welt übertragen wurde. Anstatt im Kellerklub wurde zuhauf in den eigenen Wohnzimmern mitgeschunkelt. Bereits zuvor produzierten sie als Quarantäne Sessions eine Reihe von Cover-Versionen, im Sommer gelang es noch einige Male – darunter auch traditionell im Parkhaus, mitten im Grazer Stadtpark, und im Wiener Chelsea – live vor Publikum zu spielen. Bis die „Neue Normalität“ erneut zuschlug.
Besonders der Frontman der Band, Norbert Wally, war in der Vor-Corona-Zeit umtriebig wie selten zuvor. Neben unzähligen Base-Konzerten, wirkte er auch an Theaterproduktionen in Sarajevo und Tuzla mit, im Herbst 2019 mimte er im Grazer Schauspielhaus den „Vernon Subutex“ und war zudem als Solokünstler unterwegs.
Da kam der erste Lockdown, um ein bisschen runterzukommen, gar nicht so ungelegen. Der Sänger hat die Zeit genutzt, um viele neue Songs zu schreiben, hat überdurchschnittlich viel Gitarre gespielt und länger geschlafen als gewöhnlich. „Also nein, verlernt hab ich‘s nicht“, meint Wally, dem etwas weniger gefällt:
„Ich glaube, auf gewisse KünstlerInnen – und vor allem auf jene, die davon leben – hat Corona teilweise existenzbedrohende Auswirkungen. Zwar kann die Politik grad nicht viel mehr machen, als sie ohnehin tut, sprich, zu versuchen, das finanziell halbwegs auszugleichen. Ein bisschen zynisch ist es jedoch, dass Konzertsäle geschlossen werden, während Gottesdienste nach wie vor abgehalten werden dürfen. Das verstehe ich nicht ganz.“
Wally fühlt auch mit jenen, die nicht auf einen derart soliden Background wie er und seine zwei Bandkollegen bauen können.
„Mindestens genauso, wenn nicht stärker, sind meiner Meinung nach Bühnenmitarbeiter oder beispielsweise Ton- und Lichttechniker betroffen. Jene Gruppen, die sich nicht auf hohen Album-Verkaufszahlen oder Förderungsverträgen ausruhen können. Über die spricht man kaum. Und insgesamt darf man der Politik und auch der Gesellschaft jetzt nicht das Gefühl vermitteln, dass wir Künstler auch ohne Geld ganz gut zurechtkommen. Das wäre das falsche Signal.“
Nach dem letztjährigen, in einem Landhaus im slowenischen Karst aufgenommenem Album „Tribal Instinct“, das die Erdig- und Einfachheit ihrer Geburtsstätte widerspiegelt, werden The Base im März 2021 erneut einen Longplayer produzieren. Wohin die Reise geht, wird noch nicht verraten.
Aber wie schon die Tageszeitung Der Standard schrieb: „In schöner Regelmäßigkeit bringt die Band neue Alben raus, ein schlechtes war nie dabei.“ Corona wird dabei nicht wirklich eine Rolle spielen, obwohl, so Wally, „das Gefühl von der damit verbundenen Vereinsamung, Langeweile, Sinnlosigkeit, Fremdbestimmung, existenzieller Erschlaffung und autistischer Anwandlungen sicher bei unseren neuen Songs wieder mitschwingt. Allerdings waren diese Themen komischerweise auf vorangegangenen Alben schon immer wieder existent“.
Die Band The Base kann cool, dreckig und kraftvoll sein, gefühlvoll bis zuweilen komisch. Vor allem besitzt ihre Musik einen Sog, der einen, je öfter man ihre Songs hört, immer mehr in seinen Bann zieht. Man behauptet immer wieder, jede Krise sei auch eine Chance. Ein kleiner Baustein dafür wäre, sich wieder intensiver mit „echter“ Musik zu beschäftigen.
Obwohl man The Base sofort abnimmt, gar nicht so unglücklich darüber zu sein, niemals den ganz großen, schnellen Erfolg eingefahren zu haben, hat sich ihre Beharrlichkeit zumindest qualitativ längst ausgezahlt. Und auch ihre Anhängerschaft wächst. Langsam aber stetig. Überwiegen tut für die Drei aber ohnehin „der Spaß an der Freude“ – wie Drummer Karlheinz Miklin erzählt: „Wir machen das jetzt seit über 30 Jahren, ich kann mir mein Leben ohne diesen Teil davon gar nicht mehr vorstellen.“ Ihre Fans wird dies freuen. Denken sie doch allesamt ähnlich.
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