Am Mittwoch kündigte die Uniqa-Gruppe an, 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abzubauen. Tags darauf verkündete sie gleich hohe Gewinne, wie im Jahr vor der Krise. Die Geschichte zeigt sehr deutlich, wer die Gewinner und die Verlierer der Corona-Politik in Österreich sind.
Der Mittwoch war ein schwarzer Tag für zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Uniqa. Der Konzern will 600 Jobs abbauen, den Großteil davon in Österreich. Insgesamt beschäftigt die Uniqa-Gruppe 13.000 Menschen, 6.000 davon in heimischen Niederlassungen. Es werden bis 2022 also fast 10% der Belegschaft in Österreich gegangen.
Tags darauf dann Sektkorkenknallen bei den Uniqa-Aktionären: Trotz Corona verkündete der Konzern praktisch gleich hohe Gewinne, wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. In den ersten neun Monaten blieb der Vorsteuergewinn (EGT) mit 213,8 Mio. Euro praktisch unverändert gegenüber dem Vorjahr. Nach Abzug von Verlusten in Tochterunternehmen, Abgaben etc. bleiben 166,5 Millionen Euro Konzerngewinn für die Aktionäre über.
Noch vor dem Frühstück stieg der Kurs der Uniqa-Aktien um 1,54 Prozent. Das ist schon stattlich.
Es ging also offenbar nicht darum, Verluste des Krisenjahres abzufedern. Vielmehr zieht die Uniqa im Windschatten der Corona-Krise Umbaumaßnahmen und Kündigungen durch, um die Gewinne für Aktionäre zu steigern. Das Programm läuft unter dem Namen „Uniqa 3.0“ und war bereits seit 2019 geplant. Damals war allerdings noch nicht direkt die Rede von Entlassungen. Lediglich eine Reduktion der Vorstände kündigte der Konzern an. Ob von Anfang an ganze 600 Stellen abgebaut werden sollten, oder man die Ablenkung durch die Corona-Krise missbraucht? Das muss Spekulation bleiben.
Sie wären jedenfalls nicht der einzige Konzern, der die Pandemie ausnützt. Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) hat bereits mehrfach kritisiert, dass viele angebliche „Corona-Kündigungen“ wenig bis gar nichts mit der Krise zu tun haben. Im Gegenteil: Viele Unternehmen nutzen COVID-19 als Vorwand, um lange geplante Kündigungen zu rechtfertigen. Manche haben wohl sogar Personalkürzungen vorgezogen, weil sie jetzt weniger Kritik erwarten.
Doch darüber redet Sebastian Kurz nicht gern und tut wenig. Trotz vollmundiger Ankündigungen im Spätsommer ist bisher nur ein einziger Fall bekannt, in dem er zumindest aktiv werden wollte. Dann kam ihm Corona dazwischen. Oder Schlampereien, die auf Gleichgültigkeit hindeuten: In der Steiermark richteten die Mitarbeiter der ATB verzweifelte Hilfsappelle an Kurz. Der reagierte nicht. Als es schon lange zu spät war, ließ das Bundeskanzleramt ausrichten, man habe die Schreiben „übersehen“. Mehr Mühe waren Kurz die 400 Beschäftigten scheinbar nicht wert.
Ganz besonders wenig Gegenwind hat wohl die Uniqa vom Kanzler zu befürchten. Schließlich hat er den ehemaligen Uniqa-Chef zum Finanzminister der Türkis-Blauen Regierung gemacht.
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