Die Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher will Superreiche stärker zur Kasse bitten und mit den Einnahmen ärmere Haushalte finanziell unterstützen. Der Wunsch nach einer solchen Vermögenssteuer ist laut einer Umfrage während der Teuerung noch größer geworden.
Acht von zehn Österreicherinnen und Österreichern (78%) wollen eine Steuer auf große Vermögen. Damit soll der Staat dann ärmere Haushalte finanziell besser unterstützen. Besonders hoch ist die Zustimmung zur Vermögenssteuer unter Arbeiterinnen und Arbeitern (86%).
Zu diesem Ergebnis kommt das „Sozialbarometer“ der Volkshilfe, eine im Herbst 2022 durchgeführte Umfrage unter 1.031 Befragten. Für Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger zeigt die Studie, „dass die Bevölkerung erkannt hat, dass es hoch an der Zeit ist, endlich vermögensbezogene Steuern für die Wenigen einzuführen, um den Vielen besser helfen zu können.“
Die Volkshilfe-Umfrage bestätigt einen Trend, den die Teuerung noch vergrößert haben dürfte: Die Mehrheit will Superreiche stärker besteuern. Aber die meisten Medien und Parteien sind dagegen.
Sollen Reiche mehr Steuern zahlen, damit die Ärmeren besser unterstützt werden können? Diese Frage bejahten 2018 in einer großen OECD-Umfrage rund 70% der Österreicherinnen und Österreicher. Zum selben Ergebnis kommt eine IFES-Studie in Oberösterreich aus dem Frühling 2021: 7 von 10 Befragten wollten, dass extrem Reiche in der damaligen Corona-Krise einen größeren Beitrag leisten, um die Krisenkosten zu finanzieren.
Dann brach die aktuelle Teuerungswelle über Österreich herein. Das scheint den Wunsch nach einer Vermögenssteuer noch vergrößert zu haben. Im Volkshilfe-Sozialbarometer sind mittlerweile 78% für eine Reichensteuer.
Sogar viele Reiche selbst fordern eine Vermögenssteuer. 2021 wandte sich eine Gruppe aus Millionärinnen und Millionären aus Österreich und Deutschland mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit. Ihr Appell: Besteuert uns endlich!
Trotz der großen Mehrheit gibt es in Österreich seit 1993 keine Vermögenssteuern mehr. Das wird sich so bald auch nicht ändern, denn die türkis-grüne Regierung ist gegen eine stärkere Besteuerung von Vermögen. Die ÖVP sowieso, die Grünen sind zwar grundsätzlich dafür, wollen aber aktuell nicht darüber verhandeln.
Und auch in den Medien spiegelt sich die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung nicht wider. Das Momentum-Institut hat 1.000 Kommentare der letzten 15 Jahre in den heimischen Zeitungen ausgewertet. 70% davon schreiben gegen eine Vermögenssteuer an. Die Zeitungs-Kommentatoren geben das Stimmungsbild der Menschen also genau im umgekehrten Verhältnis wieder.
Eine Folge der fehlenden Reichensteuer ist die ungleiche Verteilung des Vermögens in Österreich. Das reichste Prozent der Bevölkerung besitzt über 40% des gesamten Privatvermögens. Die ärmere Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher hingegen besitzt nur 2,5% des Vermögens.
Die meisten Vorschläge für eine Reichensteuer setzen erst ab einem Privatvermögen von einer Million Euro an. Wer also kein Millionär ist, ist davon gar nicht betroffen. Besteuert der Staat Vermögen ab einer Million Euro gestaffelt mit 0,7% bis 1,5%, bringt die neue Steuer bis zu sieben Milliarden Euro an zusätzlichen Einnahmen.
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