Weinbau in der Großstadt? Wien wurde buchstäblich auf Weinbergen erbaut. Pro Jahr werden rund 2 Millionen Liter Wein in Wien gekeltert. Somit ist Wien die einzige Hauptstadt der Welt, die über einen eigenen Weinbau verfügt.
700 Hektar an Weinbauflächen, über 400 Weinbaubetriebe – Wien ist die einzige Hauptstadt der Welt mit einem eigenen, ökonomisch bedeutsamen Weinbau. Hier werden jährlich über 2 Millionen Liter an Wein, davon 80% Weißwein, produziert. Der Großteil des Wiener Weins wird direkt in Wien verkauft, vor allem beim Heurigen. Die Schwerpunkte des Weinbaus liegen heute in den Vororten, vor allem in den Bezirken Döbling, Floridsdorf, Liesing und Favoriten. Das war nicht immer so.
Der Weinbau in Wien ist vermutlich so alt wie die Stadt selbst. Schon zu Zeiten der Kelten und Römer gab es die ersten Rebkulturen in Wien. Der römische Kaiser Probus ließ hier sogar Wein für seine römischen Legionen kultivieren. Die ersten richtigen Nachweise der ältesten Wiener Weingärten gibt es ab 1132.
Wien wurde buchstäblich auf Wein erbaut: Noch im späten Mittelalter waren große Teile der späteren Bezirke voll von Weinbergen. Wein war damals auch eine Haupterwerbs-Quelle der Wienerinnen und Wiener.
Doch im 15. Jahrhundert wurde der Anbau von neuen Weingärten verboten. Grund dafür: Die Weingärten wuchsen so schnell, dass sie den Ackerbau fast vollständig verdrängten.
Die Grundlage der heutigen Wiener Heurigenkultur entstand im Jahr 1784: Damals erlaubte Kaiser Joseph II. den Wiener Weinbauern Lebensmittel aus eigener Erzeugung gemeinsam mit dem eigenen Wein zu verkaufen. Das sicherte den Erhalt der restlichen Weinberger.
Der Weinkonsum in Wien war damals beträchtlich: Um das Jahr 1800 wurden noch etwa 120 Liter pro Kopf und Jahr getrunken. Im Jahr 1835 waren es noch 60 Liter, am Vorabend des ersten Weltkrieges nur noch 25 Liter. Heute trinken die Österreicherinnen und Österreich durchschnittlich 27 Liter Wein pro Jahr – das sind 36 Flaschen pro Person.
Während es früher in so gut wie jedem Bezirk Rebstöcke gab, verdrängte im Laufe der Zeit die zunehmende Verstädterung die Weingärten aus Wien. Dennoch bleibt der Wiener Weinbau in den Randbezirken erhalten und trägt ganz besonders zum Stadtbild Wiens bei. Heute gibt es noch um die 100 Heurigerbetriebe in Wien. Im ersten Bezirk, am Schwarzenbergplatz, gibt es noch heute den letzten, wenn auch sehr kleinen, Weingarten der Innenstadt. 2019 wurde die Wiener Heurigerkultur sogar zum UNESCO-Kulturerbe erklärt.
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